In der linearen Algebra ist eine Basis eine Teilmenge eines Vektorraumes, mit deren Hilfe sich jeder Vektor des Raumes eindeutig als endliche Linearkombination darstellen lässt. Die Koeffizienten dieser Linearkombination heißen die Koordinaten des Vektors bezüglich dieser Basis. Ein Element der Basis heißt Basisvektor, besteht der Vektorraum aus Funktionen, werden die Elemente im Speziellen auch Basisfunktionen genannt. Wenn Verwechslungen mit anderen Basisbegriffen (z. B. der Schauderbasis) zu befürchten sind, nennt man eine solche Teilmenge auch Hamelbasis (nach Georg Hamel). Ein Vektorraum besitzt im Allgemeinen verschiedene Basen, ein Wechsel der Basis erzwingt eine Koordinatentransformation. Die Hamelbasis sollte nicht mit der Basis eines Koordinatensystems verwechselt werden, da diese Begriffe unter bestimmten Bedingungen nicht gleichgesetzt werden können (z. B. bei krummlinigen Koordinaten).

Definition und grundlegende Begriffe

Eine Basis eines Vektorraums ist eine Teilmenge von mit folgenden gleichwertigen Eigenschaften:

  1. Jedes Element von lässt sich als Linearkombination von Vektoren aus darstellen und diese Darstellung ist eindeutig.
  2. ist ein minimales Erzeugendensystem von , jeder Vektor aus lässt sich also als Linearkombination aus darstellen ( ist lineare Hülle von ) und diese Eigenschaft gilt nicht mehr, wenn ein Element aus entfernt wird.
  3. ist eine maximale linear unabhängige Teilmenge von . Wird also ein weiteres Element aus zu hinzugefügt, ist die neue Menge nicht mehr linear unabhängig.
  4. ist ein linear unabhängiges Erzeugendensystem von .

Eine Basis lässt sich mit Hilfe einer Indexmenge in der Form beschreiben, eine endliche Basis beispielsweise in der Form . Wird eine solche Indexmenge benutzt, dann verwendet man jedoch meist zur Bezeichnung der Basis gleich die Familienschreibweise, d. h. statt .

Man beachte, dass in der Familienschreibweise eine Ordnungsrelation auf der Indexmenge eine Anordnung der Basisvektoren erzeugt; heißt dann „geordnete Basis“. Dies macht man sich bei der Beschreibung der Orientierung von Vektorräumen zunutze. Eine Indexmenge mit Ordnungsrelation ermöglicht es, unter den Basen Orientierungsklassen (Händigkeit) einzuführen. Beispiele: abzählbar unendliche Basis , endliche Basis .

Die Koeffizienten, die in der Darstellung eines Vektors als Linearkombination von Vektoren aus der Basis auftreten, nennt man die Koordinaten des Vektors bezüglich . Diese sind Elemente des dem Vektorraum zugrundeliegenden Körpers (z. B. oder ). Zusammen bilden diese einen Koordinatenvektor , der allerdings in einem anderen Vektorraum liegt, dem Koordinatenraum . Achtung: Die Zuordnung der Koordinaten zu ihren jeweiligen Basisvektoren ist entscheidend. Wurde bei der Beschreibung der Basis keine Indexmenge verwendet, muss daher bei der Beschreibung der Koordinaten die Menge der Basisvektoren selbst zur Indizierung herangezogen werden („“).

Obwohl Basen meist als Mengen aufgeschrieben werden, ist daher eine durch eine Indexmenge gegebene „Indizierung“ praktischer. Die Koordinatenvektoren haben dann die Form , der Koordinatenraum ist . Ist mit einer Ordnungsrelation versehen, so entsteht auch für den Koordinatenvektor eine Reihenfolge der Koordinaten. Im Beispiel ist der Koordinatenvektor von der Form („Nummerierung“ der Koordinaten). Der Koordinatenraum ist hier , bei reellen oder komplexen Vektorräumen also bzw. .

Wichtige Eigenschaften

Diese Abbildung ist genau dann
  • injektiv, wenn die linear unabhängig sind;
  • surjektiv, wenn die ein Erzeugendensystem bilden;
  • bijektiv, wenn die eine Basis bilden.
Diese Charakterisierung überträgt sich auf den allgemeineren Fall von Moduln über Ringen, siehe Basis (Modul).
e1 und e2 bilden eine Basis der Ebene.

Beispiele

Beweis der Äquivalenz der Definitionen

Die folgenden Überlegungen skizzieren einen Beweis dafür, dass die vier charakterisierenden Eigenschaften, die in diesem Artikel als Definition des Begriffs Basis genannt werden, äquivalent sind. (Für diesen Beweis wird das Auswahlaxiom oder Lemma von Zorn nicht benötigt.)

Existenzbeweis

Mit dem Lemma von Zorn kann man beweisen, dass jeder Vektorraum eine Basis haben muss, auch wenn man sie oft nicht explizit angeben kann.

Sei ein Vektorraum. Man möchte eine maximale linear unabhängige Teilmenge des Vektorraums finden. Es liegt also nahe, das Mengensystem

zu betrachten, das durch die Relation halbgeordnet wird. Man kann nun zeigen:

  1. ist nicht leer (zum Beispiel enthält die leere Menge). Besteht nicht nur aus dem Nullvektor, dann ist zusätzlich auch jede Einermenge mit in und ein Element von .
  2. Für jede Kette ist auch in .

Aus dem Lemma von Zorn folgt nun, dass ein maximales Element hat. Die maximalen Elemente von sind nun aber genau die maximalen linear unabhängigen Teilmengen von , also die Basen von . Daher hat eine Basis und es gilt darüber hinaus, dass jede linear unabhängige Teilmenge von in einer Basis von enthalten ist.

Basisergänzungssatz

Ist eine vorgegebene Menge linear unabhängiger Vektoren und geht man in obigem Beweis von

aus, so erhält man die Aussage, dass in einem maximalen Element von enthalten ist. Da sich ein solches maximales Element wieder als eine Basis von erweist, ist gezeigt, dass man jede Menge linear unabhängiger Vektoren zu einer Basis von ergänzen kann. Diese Aussage nennt man Basisergänzungssatz.

Weitere Aussagen über Basen

  1. Eine lineare Abbildung eines Vektorraums in einen anderen Vektorraum ist bereits durch die Bilder der Basisvektoren vollständig bestimmt.
  2. Jede beliebige Abbildung der Basis in den Bildraum definiert eine lineare Abbildung.
verschiedene Basen.

Basisbegriffe in speziellen Vektorräumen

Reelle und komplexe Vektorräume tragen meist zusätzliche topologische Struktur. Aus dieser Struktur kann sich ein Basisbegriff ergeben, der vom hier beschriebenen abweicht.

Basis und duale Basis im dreidimensionalen euklidischen Vektorraum

In der klassischen Mechanik wird der Anschauungsraum mit dem drei-dimensionalen euklidischen Vektorraum (V³, ·) modelliert, wodurch dieser eine besondere Relevanz bekommt. Euklidische Vektorräume sind u. a. dadurch definiert, dass es in ihnen ein Skalarprodukt „·“ gibt, wodurch diese Vektorräume besondere und erwähnenswerte Eigenschaften erhalten.

Im dreidimensionalen euklidischen Vektorraum gibt es zu jeder Basis genau eine duale Basis , sodass mit dem Kronecker-Delta δ gilt: Bei einer Orthonormalbasis sind alle Basisvektoren auf Länge eins normiert und paarweise orthogonal. Dann stimmen Basis und duale Basis überein.

Jeder Vektor lässt sich nun als Linearkombination der Basisvektoren darstellen:

Denn die Differenzvektoren von zu den Vektoren rechts der Gleichheitszeichen sind Nullvektoren.

Der dreidimensionale euklidische Vektorraum ist ein vollständiger Skalarproduktraum.

Hamel- und Schauderbasis in Skalarprodukträumen

Beim Studium von reellen oder komplexen Skalarprodukträumen, besonders von Hilberträumen gibt es noch eine andere, dort zweckmäßigere Art, die Elemente des Raumes darzustellen. Eine Basis besteht dabei aus paarweise orthogonalen Einheitsvektoren, und es werden nicht nur endliche, sondern auch unendliche Summen (sog. Reihen) von Basisvektoren zugelassen. Ein solches vollständiges Orthonormalsystem ist in einem unendlichdimensionalen Raum nie eine Basis im hier definierten Sinn, zur besseren Unterscheidung spricht man auch von Schauderbasis. Der im vorliegenden Artikel beschriebene Basistyp wird zur Unterscheidung auch Hamelbasis genannt.

Auerbachbasen

Eine Auerbachbasis ist eine Hamelbasis für einen dichten Unterraum in einem normierten Vektorraum, sodass der Abstand jedes Basisvektors vom Erzeugnis der übrigen Vektoren gleich seiner Norm ist.

Abgrenzung der Basisbegriffe

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. In der Verbandstheorie wird das Austauschlemma von Steinitz in den Rahmen der modularen Verbände gestellt. Es lässt sich zeigen, dass es dem Satz von Kurosch-Ore subsumiert werden kann. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Austauschsatz in modularen Verbänden. (Siehe: Helmuth Gericke: Theorie der Verbände., 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967, S. 143–146)