Chemiezone Stadt Marl
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Koordinaten: | 51° 41′ N, 7° 6′ O |
Fläche: | 9,22 km²[1] |
Einwohner: | 0 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 0 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 45772 |
Vorwahl: | 02365 |
Lage der Chemiezone innerhalb Marls
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Der Chemiepark Marl (ehemals Chemische Werke Hüls AG) in Marl im Ruhrgebiet ist einer der größten Industrieparks in Deutschland. In der Stadtgliederung Marls wird er unter dem Namen Chemiezone als eigener, über 9 km² großer Stadtteil angesehen. Betreiber des Chemieparks Marl ist die „Infracor“, seit dem Betriebsübergang am 1. Juli 2013 ein Teil von Evonik Industries. Zu den Dienstleistungen gehören Basisleistungen für den Standortbetrieb, Rohstoff- und Produktlogistik, Energien, Versorgung, Entsorgung, Anlagen- und Arbeitsplatzbetreuung. Die Anlagen der momentan dort tätigen 30 Unternehmen bieten etwa 10.000 Beschäftigten Arbeit, stehen in einem engen stofflichen und energetischen Verbund und werden zum größten Teil vollkontinuierlich betrieben. Der Chemie-Standort ist der drittgrößte Verbundstandort in Deutschland.
Seit 2016 ist der Industriepark nicht auf Chemie beschränkt, da mangels Nachfrage aus der Chemieindustrie die REAL und METRO Logistics auf dem Gelände ansässig geworden ist und auf dem von Evonik zusätzlich erworbenen Gebiet der ehemaligen Schlenkesiedlung im Südwesten das 8 ha große Metro-Hauptlager und nördlich davon das 14 ha große Real-Hauptlager errichtet hat.[3] Im Osten des Geländes standen früher auch die Schächte 3 und 7 der Zeche Auguste Victoria.
Der Chemiepark Marl ist Ankerpunkt der Route der Industriekultur und kann besichtigt werden.
Der Chemiepark geht zurück auf die Gründung der Chemische Werke Hüls GmbH am 9. Mai 1938 in der Drewer Mark in Marl. Die Chemischen Werke gehörten zu 74 % der I.G. Farben und zu 26 % der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG, somit der VEBA AG. Der Name „Hüls“ geht auf die Nähe zum angrenzenden Marler Stadtteil zurück, wo der Mutterkonzern I.G. Farben schon eine Zeche betrieb. Im „Dritten Reich“ wurde dort Buna (synthetischer Kautschuk) für die Produktion von Reifen hergestellt.
Die Führungskräfte und Meister des Werkes wurden hauptsächlich von anderen Werken der I.G. Farben aus Ludwigshafen am Rhein, Schkopau und Leverkusen gestellt. So kam es in den Jahren 1938 bis 1940 zum Zuzug von mehr als 3000 Beschäftigten mit ihren Familien, die von werksseitig betriebenen Bauernhöfen versorgt wurden. In den Jahren 1940 bis 1942 zogen weitere 2000 Mitarbeiter mit ihren Familien zu. Dies führte zu großem Wohnungsmangel in Marl, so dass sie zunächst in Lagern wohnen mussten. Daraufhin wurde mit dem Bau der sogenannten Bereitschaftssiedlung begonnen.
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurden vermehrt Zwangsarbeiter eingesetzt, die in den mittlerweile leeren Lagern der deutschen Beschäftigten lebten. Die Chemischen Werke waren mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Der schwerste von ihnen im Sommer 1943 legte das Werk für etwa drei Monate still. Als Marl am 31. März 1945 von amerikanischen Truppen erobert wurde, konnte eine Sprengung des Werks durch deutsche Truppen verhindert werden.
Am Ende des Krieges war die Mitarbeiterzahl von etwa 10.000 auf etwa 500 gesunken. Der Betrieb wurde unter britische Verwaltung gestellt und musste seine Produkte ändern.[5] 1953 wurden die Chemischen Werke Hüls aus alliierter Kontrolle entlassen und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.[6] Bis Anfang der 1960er Jahre stieg die Buna-Jahresproduktion auf 120.000 Tonnen.[7]
Später firmierte der Komplex unter Chemische Werke Hüls AG, mit dem Hauptaugenmerk auf Kunststoffe, Rohstoffe für Waschmittel und wieder Buna. 1998 übernahm die Firma Infracor, ein Tochterunternehmen der Evonik Degussa GmbH, das Gelände als Betreiber (dort auch mehr Informationen zur Geschichte).
Der Chemiepark Marl liegt im nördlichen Ruhrgebiet an den südlichen Ausläufern des Münsterlandes. Südlich des Chemieparks befindet sich die Autobahn 52 mit Anschluss an die A 43. Durch den nördlichen Teil des Geländes verlaufen die Lippe sowie der Wesel-Datteln-Kanal, an dem der Chemiepark einen eigenen Hafen hat. Für Chemieprodukte spielt die Anbindung an das Ethen-Pipelinesystem eine besondere Rolle. Außerdem führt eine Ausweichanschlussstelle zur Bahnstrecke Gelsenkirchen-Buer Nord–Marl Lippe.
Die VRR-Buslinie 223 und Linie 204 der Vestischen Straßenbahnen bedient der Chemiepark Marl an der gleichnamigen Bushaltestelle.
Linie | Verlauf | Takt (Mo–Fr) |
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223 | Recklinghausen Hbf – Nordviertel – Marl-Löntrop – Lenkerbeck Feuerwehrhaus – Hüls-Süd – Drewer – Chemiepark Marl – Marl Mitte | 30 min |
Linie | Verlauf | Takt (Mo–Fr) |
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204 | Haltern-Lehmbraken Mitte – Sythen – Haltern am See Kärntner Platz – Marl Chemiepark Marl | einzelne Fahrten |
Von Evonik unabhängige Unternehmen[8]
Im Chemiepark Marl werden in circa 100 Anlagen mehr als 4000 chemische Produkte hergestellt, von der Menge her sind die größten:
Die Werkfeuerwehr gibt Auskünfte über die Handhabung von gefährlichen Stoffen und Gütern. Als eine der zehn bundesweiten TUIS-Notrufstellen stellt sie auch Fahrzeuge und Geräte zur Verfügung.