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Begründung: Der Artikel beinhaltet keine richtige Definition, was ein "Awareness-Team" denn nun genau macht. Die beschriebenen Aufgaben sind eine schwammige, undefinierte Vermengung von Sozialarbeit und Sicherheitskraft. Jetzt ist es aber so, dass diese Berufe ein professionelles Studium, Ausbildung bzw. von der Industrie- und Handelskammer anerkannte Fort- und Weiterbildung beinhalten. Besonders in den Berufen, die die Sicherheitsbranche betreffen, wurden vom Gesetzgeber sehr strenge und engmaschige Voraussetzungen auferlegt, gerade der Sicherheitsberuf ist genau definiert siehe auch Sicherheitsdienst#Zulassungsvoraussetzungen_und_Grundlagen_in_Deutschland. Absolute Grundvoraussetzung ist mindestens eine 40-Stündige Unterrichtung in 34a GewO siehe hier, ohne das ist es absolut unzulässig, irgendwie als Sicherheitspersonal aufzutreten. Es sei denn, es ist ein Privatvergnügen des jeweiligen Veranstalters. Die unten aufgeführte "Awareness-Academy"- bleibt in dieser Hinsicht auch nur schwammig und ist als Bildungseinrichtung nicht anerkannt. Ich habe eine Sachkundeprüfung nach 34a. Awareness ist ein erheblich prüfungsrelevanter Teil des Unterrichts! Es gibt keine Sicherheitskraft ohne anerkannte Ausbildung in "Awareness"! Somit ist der Artikel "Awareness-Team" in höchstem Maße obsolet und die Inhalte ggf. als Unterpassage in Sicherheitskraft oder Personenschutz einzugliedern. --Juliana 08:55, 8. Jan. 2024 (CET)

Mitglieder des Awareness-Teams der re:publica mit Warnwesten (2022)

Als Awareness-Team wird im Deutschen ein Team bezeichnet, das auf Veranstaltungen Unterstützung gegen Diskriminierung, übergriffiges Verhalten und sexualisierte Gewalt anbietet. Awareness-Teams sind Teil eines Awareness-Konzepts.

Konzept

Der Begriff „Awareness“ bedeutet „Bewusstsein“ oder „Wahrnehmung“.[1] Die Autorin Ann Wiesental definiert Awareness als Achtsamkeit im Umgang mit anderen einerseits, als Bewusstsein für das Vorhandensein von Diskriminierung und Gewalt andererseits.[2] Das Konzept basiert auf dem feministischen Begriff der Definitionsmacht im Kontext sexualisierter Gewalt, bei der davon ausgegangen wird, dass die betroffene Person weiß, was sie erlebt hat, und sie die Diskriminierung oder die Gewalt benennen kann. Die Mitglieder von Awareness-Teams bieten Unterstützung vor allem in Form von Gesprächen an. Sie arbeiten mit Security-Personal und Türstehern zusammen.[3] Mithilfe der Teams sollen Clubs als Safe Spaces ermöglicht werden.[4]

Zu den Materialien, die Awareness-Anlaufstellen bereitstellen können, zählen: Erste-Hilfe-Material, Möglichkeit zum Hinlegen einschließlich Decken, Taschentücher, Traubenzucker, Wasser, Liste mit Anlaufstellen für Betroffene, Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten, Adresse einer Notfallapotheke und wenn möglich Gewaltschutzambulanz, Telefonnummern für Taxi-Services, mehrsprachiges Infomaterial; außerdem Hygieneprodukte, Ohrstöpsel, Obst, Tee, sachliche Informationen über die Wirkung von Drogen, Zugangsmöglichkeiten zur Pille danach.[5]

Der Verein Act Aware e. V., der seit 2020 von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert wird, befragte 8000 Menschen 2022 zu Sicherheit auf Großveranstaltungen mit über 5000 Besuchern.[6]

Verbreitung

Informationsplakat zu Awareness auf der re:publica 2023

Das Konzept von Awareness-Teams hat seinen Ursprung in der rassismuskritischen Bildungsarbeit sowie in feministischen und linksradikalen Kreisen,[1] etwa der Ladyfest-Szene[7] oder bei Slutwalks.[8] Seit 2014 gibt es auf dem Fusion Festival, seit 2015 auf dem Festival Nation of Gondwana ein Awareness-Team.[3] Auf sexpositiven Partys sind Awareness-Teams verbreitet.[9] 2019 gab es auf Demonstrationen von Fridays for Future Awareness-Teams[10] und Awareness-Zelte.[11]

Seit den 2020er-Jahren haben zahlreiche Veranstaltungen eine Awareness-Struktur, auch Fußballvereine[12][13][14] und Karnevalsveranstaltungen[15][16] setzen Awareness-Teams ein. 2020 gründete die Clubkommission Berlin die vom Musicboard Berlin bzw. der Senatsverwaltung für Kultur und Europa geförderte „Awareness Akademie“ unter anderem zur Schulung von Awareness-Teams.[17] Das Berghain reagierte 2022 nach einem angeblichen Vorfall von Needle-Spiking mit einem neuen Awareness-Programm.[18] 2022 wurden auf der Frankfurter Buchmesse,[19] der re:publica[20] und bei Rock im Park[6] zum ersten Mal Awareness-Teams eingesetzt. Bei den Protesten gegen die Räumung von Lützerath 2023 gab es eine „Awareness-Hütte“.[21] Nach den MeToo-Vorwürfen gegen Till Lindemann wurden bei Rammstein-Konzerten sogenannte „Awareness-Buddies“ eingesetzt.[22] Einen Vorschlag, Awareness-Teams für Veranstaltungen zur Verpflichtung zu machen, lehnte der Berliner Kultursenator Joe Chialo ab.[23] Bei einigen Veranstaltungen werden Awareness-Teams mit Seelsorgeangeboten kombiniert.[24][25] Mehrere Veranstalter setzen das Codewort „Wo geht’s nach Panama?“ ein,[26][27][14] eine Anspielung auf die Geschichte Oh, wie schön ist Panama (1978) von Janosch.[28]

Seit 2021 setzt die Stadt Wien Awareness-Teams im öffentlichen Raum ein, nachdem öffentliche Plätze aufgrund der COVID-19-Pandemie stärker von Jugendlichen frequentiert wurden.[29] Ein 2022 in Leipzig gestartetes Pilotprojekt für Teams an der Sachsenbrücke wurde 2023 eingestellt.[30]

Kritik

Jeja Klein kritisierte 2021 in der Jungle World, dass das Awareness-Konzept mit zunehmender Professionalisierung in der Party- und Festivalbranche an politischer Substanz verliere. Statt „transformativ in patriarchale Strukturen der Ungleichheit einzugreifen“, neige die Praxis dazu, das „Feiererlebnis aller Geschlechter unter dem Vorzeichen allgemeiner Gleichheit zu moderieren“. Dass inzwischen unter dem Label „Awareness“ althergebrachte Strukturen des „männerdominierten, kampf- und körperorientierten Türstehergeschäftes“ aufträten, Brandschutzmaßnahmen diskutiert würden oder das Boxen von Grabschern selbst als „Übergriff“ und Verstoß gegen das „Awareness“-Monopol gelte, sei ein deutliches Zeichen eines solchen Prozesses der Entkernung.[31] Marco Kammholz kritisierte 2021 im Neuen Deutschland, Awareness- und Schutzraumkonzepte weiteten die Ansätze der Definitionsmacht auf jedwede Diskriminierungsformen und Sprachhandlungen aus und verwendeten somit ein autoritäres Mittel im Namen diskriminierungsfreier Räume.[32]

Alexander Grau kritisierte das Awareness-Team auf der Frankfurter Buchmesse 2022 im Cicero als Möglichkeit zur Denunziation politisch unliebsamer Teilnehmer.[33] Jocelyne Iten kritisierte Awareness-Konzepte in Clubs 2023 im NZZ-Magazin als Anzeichen politischer Korrektheit im Nachtleben.[34] Frank Jöricke schrieb 2023 in der Welt, die Idee der Party werde mit Awareness-Teams ad absurdum geführt.[35] Eine 2023 in der Zeitschrift Leviathan veröffentlichte Studie von Nadine Maser und Sighard Neckel wirft dem Awareness-Konzept einen Selbstwiderspruch vor. Bei der Bekämpfung von Diskriminierung werde eine Konstruktionsweise von sozialen Kategorien übernommen, mit der typischerweise viele Arten von Diskriminierung ihrerseits operieren.[36]

Nach den MeToo-Vorwürfen gegen Till Lindemann forderte Familienministerin Lisa Paus im Juni 2023 den verstärkten Einsatz von Awareness-Teams. Caspar Shaller kritisierte in der taz, durch die Professionalisierung von Awareness-Strukturen würde bald kein Unterschied mehr zu klassischen Security-Teams bestehen. Durch den Einsatz könnten Veranstalter vorgaukeln, etwas gegen Sexismus und Diskriminierung zu tun, ohne wirklich aktiv zu werden.[37]

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 und den antisemitischen Ausschreitungen während des Krieges in Israel und Gaza 2023 kritisierte Andreas Hartmann im Tagesspiegel, dass die Berliner Awareness Akademie Antisemitismus nicht erwähne. Ihre Mitbegründerin Lewamm Ghebremariam, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Clubkommission, hatte die als antisemitisch kritisierten Slogans „From the River to the Sea – Palestine will be free“ und „Free Palestine from German guilt“ auf Instagram geliked.[38]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Nicholas Potter: Achtsamkeit auf Parties: Care-Arbeit im Technotaumel. In: Die Tageszeitung: taz. 17. August 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Februar 2023]).
  2. Maser/Sökefeld 2021, S. 250.
  3. a b Johanna Montanari und Nora Noll: Achtsame Ekstase (nd-aktuell.de). Abgerufen am 7. Februar 2023.
  4. „Es ist leichter geworden, in einen Club zu kommen“: Berlins neue Türsteher sind nett statt grimmig. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 8. Februar 2023]).
  5. Initiative Awareness e. V: Awareness, S. 25.
  6. a b Sexuelle Übergriffe: Festivals setzen auf Schutzkonzepte. 5. September 2022, abgerufen am 8. Februar 2023.
  7. Barrière 2020
  8. Berliner Slutwalk: Schlampenfieber. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 8. Februar 2023]).
  9. Sexpositiv: Sie sind so frei. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 9. Februar 2023]).
  10. „Fridays for Future“: Wie ticken die Schulstreikenden? - WELT. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  11. Sarah Obertreis, Dortmund: „Fridays for Future“-Sommerkongress: Ein Besuch bei der Bewegung. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 8. Februar 2023]).
  12. Faszination Fankurve, Brühl Germany: Awareness-Konzept der Südkurve München. Abgerufen am 9. Februar 2023.
  13. Awarenesskonzept Kennst du Mika? | SV Werder Bremen. Abgerufen am 9. Februar 2023 (deutsch).
  14. a b NDR: Codewort "Panama": Team beim VfL Wolfsburg hilft in Notlagen. Abgerufen am 18. Februar 2023.
  15. Werner Beuschel: Kolumne Denkanstoß: Karneval voll korrekt. 17. Februar 2023, abgerufen am 18. Februar 2023.
  16. Roland Morgen: Karneval: Trierer Rosenmontagszug: 1250 Teilnehmer, 40.000 Euro Kosten. 17. Februar 2023, abgerufen am 18. Februar 2023.
  17. Kirsten Achtelik: Nackt im Club. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  18. Nach Spritzen-Attacke: Das Berghain reagiert mit neuem Awareness-Programm. 28. Juni 2022, abgerufen am 8. Februar 2023 (deutsch).
  19. "Wir gehen wachsam durch die Hallen". Abgerufen am 7. Februar 2023.
  20. #rp22 – Alles, was ihr wissen müsst! | republica. Abgerufen am 6. Februar 2023.
  21. RedaktionsNetzwerk Deutschland: Lützerath: Wo Klimaaktivisten eine neue Welt erschaffen. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  22. Rammstein im Berliner Olympiastadion: die Funktion des Awareness-Teams erklärt. 13. Juli 2023, abgerufen am 20. Juli 2023 (deutsch).
  23. Marie Frank: Berlins Kultursenator im Interview: „Ich werde Vollgas geben“. In: Die Tageszeitung: taz. 31. Juli 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 31. Juli 2023]).
  24. Your space im Kessel. 21. Juni 2023, abgerufen am 26. September 2023 (deutsch).
  25. Premiere für Festivalseelsorge auf Donauinselfest. Abgerufen am 26. September 2023.
  26. Christian Neffe: Highfield-Festival 2023: Notfall-Satz „Wo geht’s nach Panama?“ 17. August 2023, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  27. S. W. R. Aktuell: "Wo geht`s nach Panama?" - Frauen können per Codewort beim Stuttgarter Kessel Festival nach Hilfe fragen. 25. Juni 2023, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  28. Lisa Maucher: "Wo geht's nach Panama?": Diese Frage soll auf Festivals vor Belästigung schützen. In: Der Spiegel. 19. Juni 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Oktober 2023]).
  29. wien ORF at red: Awareness-Teams berieten 18.000 Personen. 20. September 2022, abgerufen am 11. Februar 2023.
  30. Frank Döring: Pilotprojekt beerdigt: Leipzigs Party-Hotspots bekommen keine Awareness-Teams. Abgerufen am 29. März 2023.
  31. Jeja Klein: Kein Bock auf Awareness (nd-aktuell.de). Abgerufen am 8. Februar 2023.
  32. Marco Kammholz: Das halb Richtige im ganz Falschen. Abgerufen am 3. Januar 2024.
  33. „Code of Conduct“ der Buchmesse - Schaden für die literarische Kultur | Cicero Online. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
  34. Jocelyne Iten: Jetzt wird auch das Nachtleben politisch korrekt. Abgerufen am 20. Februar 2023.
  35. Awareness-Teams in Clubs und bei Konzerten: Das Ende des Flirts? - WELT. 26. September 2023, abgerufen am 26. September 2023.
  36. Maser / Neckel 2023.
  37. Caspar Shaller: Nach Vorwürfen gegen Till Lindemann: Staatlich verordnete Achtsamkeit. In: Die Tageszeitung: taz. 7. Juni 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 2. Juli 2023]).
  38. Politik auf dem Dancefloor: Hat die Berliner Clubszene ein Antisemitismus-Problem? In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 21. Dezember 2023]).