Dietrich Niethammer (* 24. Oktober 1939 in Leipzig; † 3. Februar 2020 in Tübingen) war ein deutscher Kinderarzt und Onkologe sowie Buchautor. Er war Pionier der Knochenmarktransplantation.[1]

Leben

Niethammer studierte Medizin in Tübingen, Wien und München und wurde bei Elfriede Aulhorn an der Augenklinik der Universität Tübingen promoviert. Danach war er dort Assistent und 1968 zu einem Forschungsaufenthalt an der University of California, San Diego. Er baute die Abteilung für pädiatrische Onkologie an der Universitätsklinik in Ulm mit auf und führte 1975 eine der ersten allogenen Knochenmarktransplantationen bei Kindern mit aplastischer Anämie in Deutschland durch. 1977 habilitierte er sich in Pädiatrie und wurde 1978 Professor in Tübingen und Ärztlicher Direktor der Abteilung Hämatologie der Universitätsklinik. 1989 wurde er geschäftsführender Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Er war verheiratet und hatte drei Kinder.

Wirken

Dietrich Niethammer engagierte sich für die Knochenmark- und Stammzelltransplantation in der Pädiatrie und galt als Vorreiter auf diesem Gebiet. Bereits 1975 führte er eine der ersten allogenen Knochenmarkstransplantationen in Deutschland durch.[2]

Er publizierte über 400 Fachartikel, auch zu ethischen Fragen der Sterbebegleitung von Kindern.

Niethammer war von 1990 bis 2003 Mitglied und ab 1998 Vorsitzender des Ausschusses Medizin des Wissenschaftsrates. Zudem gehörte er der Ethikkommission der Bundesärztekammer an.

Die Universität Greifswald zeichnete ihn 2004 mit einer Ehrendoktorwürde der Universitätsmedizin aus.[2] 2006 erhielt er die Ernst Jung Goldmedaille in Medizin. Ein Preis für Leistungen in pädiatrischer Onkologie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) ist nach ihm benannt. Bereits 2005 wurde eine Stiftung für kranke Kinder in Tübingen nach ihm benannt. Ebenfalls 2005 wurde er Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und mitv dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2014 wurde Dietrich Niethammer mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Ebenfalls 2014 erhielt er für sein Lebenswerk die Otto-Heubner-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.[3]

Im September 2023 beschloss der Tübinger Gemeinderat, die bereits existierende Niethammerstraße in der Nordstadt Dietrich Niethammer zu widmen. Ursprünglich wurde sie 1956 nach Emil Niethammer benannt, der im Rahmen einer Evaluierung aber den ethischen Problemfeldern Demokratiefeindlichkeit, Mitwirkung an Justizverbrechen und Mitwirkung am NS-Regime zugeordnet wurde. Statt einer Umbenennung entschied man sich für die Umwidmung zu Ehren von Dietrich Niethammer.[4]

Schriften (Auswahl)

Quellen

Einzelnachweise

  1. „Tübinger Pionier der Knochenmarktransplantation gestorben“ (Memento des Originals vom 19. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swr.de, SWR, 7. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  2. a b „Nachruf Prof. Dr. Dietrich Niethammer “, Universität Greifswald vom 16. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  3. „Dietrich Niethammer: Preis für beeindruckendes Lebenswerk“, Deutsches Ärzteblatt 43/2014, abgerufen am 19. Februar 2020.
  4. Straßennamen in der Diskussion. In: tuebingen.de. Universitätsstadt Tübingen, abgerufen am 7. Januar 2024.