Bernhard Setzwein (2010)

Bernhard Setzwein (* 29. April 1960 in München) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Setzwein wuchs in Bad Dürkheim, Köln und München auf. 1979 machte er in München das Abitur und leistete anschließend Zivildienst in den Oberland-Werkstätten für geistig und körperlich Behinderte in Gaißach bei Bad Tölz. Von 1981 bis 1986 studierte Setzwein an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Germanistik, Deutsch als Fremdsprache und Volkskunde.

Von 1983 bis 1987 war er Mitinhaber und Mitgeschäftsführer des Friedl-Brehm-Verlags in Feldafing. Seit 1986 ist Setzwein freischaffender Autor. Er lebt seit 1990 in Waldmünchen, unterbrochen von einem Aufenthalt in Cham (Oberpfalz) (2015 bis 2020).

Bis 2018 war er mit der Gymnasiallehrerin Ursula Daschner-Setzwein verheiratet. Die gemeinsame Tochter ist die Tanzpädagogin und Choreographin Lena Setzwein.

Setzwein ist Mitglied des Verbands deutscher Schriftsteller (VS), des PEN-Zentrums Deutschland sowie der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste.[1] Ein teilweiser Vorlass von Setzweins Werk-Archiv, der die Zeit von seinen literarischen Anfängen bis etwa 2010 abdeckt, liegt im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg und ist dort für wissenschaftliche Arbeiten einsehbar.[2]

Literarisches Schaffen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühwerk

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Begonnen hat Setzweins literarisches Schaffen Mitte der 1970er Jahre mit bairischen Mundarttexten. Noch als Schüler stieß er zum Friedl-Brehm-Verlag, der seinerzeit als das Sammelbecken progressiv-kritischer Dialektliteratur aus Bayern und Österreich galt. Nach zwei schmalen Sammlungen mit Mundartgedichten – vareck (1978) und Hobdz mi gern (1980) – folgten schriftdeutsche Prosawerke wie Brandwunden (1981) und Wurzelwerk (1984), die den Autor verstärkt als Romancier hervortreten ließen. Bevorzugter Schauplatz seiner Bücher blieb auch noch in Hirnweltlers Rückkehr (1987) und Das Buch der sieben Gerechten (1999) seine Geburtsstadt München. Die letztere Erzählung belegt, dass so unterschiedliche Autoren wie Jean Paul und Paul Wühr gleichermaßen zu Setzweins literarischen Bezugsgrößen gehören.

Schwerpunktthema Mitteleuropa

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infolge seines Umzugs an die bayerisch-böhmische Grenze nach Waldmünchen geriet ab 1990 mehr und mehr der alte mitteleuropäische Kulturraum zwischen Donau und Moldau in den Mittelpunkt von Setzweins Arbeit. Symptomatisch ist der Titel seiner Essaysammlung Ein Fahneneid aufs Niemandsland. Literatur über Grenzen (2001), in dessen Vorwort der Autor schreibt: „Andere Leut' haben ihre Weltanschauung, ich hab’ meine Grenzanschauung.“ Vor allem in der Trilogie aus den Romanen Die grüne Jungfer (2003), Ein seltsames Land (2007) und Der neue Ton (2012) unternimmt der Autor den Versuch, das Epochenereignis des Jahres 1989 – den Fall des Eisernen Vorhangs – und seiner Folgen mit literarischen Mitteln festzuhalten. Eine große Rolle spielen hierbei Rückblenden in die Vergangenheit als Verständnishilfen für die Gegenwart. Charakteristisch ist Setzweins historischer Familienroman Der böhmische Samurai (2017). Er erzählt die Geschichte der einst bedeutenden, auf Schloss Ronsperg (Westböhmen) ansässigen Grafenfamilie Coudenhove-Kalergi. Die Lebensläufe einiger ihrer Mitglieder, darunter Heinrich und Mitsuko sowie Sohn Richard und Schwiegertochter Lilly, bewegen sich zwischen Tradition und Moderne, Nationalismus und Kosmopolitismus, japanischer und mitteleuropäischer Kultur, religiöser Intoleranz und Aufklärung sowie Pflichterfüllung und Hedonismus. Setzweins mitteleuropäisches Interesse und die Rezeption seiner Werke machen jedoch nicht an der bayerisch-böhmischen Grenze Halt. Einige Texte und Bücher wurden ins Tschechische, Rumänische, Polnische, Ungarische und Bulgarische übersetzt.[Anm. 1]

Nietzsche-Roman

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine thematische und geographische Sonderstellung in Setzweins Werk nimmt der Roman Nicht kalt genug ein. Im Mittelpunkt der zwischen 1881 und 1888 spielenden Erzählung stehen die sieben Sommeraufenthalte des seinerzeit noch weitgehend unbekannten und unerkannten Philosophen Friedrich Nietzsche im Oberengadiner Gebirgsort Sils-Maria. In einer Mischung aus Satire und Hommage schildert der Autor aus Sicht der einfachen, teils bäuerlichen Bevölkerung den Lebenswandel, die Gedanken- und die Gefühlswelt des schubweise dem Wahnsinn verfallenden Geistesmenschen Nietzsche. Nicht kalt genug, in Nietzsches 100. Todesjahr (2000) erschienen, wurde in über 20 Zeitungen Deutschlands, der Schweiz und Österreichs besprochen[3] und ist der bislang größte Erfolg Setzweins.

Theaterstücke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Jahr 2000 ist Setzwein verstärkt auch als Theaterautor hervorgetreten. Nachdem er in den 1990er Jahren schon zwei kleine Kammerspiele geschrieben hatte – Watten Wagner Wichs (1998) etwa behandelte eine makabere Episode aus der NS-Geschichte Münchens –, sind es nun vor allem figurenreiche Stücke, die als Großproduktionen auf Freilichtbühnen aufgeführt werden. Besonderes Interesse[4] erregte die theatralische Umsetzung des authentischen Falles der Anneliese Michel aus Klingenberg, die an den Folgen eines an ihr vorgenommenen Exorzismus-Rituals ums Leben kam. Das Stück mit dem Titel Fremde Stimmen wurde 2005 auf der Burgruine Freudenberg aufgeführt. 2007 dramatisierte Setzwein für das Landestheater Oberpfalz die Lebensgeschichte des letzten bayerischen Scharfrichters, Johann Reichhart, wobei der Titel des Stücks 3165 – Monolog eines Henkers auf die Zahl der hingerichteten Delinquenten anspielt. Setzweins Theaterstück Später Besuch. Dietrich Bonhoeffer redivivus, am 9. April 2016 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg uraufgeführt, handelt von den letzten Tagen des Theologen, der von der Nazi-Justiz in dem in der Oberpfalz gelegenen Konzentrationslager hingerichtet wurde. 2018 schrieb Setzwein eigens für eine Freilichtaufführung auf Burg Dagestein im oberpfälzischen Vilseck das Stück Lola Montez – die falsche Spanierin. Mit Resl unser, einer im Jahr 2019 uraufgeführten Auftragsarbeit für das Landestheater Oberpfalz über die katholische Mystikerin Therese Neumann, genannt Resl von Konnersreuth, thematisierte Setzwein nach 2005 erneut ein Phänomen aus Spiritualität und Religionspsychologie. 2023 folgte Monsieur Chateaubriands letzte Reise, ein teils nachdenkliches, teils komödiantisches Kammerspiel und Historienstück. Hauptfiguren sind der französische Staatsmann und Schriftsteller François-René Vicomte de Chateaubriand sowie sein Landsmann, General und Kaiser Napoleon Bonaparte. Sie waren in den Jahren 1833 bzw. gerüchteweise 1812 durch Waldmünchen, Bernhard Setzweins „zweite Heimat“, gekommen und treffen nach ihrem Ableben in der Unterwelt aufeinander, um im Rückblick auf ihr Leben über Werte, Tugenden und Ruhm zu diskutieren.

Autobiographische Notizen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den nach Jahren gegliederten Notizensammlungen Das blaue Tagwerk (2010) und Das gelbe Tagwerk (2020) gewährt Bernhard Setzwein Einblicke in sein schriftstellerisches Denken und Schaffen seit dem Jahr 1997. Einen Schwerpunkt bilden Reisen in ehemalige Ostblock-Staaten, Stipendien-Aufenthalte, Begegnungen mit Schriftstellerkollegen und die Beschäftigung mit ihren Werken; daneben Wanderungen, Alltagsbeobachtungen, Sprachbetrachtungen, Träume und Gedankenblitze, oft mit skurril-amüsanter Note.

Journalistische Arbeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Ende der 1980er Jahre ist Setzwein regelmäßig als freier Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks tätig. Für diesen hat er eine Vielzahl von Hörbildern zu meist bayerischen Kulturthemen (v. a. Biographisches, Literatur und Sprache, Kulturgeschichte, Reisen) geschrieben.

Setzweins reisefeuilletonistisches Interesse drückt sich in einer Reihe von Begleittexten für Bildbände aus, die sich zumeist mit Oberpfälzer Landschaften und Städten befassen. Zudem verfasst Setzwein Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften.

Stipendien und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörbücher

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterstücke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marionettentheaterstück

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörfunkbeiträge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einer Vielzahl von kleineren Rundfunkbeiträgen für diverse Kultursendungen hat Bernhard Setzwein zahlreiche Themen in 30- bzw. 60-Minuten-Features bearbeitet. Die meisten sind Features zur bayerischen Literatur- und Kulturgeschichte, Reisefeuilletons und Autorenporträts (die Jahreszahlen stehen für die jeweilige Erstausstrahlung).

Textbeiträge zu Bildbänden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von Setzwein mit Texten versehenen Bildbände sind allesamt im Buch- und Kunstverlag Oberpfalz (Amberg) erschienen.

Fremdsprachige Ausgaben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitarbeit an Editionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belege

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sekundärliteratur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Bernhard Setzwein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. https://www.sudetendeutsche-akademie.eu/KT/Setzwein.php
  2. Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg e. V.: Vorlass Bernhard Setzwein Abgerufen am 18. Februar 2018.
  3. Z. B. Uwe Schütte: Einsam und kalt. Bernhard Setzweins Nietzsche-Roman (Rezension). In: Süddeutsche Zeitung, 6./7. Mai 2000. – Ralf Konersmann: Slapstick im Engadin. Traurig, komisch: Bernhard Setzweins Roman über Nietzsche (Rezension). In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juni 2000. – Klaus Hübner: Sieben Sommer in Sils-Maria. Bernhard Setzwein wagt sich an Nietzsche und gewinnt (Rezension). In: Schweizer Monatshefte, Zürich, Juli 2000, Heft 7/8, S. 47–49. – Ohne Verfasserangabe: Abtauchen in einen letzten Traum. Aktuelle Bücher zwischen Dienstleistung und Nietzsche-Mission (Rezension). In: Der Standard, Wien, 26. August 2000, S. 3 der Beilage Album.
  4. Z. B. Olaf Przybilla: Die Frage nach dem Bösen (Rezension). In: Süddeutsche Zeitung. 24. Juni 2005. – Elmar Kellner: Keine leichte Kost, aber glänzend serviert (Rezension). In: Fränkische Nachrichten. 27. Juni 2005
  5. Bamberger Poetikprofessur
  6. Kulturpreise der Sudetendeutschen Landsmannschaft und des Freistaates Bayern anlässlich des 64. Sudetendeutschen Tages in Augsburg am 18. und 19. Mai. (Memento vom 17. Februar 2015 im Internet Archive) (PDF; 84 kB) In: Pressemitteilung der Sudetendeutschen Landsmannschaft vom 3. Mai 2013. Abgerufen am 21. Mai 2013.
  7. Adalbert-Stifter-Stipendium
  8. Tschechisches Kulturjahr > Residenzautoren > Bernhard Setzwein
  9. Redaktion Onetz: Ein tiefgreifendes psychologisches Kammerspiel. In: Onetz.de. 23. November 2007, abgerufen am 5. Dezember 2018 (Interview mit Autor – es geht um den letzten bayerischen Henker Johann Reichhart).

Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bei den polnischen, ungarischen und bulgarischen Übersetzungen handelt es sich um einzelne Texte, manchmal nur Gedichte, die in Zeitschriften oder Anthologien der jeweiligen Länder erschienen sind.
  2. Der Band ist eine vom Übersetzer getroffene Auswahl von Gedichten, die im Wesentlichen aus verschiedenen Büchern Setzweins stammen. Daneben enthält er ein paar neue, zuvor unveröffentlichte Gedichte, die derzeit (2011) nur in rumänischer Fassung zu lesen sind.
Personendaten
NAME Setzwein, Bernhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Autor
GEBURTSDATUM 29. April 1960
GEBURTSORT München