Der British Fantasy Award ist ein seit 1972 von der British Fantasy Society (BFS) jährlich verliehener Literaturpreis für Werke und Autoren aus dem Bereich der Fantasy- und Horrorliteratur.
Der Preis geht auf eine Initiative von Ramsey Campbell zurück, der 1971 vorschlug, fortan einen Preis zu Ehren des im Juli des Jahres verstorbenen Horrorautors und -verlegers August Derleth zu vergeben. So wurde bei der Eastercon in Chester der August Derleth Fantasy Award erstmals an Michael Moorcock für seinen Roman The Knight of Swords verliehen. Nachdem 1973 drei weitere Kategorien eingeführt worden waren, beschloss man 1976, den Preis insgesamt umzubenennen in British Fantasy Award, wobei der Preis in der Kategorie Bester Roman weiterhin nach August Derleth benannt bleiben sollte.[1]
2011 kam es zu einem Eklat, nachdem die Schriftstellerin Sam Stone sowohl den Preis für den besten Roman (Demon Dance) als auch für die beste Kurzgeschichte (Fool’s Gold) erhalten hatte. Sie war damals die Lebenspartnerin von David J. Howe, Autor und Mitinhaber des Kleinverlags Telos Publishing, aber auch Organisator und Mitglied des Preiskomitees bei den British Fantasy Awards 2011. Auch der Band Altered Visions: The Art of Vincent Chong, in der Kategorie Sachliteratur ausgezeichnet, war bei Telos erschienen. Obwohl der Preisverleihung eine Abstimmung der Mitglieder der BFS bzw. Teilnehmer der FantasyCon zugrunde lag und eine Einflussnahme dadurch schwierig, wenn nicht unmöglich gewesen wäre, machte der selbst vielfach ausgezeichnete Herausgeber Stephen Jones in einem längeren Blogbeitrag entsprechende Andeutungen.[2]
Als Reaktion auf die resultierende Kontroverse gab Sam Stone die Auszeichnung für den besten Roman zurück. Da die anderen Nominierten eine Annahme ablehnten, wurde der Preis in diesem Jahr nicht vergeben.[3][4]
Die Preise werden bei der FantasyCon, der jährlichen Convention der BFS, verliehen. Die Preisvergabe basiert auf einer durch Vorschläge der Mitglieder der BFS erstellten Shortlist, der die Jury zwei weitere Nominierungen hinzufügen kann. Aus der Shortlist von Nominierten werden dann die Gewinner von der Jury bestimmt. Die Preistrophäe war ursprüngliche eine Urkunde, ab 1974 mehrere Formen figürlicher Skulpturen mit Fantasy-Bezug. Seit 2011 ist die Trophäe eine abstrakte Plastik ohne konkreten Genre-Bezug.
In der Kategorie Bester Roman (englisch: Best Novel) wird der bis 2010 auch August Derleth Fantasy Award genannte Preis seit 1972 für Erzählungen mit über 40.000 Worten vergeben. Seit 2012 werden getrennte Kategorien für Fantasyroman (Robert Holdstock Award) und Horrorroman (August Derleth Award) vergeben.
1981: To Wake the Dead (auch bekannt als: The Parasite) von Ramsey Campbell
1980: Tanith Lee: Death’s Master (deutsch: Herr des Todes)
1979: Stephen R. Donaldson: The Chronicles of Thomas Covenant the Unbeliever (deutsch: Die Chroniken von Thomas Covenant dem Zweifler / Die Macht des Rings)
1978: Piers Anthony: A Spell for Chameleon (deutsch: Chamäleon-Zauber)
1977: Gordon R. Dickson: The Dragon and the George (deutsch: Die Nacht der Drachen)
1976: Michael Moorcock: The Hollow Lands (deutsch: Das Tiefenland)
1975: Michael Moorcock: The Sword and the Stallion (deutsch: Das gelbe Streitross)
In der Kategorie Beste Novelle (englisch Best Novella) wird der Preis seit 2005 für Erzählungen von 15.000 bis 40.000 Worten vergeben. 2011 wurde die Grenzlinie zwischen Kurzgeschichte und Novelle von bis dahin 10.000 auf 15.000 Worte angehoben.
In der Kategorie Beste Kurzgeschichte (englisch Best Short Story) wird seit 1973 ein Preis für Erzählungen von höchstens 15.000 (bis 2011 10.000) Worten vergeben.
2022: Lorraine Wilson: Bathymetry
2021: Ida Keogh: Infinite Tea in the Demara Café
2020: Laura Mauro: The Pain-Eater’s Daughter
2019: G. V. Anderson: Down Where Sound Comes Blunt
In der zusammengefassten Kategorie Beste Anthologie oder Sammlung (englisch Best Anthology/Collection) wurde der Preis von 1991 bis 1998 vergeben, danach wurde der Preis aufgespalten in Beste Anthologie (englisch Best Anthology) und Beste Sammlung (englisch Best Collection).
In der Kategorie Bester Kleinverlag (englisch Best Small/Independent Press) wird seit 1977 ein Preis vergeben. Preisträger sind Verlage bzw. deren Verleger und Herausgeber. Bis 2009 wurden auch Zeitschriften, Reihen und Einzelpublikationen hier prämiert, seit 2009 gibt es eine eigene Kategorie für Zeitschriften. 2009 zog sich Peter Crowthers Verlag PS Publishing – bis dahin mehrfacher Gewinner des Preises – von der Teilnahme zurück und wurde stattdessen bis 2013 Sponsor des Preises.
2022: Luna Press Publishing
2021: Luna Press Publishing
2020: Rebellion Publishing
2019: Unsung Stories
2018: Unsung Stories
2017: Grimbold Press
2016: Marc Gascoigne: Angry Robot
2015: Adele Wearing: Fox Spirit Books
2014: Peter Coleborn: The Alchemy Press
2013: Brett Alexander Savory & Sandra Kasturi: ChiZine Publications
2012: Quentin S. Crisp: Chomu Press
2011: David J. Howe & Stephen James Walker: Telos Publishing
In der Kategorie Bester Künstler (englisch Best Artist) wird der Preis seit 1980 vergeben. Zuvor wurde von 1977 bis 1979 ein Preis für das beste Umschlagbild bzw. die besten Illustrationen (englisch Best Artwork) vergeben.
In der Kategorie Bester Comic bzw. Beste Graphic Novel wird seit 1973 ein Preis vergeben. 1981 wurde der Preis für die Kategorie Best Comic wegen zu weniger Nominierungen und Stimmbeteiligung eingestellt, ab 2010 wurde dann wieder eine Kategorie Best Comic/Graphic Novel eingerichtet.
2022: Molly Knox Ostertag: The Girl from the Sea
2021: Kieron Gillen & Stephanie Hans: DIE, Volume 2: Split the Party
2020: Kieron Gillen & Stephanie Hans: DIE
2019: Kate Ashwin: Widdershins, Vol. 7: Curtain Call
2018: Marjorie Liu & Sana Takeda: Monstress, Volume 2: The Blood
2017: Marjorie Liu & Sana Takeda: Monstress, Volume 1: Awakening
2016: Robert IV Wilson & Cris Peter: Bitch Planet, Kelly Sue DeConnick, Valentine De Landro
Im Bereich Film und Fernsehen wird seit 2012 ein Preis vergeben. Anfangs war die Kategorie als Bestes Drehbuch (englisch Best Screenplay) benannt, 2014 und 2015 als Bester Film oder Serienfolge (englisch Best Film / Television Episode). Seit 2016 heißt die Kategorie Bester Film oder Fernsehproduktion (englisch Best Film / Television Production), wobei nun auch Mehrteiler, Miniserien, Staffeln und Ähnliches ausgezeichnet werden können.
Für die besten neuen Autoren mit Erstveröffentlichungen im vorangegangenen Jahr (englisch Best Newcomer) gab es bislang zwei Preise, nämlich von 1988 bis 1995 den Icarus Award und seit 2007 den Best Newcomer Award, seit 2009 als Sydney J. Bounds Award, benannt nach dem Science-Fiction-Autor Sydney J. Bounds, aus dessen Nachlass der Preis dotiert wurde.[5]
Spezialpreise (englisch Special Award) werden seit 1973 vergeben, zunächst nur unregelmäßig. Von 1992 bis 1994 wurde auch ein Spezialpreis der Jury (englisch Special Committee Award) vergeben. Seit 1997 wird der nach Karl Edward Wagner benannte Spezialpreis jährlich vergeben.
↑British Fantasy Awards/History (Memento des Originals vom 26. Oktober 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.britishfantasysociety.org, abgerufen am 26. Oktober 2018.