Bernard ter Haar

Bernard ter Haar (* 13. Juni 1806 in Amsterdam; † 19. November 1880 in Velp) war ein niederländischer reformierter Theologe, Kirchenhistoriker und Dichter.

Leben

Bernard war der Sohn des Kaufmanns Barend ter Haar (* 23. Juni 1766 in Amsterdam; † 11. Juli 1828 ebenda) und dessen Frau Johanna Judith Hamming (* 12. September 1787 in Arnhem; † 29. November 1843 in Amsterdam). Nach dem Besuch der französischen- und ab dem zwölften Lebensjahr der Lateinschule in seiner Geburtsstadt, frequentierte ter Haar ab 1823 das dortige Athenaum Illustre. Nachdem er eine lateinische Preisfrage der Universität Groningen mit der Abhandlung Commentatio de Heraclidarum Incursionibus in Peloponesum earumque causis atque effectibus beantwortet hatte und dafür einen goldenen Ehrenpreis erhielt, immatrikulierte sich ter Haar am 8. Juni 1826 für das Studium der Theologie und Literaturwissenschaften an der Universität Leiden. Seine prägenden Lehrer wurden hier Johann Clarisse, Johannes van Voorst, Johannes Henricus van der Palm, Nicolaas Christiaan Kist und Wessel Albertus van Hengel. Im August 1829 erhielt er seine Zulassung als Pfarrer der reformierten Kirche der Niederlande.

Seine erste Pfarramtsstelle fand er in Emnes, wo er am 23. Mai 1830 mit einer Antrittspredigt über das Evangelium nach Johannes (Kapitel 12, Vers 50) das Amt übernahm. Fast drei Jahre hielt er sich dort auf und verabschiedete sich am 6. März 1833 von der dortigen Gemeinde mit einer Abschiedspredigt über den 2. Brief des Paulus an die Thessalonicher (Kap. 2, Vers 16 & 17). Am 17. März selbigen Jahres trat er in Vlaardingen ein Pfarramt mit der Antrittspredigt über das Evangelium nach Johannes (Kapitel 17, Vers 17) an. Zwei Jahre später am 10. Mai 1835 verabschiedete er sich aus dieser Gemeinde mit einer Predigt über den Brief des Paulus an Philemon (4, 1b) und fand in Arnhem eine neue Wirkungsstätte, wo er am 24. Mai 1835 seine Antrittspredigt zum Brief des Paulus an die Epheser (2, 20b) hielt. Er verließ die Arnhemer Stelle nach drei Jahren, denn bereits 1837 hatte er Rufe als Pfarrer nach Leiden und Dortrecht erhalten und hielt am 4. November 1838 die Abschiedspredigt über den 2. Brief des Paulus an die Korinther (13, 11).

Seine neue Aufgabe trat er 18. November desselben Jahres in Leiden mit einer Predigt über 1. Brief des Paulus an die Korinther (1:2) an. Hier blieb er fast fünf Jahre, erhielt am 2. Februar 1839 das Ehrendoktorat der Theologie der Universität Leiden und verließ die Leidener Gemeinde am 16. Juli 1843 mit einer Predigt über den Brief des Paulus an die Epheser (3, 14-21). Sein letztes Pfarramt trat er am 2. August des Jahres mit der Einstiegspredigt über den 1. Brief des Paulus an die Korinther (3, 9c) an. Als 1853 das Kabinett Thorbecke I versuchte, Staat und Kirche zu trennen, sowie die Religionsfreiheit einführen wollte, formierte sich dagegen eine Bewegung. Die Vertreter dieser Bewegung wehrten sich dagegen, dass in dem calvinistisch geprägten Niederlanden eine Wiederherstellung der bischöflichen Hierarchie durch Papst Pius IX. realisiert werden sollte. Hierzu vertrat er am 15. April 1853 die Bewegung mit einer Rede vor dem König Wilhelm III. In der Folge wurde das Thorbecke Kabinett aufgelöst.

Am 2. März 1854 wurde er zum Professor für Kirchengeschichte und kirchliche Ethik an die Universität Utrecht berufen. Daher gab ter Haar am 11. Juni 1854 seine letzte Pfarrstelle mit einer Predigt über den 2. Brief des Paulus an Timotheus (2, 19) auf, hielt am 16. Juni des Jahres seine Antrittsrede De historiae eclesiasticae et theologiae moralis studio, his maxime, diebus arcte conjungendo und trat das ihm übertragene Amt am 23. Juni an. In seiner Eigenschaft als Utrechter Hochschullehrer beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule und war 1859–1860 Rektor der Alma Mater. Als Kirchenhistoriker ist vor allem sein Werk Geschiedenis der Kerkhervorming in Tafereelen hervorzuheben, welches mehrere Auflagen erlebte. Auch als Dichter hat er sich einen Namen gemacht. Seine pastorale Poesie beschrieb plastisch visualisierend und zeigte eine leidenschaftliche Liebe zur Natur. Für heutige Leser wirkt sie jedoch langweilig und gelegentlich schrill. Sicherlich hatte seine Poetik eine gewisse erbauliche Wirkung für die Menschen seiner Zeit, zeigt aber auch eine gewisse konservative Naivität.

Haar wurde Mitglied der königlich niederländischen Akademie der Wissenschaften, der Gesellschaft niederländische Literatur in Leiden und Leiter der Gesellschaft zur Verteidigung des christlichen Gottesdienstes in Den Haag. 1849 wurde er Ritter des Ordens vom niederländischen Löwen, sowie 1876 Kommandeur derselben Auszeichnung und 1879 Kommandeur des Ordens der Eichenkrone. Am 17. Dezember 1874 nahm er Abschied von seinen Studenten und wurde am 1. Januar 1875 emeritiert.

Er zog in seinen letzten Lebensjahren nach Velp, wo sein Leichnam auf dem Friedhof Rozendaal beigesetzt wurde.

Familie

Haar war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er am 4. August 1830 in Den Haag mit Johanna Maria van Woudenberg (* 16. Februar 1806 in Culemborg; † 18. Dezember 1851 in Amsterdam), die Tochter des Pfarrers 1797 in Abcoude, Schoonderwoert, Amstelveen, Culemborg, Kampen und 1818 in Den Haag Hubertus van Woudenberg (* 12. Oktober 1772 in St. Maartensdijk; † 28. Januar 1829 in Den Haag) und dessen Frau Debora Catharina Schutstal (* um 1776; † 27. April 1832 in Den Haag). Seine zweite Ehe ging er am 16. November 1854 in Den Haag mit Helena Elisabeth Roering (* 4. Juni 1808 in Den Haag; † 8. März 1874 in Utrecht), die Witwe von Dirk Leendert Jonquiere, die Tochter des Gijsbertus Roering und der Elisabeth Martina van Esen (* um 1788; † 19. Januar 1838 in Den Haag) ein. Aus erster Ehe stammen Kinder. Von diesen kennt man:

Werke (Auswahl)

Literatur