Delta II, III und IV im Vergleich (Delta I ist nicht auf dem Bild)

Die Delta ist eine US-amerikanische Trägerrakete. Sie wurde von dem Unternehmen Douglas Aircraft Company entwickelt und verwendete die Thor-Rakete als Grundstufe. Im Laufe der Jahre wurde die Delta ständig modifiziert und erweitert, so dass die heutige Delta kaum noch etwas mit den ersten Modellen gemeinsam hat. So stieg z. B. die Startmasse von etwa 50 t im Jahre 1960 auf über 700 t im Jahre 2004, die Nutzlastkapazität für den Geotransferorbit (kurz GTO) stieg im gleichen Zeitraum von 130 kg auf 13130 kg. Nachdem Douglas Aircraft Company 1997 von Boeing aufgekauft wurde, werden die Delta-Raketen nun von Boeing produziert und vermarktet. Seit 1960 wurde die Delta mehr als 300 Mal gestartet und erreichte dabei eine Zuverlässigkeit von 95 %. Damit gehört sie zu den erfolgreichsten Raketenmodellen.

Da die Delta heute wegen des Preiswettbewerbs durch SpaceX nicht mehr konkurrenzfähig ist, soll das letzte noch angebotene Modell – die Delta IV – durch die neue Vulcan ersetzt werden.

Entwicklung

Eine Thor-Delta (Nr. 11) startet Telstar 1 (10. Juli 1962, Cape Canaveral)
Eine Delta D mit einem INTELSAT-I-Satelliten (6. April 1965, Cape Canaveral)
Delta N6 mit einem ITOS-Satelliten bei den Startvorbereitungen (Oktober 1971, Vandenberg AFB)
Eine Delta 900 mit dem Wettersatelliten Nimbus E aus einer ungewöhnlichen Perspektive (12. Dezember 1972, Vandenberg AFB)
Die 112. Delta (Delta 1910) startete mit dem Sonnenobservatorium OSO 8 (21. Juni 1975, Cape Canaveral)
Start einer Delta 2914 mit dem Ultraviolettsatelliten IUE (26. Januar 1978, Cape Canaveral)
Delta 3910 mit dem SMM-Satelliten (14. Februar 1980, Cape Canaveral)
Delta 6920-10 startete mit ROSAT (1. Juni 1990, Cape Canaveral)

Im Januar 1959 vergab die damals gerade entstandene NASA der Douglas Aircraft Company einen Auftrag über zwölf Raketen des folgenden Typs:

Die Rakete sollte eine Nutzlastkapazität von 295 kg für einen niedrigen Orbit und 45 kg für einen Geotransferorbit haben und sollte in den Jahren 1960 bis 61 als Übergangslösung dienen, bevor andere, stärkere Raketen einsatzbereit waren. Außerdem sollten mit der Rakete nur wissenschaftliche, meteorologische und Kommunikationssatelliten gestartet werden. Die Rakete bekam den Namen Thor-Delta, später nannte man sie einfach nur Delta, um den nicht-militärischen Charakter des Raketenprogramms zu unterstreichen. Von den ersten zwölf bestellten Raketen waren elf erfolgreich, so dass die NASA entschied, die Delta weiterhin einzusetzen und bereits vor 1962 weitere 14 Raketen bestellte.

Im Laufe der Jahre entstanden viele Versionen der Delta-Rakete, im Folgenden werden die wichtigsten beschrieben.

Delta I

Der erste Flug einer Thor-Delta am 13. Mai 1960, bei dem der Satellit Echo 1 ins All gestartet werden sollte, war ein Fehlschlag. Doch schon der zweite Flug mit dem baugleichen Satelliten Echo 1A am 12. August 1960 war erfolgreich. Die Rakete erhielt bald den Namen Delta und wird nun auch oft Delta I genannt.

Frühe Versionen

Spätere Versionen

Da die Benennung der vielen Versionen der Delta zu kompliziert geworden war, entschied man, ein neues Benennungssystem einzuführen. Nun wurde jeder Version eine vierstellige Nummer zugeordnet, wobei die einzelnen Ziffern nach folgendem Schlüssel zugewiesen wurden:

Delta II

Eine Delta 7920-10C startet am 20. April 2004 mit dem Satelliten Gravity Probe B.
Delta II 7925 (2925) mit Deep Impact

Die Delta II unterschied sich von der 6000er Serie nur durch ein modifiziertes Triebwerk der ersten Stufe und durch neue Feststoffbooster. Die erste Stufe bekam ein RS-27A-Triebwerk, das etwas mehr Schub als RS-27 lieferte. Die Castor-IV-Booster wurden durch die etwas größeren GEM-40-Booster ersetzt. Auch für die Delta II wurde das numerische Kennzeichnungssystem verwendet, sie erhielt eine 7 an der ersten Stelle. Außerdem gibt es seit 2003 eine Delta II mit stärkeren GEM-46-Boostern, die auch bei der Delta III zum Einsatz kamen, und von dieser übernommen wurden. Diese Delta-Raketen werden durch das Hinzufügen des Buchstaben H gekennzeichnet. Die Nutzlastkapazität einer Delta II 7920 beträgt etwa 5000 kg für einen niedrigen Orbit und einer Delta II 7925 etwa 1800 kg für den GTO.

Der erste Start einer Delta II fand am 26. November 1990 mit einem GPS-Satelliten an Bord statt. Seitdem ist sie mehr als 100 Mal geflogen, wobei es bisher nur zwei Fehlstarts gab, der letzte am 16. Januar 1997 (Stand: Anfang 2005). Da die Delta II seit Anfang der 90er Jahre für kommerzielle Kommunikationssatelliten zu schwach geworden ist, wird sie nun vorwiegend zum Starten von kleineren Militärsatelliten, wie z. B. den GPS-Satelliten bis zum Ende der GPS IIR-M Serie und zum Starten von Forschungssatelliten der NASA verwendet. Außerdem wurden viele interplanetaren Raumsonden der NASA mit der Delta II gestartet, so z. B. alle Mars-Missionen von 1996 bis 2003, Stardust, MESSENGER, Deep Impact und viele andere.

Für niedrige Erdorbits und Planetenmissionen stehen auch Versionen mit nur drei oder vier Booster zur Verfügung. Die Delta II wird auch, beim Start einiger sehr leichter Raumsonden, mit einer kleineren dritten Stufe eingesetzt. Diese besitzt einen Star-37FM-Antrieb und wiegt nur 1063 kg, anstatt 2141 kg wie die PAM-D-Oberstufe. Die neue Oberstufe reduziert die Nutzlastkapazität jedoch massiv, weshalb sie nur sehr selten eingesetzt wird. Diese Oberstufe erhielt als Endziffer eine 6. Eingesetzt wurde sie bisher nur für die Missionen IMAGE, Stardust, Genesis und Deep Space 1.

In Anlehnung an die neuere Nomenklatur der Delta IV spricht die NASA auch von der Delta 2xxx. Dabei besteht eine Verwechslungsgefahr mit der 2000er Serie der Delta I. Der Hersteller Boeing hat aber die alte Schreibweise 7xxx beibehalten.

Die Delta II hatte am 15. September 2018 mit dem ICESat-2 ihren letzten Start.

Delta III

Zweite Stufe einer Delta III

Da Delta II durch die steigende Satellitenmasse zum Starten kommerzieller Nutzlasten zu klein geworden ist, beschloss man Mitte der 1990er Jahre die wesentlich stärkere Delta III zu entwickeln.

An der ersten Stufe der Delta III wurde im Vergleich zu Delta II kaum etwas verändert: Die Tanks wurden verkürzt, um die Gesamtlänge der Rakete nicht wesentlich zu erhöhen, außerdem wurden die alten GEM-40 Feststoffbooster durch die etwas längeren und breiteren GEM-46, auch genannt GEM LDXL (Large Diameter Extended Length), ersetzt. Delta III erhielt eine neue, hochenergetische zweite Stufe, die von einem Pratt & Whitney RL-10B2-Triebwerk angetrieben wurde. RL-10B2 nutzte flüssigen Wasserstoff und Sauerstoff als Treibstoff und lieferte einen Schub von 110 kN. Das Triebwerk ist eine Variante des RL-10-Triebwerks der Centaur-Oberstufe, das zudem über eine Schubdüse mit ausfahrbaren Teilen verfügt. Dadurch lässt sich die Stufe leichter in die Rakete integrieren, bietet aber trotzdem nach der Stufentrennung und anschließendem Ausfahren der Düse auf die volle Länge eine gesteigerte Leistungsfähigkeit. Die aus Kohlefaserverbundwerkstoffen bestehende Schubdüse wird bei SEP in Frankreich gefertigt. Die Stufe unterscheidet sich von der Centaur auch dadurch, dass ihre Tanks die Stabilität auch ohne eine Druckbeaufschlagung wahren, was bei der Centaur nicht der Fall ist. Der Durchmesser des Wasserstofftanks der Zweitstufe beträgt 4 m, der des darunterliegenden Sauerstofftanks 2,4 m, was dem Durchmesser der Delta II entspricht. Außerdem erhielt die Rakete eine neue geräumigere Nutzlastverkleidung mit 4 m Durchmesser. Durch diese ganzen Maßnahmen stieg die Nutzlastkapazität der Delta III auf 3810 kg für den Geotransfer-Orbit, mehr als das Doppelte einer Delta II. Auch für die Delta III gilt das numerische Bezeichnungssystem, dabei steht an der ersten Stelle eine 8 und an der dritten eine 3 für die neue Zweitstufe. Die NASA würde dagegen gemäß ihrer neuen Nomenklatur an der ersten Stelle eine 3 verwenden.

Der erste Start einer Delta III fand am 27. August 1998 statt und endete kurz nach dem Abheben mit einer Explosion der Rakete. Auch der nächste Start am 5. Mai 1999 war ein Fehlschlag. Erst beim dritten Start am 23. August 2000 erreichte die Nutzlast einen Orbit, der jedoch niedriger als erwartet war, so dass dieser Start nur als ein Teilerfolg zu bewerten war. Alle drei Raketen flogen in der Version 8930.

Nach diesen Fehlschlägen wurde die Produktion der Delta III eingestellt, und sie wurde schließlich 2002 durch die neue Delta IV ersetzt. Alle Nutzlasten der Delta III wurden dabei auf die Delta IV umgebucht. Einige für die Delta III entwickelten Technologien werden in der Delta IV eingesetzt, so z. B. wurde die Zweitstufe der Delta III fast unverändert übernommen. Die GEM-46-Feststoffbooster wurden dagegen von der Delta III für die neuen Delta-II-Heavy-Versionen übernommen.

Delta IV

Start einer Delta IV Medium mit einem DSCS-Satelliten

Am 20. November 2002 startete die erste Delta IV von Cape Canaveral aus. Delta IV entstand im Rahmen des Evolved-Expendable-Launch-Vehicles-Programms der US Air Force, um die älteren Raketentypen zu ersetzen. Für die Delta IV wurde eine völlig neue Erststufe entworfen, die von einem ebenfalls neu entwickelten Rocketdyne-RS-68-Raketentriebwerk angetrieben wird. Das Triebwerk verbrennt flüssigen Wasserstoff mit flüssigem Sauerstoff (LH2/LOX). Die Erststufe erhielt den Namen CBC (Common Booster Core) und bildete die Grundlage für alle Versionen der Delta IV. Die zweite Stufe der Delta IV wurde weitgehend aus der Delta III übernommen.

Zurzeit werden von Boeing fünf verschiedene Versionen der Delta-IV-Reihe angeboten:

Startlisten

Nachweise

  1. Norbert Brügge: Delta I
  2. Siehe Fotos: Delta 1410 und Delta 1910