Bernd-Ingo Friedrich 2019

Bernd-Ingo Friedrich (* 21. Juli 1952 in Weißwasser; † 9. Januar 2024 ebenda[1]) war ein deutscher Schriftsteller und Kulturhistoriker. Er verfasste mehrere Bücher, Broschüren und Artikel über den Muskauer Dichter und Komponisten Leopold Schefer, den Dichter Heinrich Stieglitz und den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Er befasste sich überwiegend mit Buchkunst und Bibliophilie sowie der Literatur der Aufklärung und des Biedermeier, speziell mit ihren Außenseitern.

Leben

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Friedrich verlebte seine Kindheit in Bad Muskau, wo er auch die Polytechnische Oberschule besuchte. Er besuchte außerdem eine Sportschule in Dresden, das Abitur legte er im Jahr 1971 auf der Erweiterten Oberschule in Weißwasser ab. Anschließend war er bis 1994 in verschiedenen Berufen tätig und beschäftigte sich nebenher mit Plastik, Malerei und Grafik. 1994 erlitt er durch eine von seiner verstorbenen Mutter eingekochte Pilzkonserve eine Vergiftung mit Knollenblätterpilzen; daraufhin wurde ihm im Klinikum rechts der Isar in München eine Leber transplantiert. Durch die Vergiftung wurden auch seine Nieren geschädigt, so dass er mehrere Jahre auf Dialysen angewiesen war. Im Jahr 1999 wurde Friedrich schließlich, ebenfalls im Klinikum rechts der Isar, eine Niere transplantiert.[2] Seit 1994 war er erwerbsunfähig. Im Jahr 2001 begann er zu schreiben und publizierte seit 2003. Von 2009 bis 2023 war er Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Friedrich lebte in Weißwasser.

Kulturhistorische Arbeiten

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Friedrich beschäftigte sich anfangs vornehmlich mit Personen aus dem Umfeld des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Unter anderem publizierte er zusammen mit Ernst-Jürgen Dreyer das Buch „Mit Begeisterung und nicht für Geld geschrieben.“ Leopold Schefer als Komponist, welcher ein Jugendfreund Pücklers und von 1812 bis 1816 offiziell dessen Generalinspektor war. In der Folge kam es im Juni 2010 zur Uraufführung des Römischen Quartetts Nr. 1 von Schefer, einem Streichquartett in d-moll, in der Orangerie des Bad Muskauer Parks. Bernd-Ingo Friedrich führte dabei in Leopold Schefers Leben und Werk ein. 2012 war er mit dem Beitrag „Literaturwissenschaft und Musikalien“ an der Publikation Kunst und Wissenschaft um 1800 der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz beteiligt. Im selben Jahr erarbeitete er das Programmheft Nr. 3 (zur Uraufführung von Leopold Schefers Römischem Quartett Nr. 3) zum Lausitzer Musiksommer 2012. (Das Quartett Nr. 2 wurde im Sommer 2011 aufgeführt.)

2007 entdeckte Friedrich das Originalrezept für das Fürst-Pückler-Eis (s. Veröff. Nr. 9 u. 11).

2010 stellte er mit Hilfe des Mediziners Hans Halter Belege für die Hypothese zusammen, dass Fürst Pückler unter einer impotentia coeundi litt und sein kolportiertes ausschweifendes Liebesleben somit mehr Schein als Sein gewesen ist (s. Veröff. Nr. 15).

Im Sommer 2013 transkribierte er den gesamten zu jenem Zeitpunkt verfügbaren Briefwechsel zwischen Leopold Schefer und dem Fürsten Pückler. Dieser wurde bislang nicht publiziert, kursiert jedoch in Form von Ausdrucken (vgl. Kerstin Volker-Saad, Auf nach Ägypten! Bad Muskau 2018; Begleittext).

Aufgrund seiner Recherchen konnte der den jüdischen Antiquar und Autographenhändler David Salomon betreffende Eintrag im „Berliner Gedenkbuch Jüdischer Opfer der NS-Zeit“ vervollständigt werden; wurde sein Name in das „Deutsche Gedenkbuch“ aufgenommen; in Yad Vashem ein Gedenkblatt für ihn angelegt. Am 6. Mai 2014 wurde auf der Westfälischen Straße 63 in Berlin-Halensee (Charlottenburg-Wilmersdorf) ein Stolperstein für David Salomon verlegt.[3][4][5]

Das Buch Historische Briefbeschwerer – Paperweights aus Brandenburg und Sachsen versammelt die Ergebnisse fünfzehnjähriger Feldforschung des Autors zum Thema „geschundenes Glas“ in der Lausitzer Glasindustrie. Die wesentliche Erkenntnis daraus lautet, dass es sich bei den derart entstandenen Briefbeschwerern um eine echte, späte Volkskunst handelte, die während der Phase der Industrialisierung der Glasmacherei, als die traditionellen Formen der Volkskunst niedergingen, ihre Blütezeit erlebte (s. Veröff. Nr. 23).

„Die Monographie [Heinrich Stieglitz, ein Denkmal] wird bis auf weiteres eine wichtige Quelle für eine im Ganzen unterschätzte Epoche des deutschen Geisteslebens bleiben, deren Bezeichnung als Biedermeierzeit immer schon ein wenig abqualifizierend klingt.“ (Sebastian Hennig; s. Literatur.)

Preise und Auszeichnungen

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Veröffentlichungen (chronologisch)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Bernd-Ingo Friedrich. Pirckheimer-Gesellschaft, 20. Januar 2024, abgerufen am 21. Januar 2024.
  2. Zilker T., Faulstich H. (2017) Cyclopeptide-Containing Mushrooms: The Deadly Amanitas. In: Brent J., Burkhart K., Dargan P., Hatten B., Megarbane B., Palmer R. (eds.) Critical Care Toxicology. Springer, Cham. doi:10.1007/978-3-319-20790-2_117-2 o.p.
  3. Bernd-Ingo Friedrich: Stolperstein Westfälische Str. 63. Abgerufen am 30. August 2020.
  4. Bernd-Ingo Friedrich: Verschollene Autographen, vernichtete Existenzen. Ein Stolperstein für den Antiquar David Salomon. In: Pirckheimer-Gesellschaft (Hrsg.): Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Band 210. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2013, S. 62–68.
  5. Bernd-Ingo Friedrich: Ein Stolperstein für David Salomon. In: Pirckheimer-Gesellschaft (Hrsg.): Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Band 215. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2014, S. 89 f.
Personendaten
NAME Friedrich, Bernd-Ingo
KURZBESCHREIBUNG deutscher Autor
GEBURTSDATUM 21. Juli 1952
GEBURTSORT Weißwasser
STERBEDATUM 9. Januar 2024
STERBEORT Weißwasser