Chrysanthemen

Chrysanthemum japonense

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Gattung: Chrysanthemen
Wissenschaftlicher Name
Chrysanthemum
L.

Die Chrysanthemen (Chrysanthemum) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die über 40 Arten sind hauptsächlich in Ostasien verbreitet. Ihre vielen Sorten zählen zu den bedeutendsten Zierpflanzen.

Beschreibung

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Vegetative Merkmale

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Chrysanthemen-Arten sind ausdauernde, meist krautige Pflanzen, gelegentlich aber auch am Ansatz verholzende Halbsträucher. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl oder behaart (Indumentum).[1]

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind mehr oder weniger lang gestielt oder ungestielt. Die Blattspreiten sind schwach bis stark gefiedert, handförmig, gelappt, gezähnt oder bisweilen ganzrandig.[1]

Generative Merkmale

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Die körbchenförmigen Blütenstände stehen oft einzeln, oder sie stehen in lockeren, zymösen oder schirmtraubigen Gesamtblütenständen zusammen.[1]

Im mehr oder weniger becher- oder selten glockenförmigen Involucrum liegen die Hüllblätter in vier oder fünf Reihen dachziegelartig übereinander.[1] Die Hüllblätter sind breit häutig weiß, braun oder dunkelbraun gerandet oder die äußersten und mittleren sind krautig und fiederlappig bis fiederteilig.[1] Der Korbboden ist konvex bis leicht kegelförmig. Spreublätter fehlen.

In den Blütenkörben sind Zungen- und Röhrenblüten vorhanden. Die in einer Reihe angeordneten (bei einigen Kulturformen sind es mehrere bis viele Reihen) Zungenblüten (= Strahlenblüten) sind weiblich, fruchtbar und weisen eine weiße, rosafarbene bis rote oder gelbe Zunge auf.[1] Die vielen zwittrigen, fertilen Röhrenblüten (= Scheibenblüten) sind gelb, die röhren- bis kegelförmige Kronröhre ist fünflappig, drüsenhaarig und ungeflügelt.[1] Die an ihrer Basis stumpfen Staubbeutel besitzen am oberen Ende lanzettlich-eiförmige oder schmal-elliptische Fortsätze.[1] Bei den von Natur aus ungefüllten Blüten sind Nektarien vorhanden; hochgezüchtete Zierformen mit gefüllten Blüten sind für Bienen dagegen unbrauchbar, da die entsprechenden Organe in zusätzliche Blütenblätter umgebildet sind.[2]

Die fast stielrunden oder verkehrt-eiförmigen Achänen sind schwach fünf- bis achtrippig. Ein Pappus fehlt.[1]

Etymologie

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Der Gattungsname Chrysanthemum geht zurück auf die bereits bei Plinius dem Älteren verwendete Bezeichnung chrysánthemum, latinisiert von altgriechisch χρυσάνθεμον chrysanthemon „die Gold-Blüte, Gold-Blume“ aus χρυσός chrysós „Gold“ und ἄνθεμον ánthemon „Blüte, Blume“.[3]

Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung

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Die Gattung Chrysanthemum wurde 1753 durch Carl von Linné formal aufgestellt.[4] Synonyme für Chrysanthemum L. sind: Arctanthemum (Tzvelev) Tzvelev, Dendranthema (DC.) Des Moul., Dendranthema sect. Arctanthemum Tzvelev, Pyrethrum sect. Dendranthema DC.[1][4]

De Candolle hatte 1834 die Sektion Dendranthema geschaffen, die Charles Robert Alexandre Des Moulins 1860 zum Gattungsnamen erhob, dem er unter anderem auch die Typusart Chrysanthemum indicum zuordnete. Der Name Dendranthema fand aber kaum Verwendung, bis ihn Nikolai Nikolaievich Tzvelev 1961 und Karl Bremer 1993 für gültig erklärten. Die Widerstände gegen diese Umbenennung führten 1995 zu dem Antrag von Piers Trehane, den Namen Chrysanthemum zu konservieren. 1998 entsprach das ICBN dem Antrag.[5][4][6]

Die Gattung Chrysanthemum gehört zur Untertribus Artemisiinae aus der Tribus Anthemideae in der Unterfamilie Asteroideae innerhalb der Familie Asteraceae. Die Gattung Chrysanthemum steht einigen anderen Gattungen sehr nahe, insbesondere den Ajania. Natürliche wie künstliche Kreuzungen von Arten auch über Gattungsgrenzen hinweg (so mit Ajania, Crossostephium chinense, Nipponanthemum nipponicum, Leucanthemella linearis, Tanacetum vulgare oder Tanacetum parthenium[7]) stellten die Abgrenzung der Gattung und ihrer verwandten Gattungen wiederholt in Frage. Bereits 2004 wurde vorgeschlagen, die Gattung Chrysanthemum mit den Gattungen Ajania, Arctanthemum und Phaeostigma zu vereinen. Molekulargenetische Untersuchungen stützten dies (mit Ausnahme von Phaeostigma), neueren Untersuchungen zufolge bilden die Chrysanthemen eine Klade gemeinsam mit den Ajania, Ophistopappus und Elachanthemum.[7][8]

Gegliedert wird die Gattung Chrysanthemum in zwei Sektionen (Sect. Chrysanthemum und Sect. Chlorochlamys).[7]

Die Gattung Chrysanthemum ist hauptsächlich in Ostasien verbreitet (China, Korea, Japan, Russland).[8] In China kommen etwa 22 Arten vor, 13 davon nur dort.[1]

Blütenkörbe von Chrysanthemum crassum
Herbst-Chrysantheme (Chrysanthemum indicum)
Habitus, Laubblätter und Blütenkörbe einer Wildform von Chrysanthemum indicum
Blütenkörbe von Chrysanthemum makinoi
Blütenkorb von Chrysanthemum naktongense
Gold-und-Silber-Chrysantheme (Chrysanthemum pacificum)
Chrysanthemum zawadzkii
Gefüllte Sorten der Garten-Chrysantheme (Chrysanthemum ×morifolium)

Die Gattung Chrysanthemum umfasst 37 bis über 40 Arten:[8][7]

Die Sorte ‘Dance’
Die Sorten ‘Enbee Wedding Golden’ und ‘Feeling Green’

Nutzung

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Geschätzt ist besonders die Garten-Chrysantheme, die in China seit 1600 Jahren kultiviert wird; bereits im elften Jahrhundert gab es dort 36 Sorten.[8] Die Garten-Chrysantheme (Chrysanthemum ×morifolium Ramat., Syn.: Chrysanthemum sinense Sabine) ist in Kultur entstanden aus verschiedenen Arten.[9]

Ende des 17. Jahrhunderts kamen erstmals Chrysanthemen nach Europa, 1862 sandte Robert Fortune Kulturformen aus Japan nach Europa, die zur Grundlage der europäischen Chrysanthemenzüchtung wurden. Chrysanthemen-Sorten werden weltweit als Zierpflanzen für Parks, Gärten und Friedhöfe sowie als Schnittblumen verwendet. Die Garten-Chrysantheme gilt gar als „eine der wichtigsten gärtnerischen Kulturpflanzen“. Die Anzahl der Sorten wird mittlerweile auf einige Tausend geschätzt.[10]

Besonders von der Herbst-Chrysantheme (Chrysanthemum indicum) können frische und getrocknete Pflanzenteile zu einem aromatischen Tee gebrüht werden. Die Blütenkörbe, Laubblätter und Achänen werden genutzt. Die Blütenkörbe werden in Essig eingelegt. Junge Laubblätter werden gegart gegessen. Die medizinischen Wirkungen wurden untersucht. Es wird ein Öl gewonnen.[11] Außerdem soll sie als Zugabe zum Badewasser sehr aromatisch sein.

Kaiserliches Siegel Japans

Verwendung in der Heraldik

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Eine stilisierte 16-blättrige Chrysanthemenblüte dient als Nationales und Kaiserliches Siegel Japans.

Nachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al Zhu Shi, Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Chrysanthemum Linnaeus., S. 669–674 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2011, ISBN 978-1-935641-07-0.
  2. für Bienen
  3. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  4. a b c Chrysanthemum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. Februar 2018.
  5. Antrag Trehane in Taxon, Volume 44, 1995, S. 439.441; Beschluss Taxon, Volume 47, 1998, S. 443f.; Appendix IIIa des ICBN, „Nomina Generica Conservanda Et Rejicienda – E. Spermatophyta E3: Dicotyledones“, Online
  6. Abdul Ghafoor: Flora of Pakistan 207: Asteraceae (I) – Anthemideae. University of Karachi, Department of Botany, Karachi 2002, S. 49 (als Dendranthema), online.
  7. a b c d Hong-Bo Zhao, Fa-Di Chen, Su-Mei Chen, Guo-Sheng Wu, Wei-Ming Guo: Molecular phylogeny of Chrysanthemum, Ajania and its allies (Anthemideae, Asteraceae) as inferred from nuclear ribosomal ITS and chloroplast trnL-F IGS sequences. In: Plant Systematics and Evolution. Band 284, Nr. 3–4, 2010, S. 153–169, DOI:10.1007/s00606-009-0242-0
  8. a b c d H. E. Zhao, Z. H. Liu, X. Hu, J. L. Yin, W. Li, G. Y. Rao, X. H. Zhang, C. L. Huang, N. Anderson, Q. X. Zhang, J. Y. Chen: Chrysanthemum genetic resources and related genera of Chrysanthemum collected in China. In: Genetic Resources and Crop Evolution, Band 56, 2009, S. 937–946, DOI:10.1007/s10722-009-9412-8.
  9. a b c d e f g h i j k l m n o p Chrysanthemum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. Februar 2018.
  10. Hans Simon (Hrsg.): Die Freiland-Schmuckstauden. Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Begründet von Leo Jelitto, Wilhelm Schacht. 5. völlig neu bearbeitete Auflage. Band 1: A bis H. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 213–214.
  11. Einträge zu Chrysanthemum bei Plants For A Future
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Commons: Chrysanthemen (Chrysanthemum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien