Stammwappen derer von Bismarck

Bismarck ist der Name eines alten Adelsgeschlechts aus der Altmark, das im 13. Jahrhundert unter den Stadtgeschlechtern von Stendal erscheint. Die Familie wurde mit Gütern im Umland belehnt und erwarb ab Anfang des 18. Jahrhunderts auch Besitz in Pommern.

Der bedeutendste Vertreter der Familie war der erste deutsche Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck aus der Linie Schönhausen.[1]

Geschichte

Stammtafel des Geschlechts (früheste Generationen)

Die Stammlinie der Bismarcks lässt sich bis 1270 zurückverfolgen. Der erste erwähnte Vertreter der Familie war der Vorsteher der Gewandschneider-Gilde und vermutlich auch Schultheiß der Stadt Stendal, Herebord von Bismarck.[2][3] Seinen Namen trug er von der Stadt Bismark (Altmark), einer westlich von Stendal gelegenen Exklave des Bistums Havelberg – zunächst aber nur als bürgerliche Herkunftsbezeichnung, denn eine handwerkliche Tätigkeit war mit dem Ritterstand unvereinbar.

Erst sein Urenkel, der 1328 und 1377 erwähnte Nicolaus von Bismarck (Klaus), sei „wohl der erste Ritterbürtige“ des Geschlechts gewesen.[4] Da eine Ritterbürtigkeit stets erst für die dritte ritterlich lebende Generation galt, dürften jedoch bereits Herbords Söhne (oder einer von ihnen) zu Rittern geschlagen worden sein und standesgemäß geheiratet haben. Nicolaus war Stendaler Patrizier, Großkaufmann und Ratsherr, brachte es zum erzbischöflich magdeburgischen Stifthauptmann und schließlich zum markgräflich brandenburgischen Rat und Hofmeister. 1345 wurde er von Ludwig, dem Wittelsbacher Kurfürsten von Brandenburg, wegen besonderer Leistungen im Verwaltungsdienst mit dem Schloss Burgstall belehnt.[5][6] Die Familie verließ daraufhin Stendal, wo es Unruhen in der Bürgerschaft gab, und gehörte fortan zum Landadel. Burgstall liegt westlich der Elbe bei Tangerhütte.

Zu Burgstall gehörte auch das Vorwerk Briest, auf dem sehr viel später, im Jahre 1624, die Bismarcks ein Herrenhaus in den Übergangsformen von der Spätrenaissance zum Frühbarock errichteten, welches sich – nach Enteignung 1945 – heute wieder im Familienbesitz befindet. Neben Briest und Bindfelde erscheint auch der Ort Döbbelin bereits 1344 im Landbuch Kaiser Karls IV. als Besitzung des Nicolaus von Bismarck; das heutige Gutshaus Döbbelin wurde 1736 erbaut; auch dieses Gut wurde – nach Enteignung 1945 – inzwischen von der Familie wieder zurückerworben.

Die von Bismarck gehörten im 14. und 15. Jahrhundert, zusammen mit den Alvensleben, Bartensleben, Jagow, von dem Knesebeck, Platen, Schenck (von Flechtingen und Dönstedt) sowie von der Schulenburg zu den acht schlossgesessenen Geschlechtern der Altmark, die unmittelbar dem Landeshauptmann unterstanden und vom Kaiser und den Markgrafen als zum Heeresstande gehörend das Prädikat Edle bekamen.

1562 zwang der Kurprinz und spätere Kurfürst Johann Georg die Familie von Bismarck gegen ihren Widerstand, ihre Ganerbenburg in Burgstall mit zugehörigem Grundbesitz an die kurfürstliche Domänenkammer abzutreten, da er den Burgstaller Forst zur Erweiterung seines Hofjagdreviers Letzlinger Heide haben wollte. Als Ersatz erhielten sie die säkularisierte Propstei Crevese (ehemals Kloster Krevese), ein Stück nördlich von Stendal bei Osterburg, sowie die östlich der Elbe gelegenen Ämter Schönhausen und Fischbeck, unter der Auflage, dass von nun an diese Orte ebenfalls zur Altmark gezählt wurden. Das Abkommen nannte sich „Permutationsvertrag“, unterzeichnet von zwei Brüderpaaren, die in die Familiengeschichte als „die Permutatoren“ eingingen. Von ihnen hinterließ nur Friedrich, der in Crevese seinen Wohnsitz nahm, männliche Nachkommenschaft und ist damit Stammvater aller heute lebenden Zweige. Vom Tausch ausgenommen waren aber einige zu Burgstall gehörende, weiter entfernt gelegene Vorwerke bzw. Nebengüter, darunter Bindfelde, Döbbelin und Briest. In Folge entstanden die Linie Bismarck-Crevese, die mit Levin-Friedrich und seinem Sohn August Wilhelm (aus dem Zweig Briest) einen Justiz- und einen Finanzminister Friedrichs des Großen hervorbrachte, sowie die Linie Bismarck-Schönhausen, welcher der Reichskanzler entstammt. Um 1700 wurde Schönhausen geteilt und auf beiden Teilgütern je ein neues Herrenhaus errichtet, da das ursprüngliche Schloss Schönhausen während des Dreißigjährigen Krieges 1642 durch die Schweden zerstört worden war. Von diesen beiden Herrenhäusern existiert heute nur noch das Schloss Schönhausen II. Otto von Bismarcks Geburtshaus, Schloss Schönhausen I, das aus den Resten der alten Burg errichtet war, wurde auf Betreiben der DDR-Führung, die es als Symbol des preußischen Militarismus ansah, 1958 gesprengt.

Über die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges in der Altmark berichtet das Tagebuch des kurbrandenburgischen Kriegskommissars Christoph von Bismarck (1583–1655), der das Herrenhaus Briest erbaut hat.[7] Bemerkenswert ist, dass der Krieg in der Altmark zur Zeit der Erbauung des Briester Hauses 1624 noch nicht spürbar war; erst 1627 begannen Einquartierungen und Kontributionen durch die Kriegsvölker Pappenheims. Bei der Belagerung und Zerstörung Magdeburgs und der kurz darauf erfolgten Schlacht bei Werben (unweit von Crevese) sowie in den folgenden Jahren wurde die Altmark durch die streitenden Heere verwüstet und geplündert.

August Friedrich von Bismarck-Schönhausen erwarb 1725 im hinterpommerschen Kreis Naugard von der Familie von Dewitz die Güter Kniephof und Jarchlin sowie 1727 Külz, wodurch neben der Altmark ein zweiter Besitzschwerpunkt in Pommern entstand. Die pommerschen Güter wurden zusammen mit Schönhausen I verwaltet, unter anderem von Otto von Bismarck, bevor dieser seine politische Karriere begann.

1817 entstand aus der Schönhausener Linie durch die Eheschließung des Theodor Alexander von Bismarck mit Caroline Gräfin von Bohlen der gräfliche Zweig Bismarck-Bohlen auf Schloss Karlsburg in Vorpommern, wo noch andere Güter erworben wurden. 1818 erhob König Friedrich Wilhelm III. Theodor Alexander in den erblichen Grafenstand.

Ein weiterer gräflicher Zweig entstand 1865, als der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck, Herr auf Schönhausen I (Altmark) und Kniephof (Hinterpommern), zum Grafen von Bismarck-Schönhausen aufstieg. Mittels einer entsprechenden Dotation erwarb er das hinterpommersche Gut Varzin, wo er das Schloss Varzin erweiterte. 1871 wurde er als erster Reichskanzler dann in Anerkennung der von ihm durchgesetzten Reichsgründung in den primogenen erblichen Fürstenstand erhoben und erhielt den Sachsenwald östlich von Hamburg als Dotation, mit Sitz in Friedrichsruh, das bis heute der fürstlichen Linie gehört. Deren jüngere Angehörige führen den Namen Graf/Gräfin, während das Oberhaupt der Schönhausener Linie im nicht-amtlichen, gesellschaftlichen Verkehr den einstigen Erstgeburtstitel Fürst führt.

Wappen

Siegel des Rudolf von Bismarck (1365)
Wappen derer von Bismarck (Renaissance-Stil)
Wappen in der Klosterkirche Krevese. Diese Form des Stammwappens zeigt Brennnessel- anstatt von Eichenblättern.

Das Stammwappen zeigt in Blau ein mit drei (2:1) silbernen Eichenblättern bestecktes goldenes Kleeblatt. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine goldene Blätterkrone eingestemmt zwischen zwei blau-silbern (auch silbern-blau) übereck geteilten Büffelhörnern.

Die Wappen mancher Linien, bzw. späterhin „gebesserte Wappen“, sind davon abweichend. Das Wappensiegel des Ludolf von Bismarck von 1465 zeigt zum Beispiel als Helmzier ein achtendiges Hirschgeweih.[8]

Namensträger / Stammreihen

Stendal-Burgstaller Stammlinie

Linie Crevese

Zweig Briest

Zweig Döbbelin

Linie Schönhausen

Schloss Schönhausen I (1921)
Schloss Schönhausen II

Standeserhöhungen

Folgende Standeserhöhungen erfolgten für den der Linie Schönhausen entstammenden Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898):

Stammreihe

Zweig Bismarck-Bohlen

St.-Gertraud-Hospital

Im Jahr 1370 stiftete Nikolaus von Bismarck zusammen mit den Brüdern Johann und Burkhard Sweder das Sankt-Gertrud-Hospital zu Stendal, welches vor dem Uenglinger Tor liegt.[13] Das Hospital diente zur Aufnahme armer Pilger und Reisender. Der Stifter Klaus I. von Bismarck behielt für sich und für seine Nachkommen das Patronat über das Sankt-Gertrud-Hospital auf „ewige Zeit“ vor. Dieses wurde bis 1945 von den Gütern zu Briest, Welle und Schönhausen unterhalten.

Güter

Infolge von Enteignungen im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone und durch die Vertreibung aus Hinterpommern ging 1945 der größte Teil des Grundbesitzes verloren. Nur das in Westdeutschland gelegene Friedrichsruh mit dem Sachsenwald blieb als Sitz der fürstlichen Linie Schönhausen erhalten, wenn auch das Schloss im Krieg zerstört worden war. Otto von Bismarcks Geburtshaus, das Schloss Schönhausen I, wurde 1958 auf Betreiben der DDR-Führung aus ideologischen Gründen gesprengt.

Mit Briest und Döbbelin konnten nach der Deutschen Wiedervereinigung zwei bedeutende Stammsitze in der Altmark, die seit 1344 bzw. 1345 bis zur Enteignung im Familienbesitz gewesen waren, von Familienmitgliedern wieder zurückerworben werden; das Gutshaus Welle kauften verwandte Nachfahren zurück. Andere Land- oder Forstwirtschaftsbetriebe wurden von Familienmitgliedern neu erworben, wie das Gut Braunsroda in Thüringen.

Einzelnachweise

  1. Hans-Christof Kraus: Bismarck Größe – Grenzen – Leistungen. In: archive.org. Klett-Cotta, Stuttgart 2015. ISBN 978-3-608-94861-5., abgerufen am 20. Dezember 2022 (deutsch).
  2. Urkunde im Stadtarchiv Stendal, bei Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis, I, Band XV, Abtl. 3. Die Altmark, G. Reimer, Berlin 1858, S. 82. Herbordus de Bismarck, in: CXII. Beschlüsse der Gewandschneider- und Kaufmanns-Gilde zu Stendal, niedergeschrieben im Jahre 1328 und in den folgenden Jahren.
  3. R-T. Heinrich Erfurter Wappenbuch Teil 3 ISBN 9783739285092.
  4. B. Rogge, F. Geppert, A. Matthias: Otto von Bismarck: Drei frühe Biographien im Sammelband 2013 SEVERUS Verlag
  5. Georg Schmidt: Das Geschlecht von Bismarck. Berlin 1908.
  6. Urkundensammlung der von Bismarck im geheimen Staatsarchiv zu Berlin, bei Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis, I, XVII, 499
  7. Georg Schmidt: Das Tagebuch des Christoph von Bismarck aus den Jahren 1625–1640, in: Thüringisch-sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Band V 1915, S. 67–98, Digitalisat.
  8. Adolph Friedrich Riedel, Geschichte des schloßgesessenen adligen Geschlechtes von Bismarck, (= Märkische Forschungen, XI. Band, hgg. vom Verein für Geschichte der Mark Brandenburg, Berlin 1867, Siegeltafel)
  9. Johanniterorden (Hrsg.): Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Nach dem Stand vom April 1991. Eigenverlag, Bonn, Berlin 1991, S. 191–261 (DNB 017899265 [abgerufen am 5. September 2021]).
  10. Johanniterorden (Hrsg.): Gesamtliste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Nach dem Stand vom April 1991. Eigenverlag, Bonn, Berlin 1991, S. 261–264 (d-nb.info [abgerufen am 5. September 2021]).
  11. admin.ch. Mitteilung der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) - Amtshilfe.
  12. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 – 1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, Zögling 1761. 537. von Bismarck, George Friedrich Wilhelm. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 97 f. (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 27. April 2023]).
  13. Christian Popp: Das Stift St. Nikolaus in Stendal (= Max-Planck-Institut für Geschichte (Hrsg.), Nathalie Kruppa (Redaktion): Germania Sacra. Neue Folge 49, Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Halberstadt. Band 1). Walter de Gruyter, Berlin / New York 2007, ISBN 978-3-11-019535-4 (Volltext in res doctae [PDF; 7,2 MB; abgerufen am 29. Juli 2019]), § 26. Armenpflege, S. 129–131, Sankt-Gertrud-Hospital zu Stendal: S. 129–130.

Literatur