Claudia Dillmann (* 29. Mai 1954 in Geisenheim im Rheingau) ist eine deutsche Filmwissenschaftlerin. Bis September 2017 war sie Direktorin des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts – DIF e.V. in Frankfurt am Main.[1]

Leben und Wirken

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Nach dem Abitur an der St. Ursula-Schule in Geisenheim absolvierte sie ein Volontariat bei der „Offenbach Post“. Mit 23 Jahren wurde sie Redakteurin der „Frankfurter Rundschau“. Später schrieb sie als Korrespondentin der Zeit Berichte aus Frankfurt und Hessen.

1981 begann sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Studium der Germanistik, Kunstgeschichte sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, das sie 1987 mit dem Magister abschloss. Thema ihrer Magisterarbeit: Zur Phantastik in Stummfilm und Literatur der Weimarer Republik. Da sich Filmgeschichte schnell zum Schwerpunkt ihres Studiums entwickelte, arbeitete Claudia Dillmann noch vor der Eröffnung des Deutschen Filmmuseums 1984 in Frankfurt bereits an der Dauerausstellung mit, die bis zum Beginn des grundlegenden Umbaus des Museums im Jahr 2009 bestehen blieb. Nach der Eröffnung des Filmmuseums wirkte sie an verschiedenen Ausstellungen und Projekten des Hauses mit. Im Dezember 1989 holte sie das Archiv des Filmproduzenten Artur Brauner, Inhaber der CCC-Studios in Berlin-Spandau, zur wissenschaftlichen Auswertung an das Deutsche Filmmuseum. Im darauffolgenden Jahr verfasste sie zu ihrer Ausstellung über Artur Brauner einen umfangreichen Katalog.[2][3]

1991 wurde sie festangestellte Kuratorin des Filmmuseums, ein Jahr später dessen stellvertretende Direktorin. Sie kuratierte weitere Ausstellungen und betreute unter anderem 1992 das Projekt Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde mit Originalen aus fünf Moskauer und Petersburger Museen. 1993 kämpfte sie gemeinsam mit Hilmar Hoffmann und einer Reihe prominenter deutscher Filmschaffender gegen die Schließung des Kommunalen Kinos in Frankfurt.[4]

Vom 1. Februar 1997 bis September 2017 leitete Claudia Dillmann das Deutsche Filminstitut - DIF e.V., das 2006 mit dem Deutschen Filmmuseum fusionierte. Diesem stand Claudia Dillmann seit 2006 ebenfalls als Direktorin vor. Dabei setzte sie als Filmhistorikerin einen Hauptakzent auf die EDV-gestützte Bestandserfassung der Sammlungen, die im DIF beheimatet sind, sowie deren wissenschaftliche Auswertung und Publikation.[5] In ihre Zeit als Direktorin des Filmmuseums fällt auch der Bau des neuen Filmmuseums (2007 bis 2011) in Frankfurt am Main. Die durchschnittliche Besucherzahl ist seitdem von 125 000 auf fast 200 000 pro Jahr gestiegen (Stand: 2017).[6]

Nach der Jahrtausendwende rief Claudia Dillmann zusammen mit Swetlana Sikora goEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films ins Leben, das seit 2001 jährlich in Wiesbaden stattfindet und die ersten drei Jahre von ihr geleitet wurde. Unter ihrer Federführung entstand ab 2003 das Internetportal zum deutschen Film, www.filmportal.de, das am 11. Februar 2005 freigeschaltet wurde. Das Portal verzeichnet mehr als 200.000 Filmschaffende und dokumentiert ihre Mitwirkung in und an mehr als 93.000 Filmen, von den historischen Anfängen des Mediums bis zum aktuellen Kinostart, ergänzt um Biografien, Fotos, Inhaltsangaben, Informationen zur Verfügbarkeit zu Filmen und Links.

Neben ihrer Tätigkeit im Deutschen Filminstitut führte Claudia Dillmann regelmäßig in Filme ein, lehrte an der Uni Frankfurt Filmgeschichte und macht in anderen Städten mit Vorträgen auf die Frankfurter Filminitiativen aufmerksam. Sie hatte Sitz und Stimme in Jurys internationaler Gremien und Festivals, wirkte bei der Vergabe des Deutschen Filmpreises mit und war Gutachterin in der Filmbewertungsstelle Wiesbaden.

Auf europäischer Ebene gehörte sie ab 1997 dem Vorstand der Association des Cinémathèques Européennes (ACE) an; von 2004 bis 2012 als deren Präsidentin.[5] In dieser Funktion gründete sie 2007 die Europeana Foundation mit und gehörte bis 2012 dem Stiftungsvorstand an. Von 2005 bis 2009 war sie Mitglied der Beratungsgruppe der „Europäischen Digitalen Bibliothek“.[5]

Auszeichnungen

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Schriften

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Frankfurt verabschiedet Filmmuseum-Direktorin Claudia Dillmann
  2. Claudia Dillmann-Kühn: Artur Brauner und die CCC. Filmgeschäft, Produktionsalltag, Studiogeschichte 1946-1990, Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums, Frankfurt am Main 1990, ISBN 978-3-88799-034-3
  3. Jenni Zylka: 100. Geburtstag von Artur Brauner. Erinnerer und Unterhalter, Taz, 31. Juli 2017
  4. Pascale Anja Dannenberg: Claudia Dillmann im Porträt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. November 2012
  5. a b c Eva-Maria Magel: Mit historischen Bildern in die digitale Zukunft, FAZ, 29. Dezember 2007
  6. Direktorin des Filmmuseums geht vorzeitig in den Ruhestand, Kölner Stadt-Anzeiger, 13. März 2017
  7. Claus-Jürgen Göpfert: Auszeichnung für langes Engagement. Kämpferin für das Erbe. Frankfurter Rundschau, 6. Dezember 2016
  8. Rezension von Christian Cargnelli, in: rezens.tfm, Nr. 2018/2, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien
  9. Rezension von Verena Lueken, in: FAZ, 13. August 2016 (Rezensionsnotiz in Perlentaucher)
Personendaten
NAME Dillmann, Claudia
KURZBESCHREIBUNG deutsche Filmwissenschaftlerin; Direktorin des Deutschen Filminstituts
GEBURTSDATUM 29. Mai 1954
GEBURTSORT Geisenheim