Eldorado (span. El Dorado „Der Goldene“) ist ein sagenhaftes Goldland im Innern des nördlichen Südamerika. Ursprünglich bezeichnete der Name „El Dorado“ einen Mann, später eine Stadt und dann ein ganzes Land. Andere (indigene) Namen für diesen mythologischen Ort sind z. B. Manóa[1] oder Omagua.[2][3]

Eldorado basiert auf einer kolumbianischen Legende, die unter den Konquistadoren des 16. Jahrhunderts Abenteuerlust weckte und aufgrund deren zahlreiche Expeditionen ins unerforschte Zentralsüdamerika unternommen wurden. Spanische Chronisten berichten seit dem 17. Jahrhundert über das vermeintliche Goldland.

Legende

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Goldfloß von Eldorado

Jeder neue Herrscher der Muisca (eines Chibcha-Volkes) brachte bei seinem Amtsantritt ein Opfer für den Sonnengott im Bergsee von Guatavita in der Nähe des heutigen Bogotá dar. Nachts wurden Freudenfeuer entzündet, und der nackte Körper des Fürsten wurde mit einer Paste aus Goldstaub überzogen. Zusammen mit vier Adligen fuhr der Fürst auf einem Floß zur Mitte des Sees. Das Floß war mit vielen verschiedenen Goldgegenständen und Edelsteinen beladen. Die Gefährten opferten diese Gegenstände, indem sie diese ins Wasser warfen. Danach sprang der König in den See, und der Goldstaub auf seinem Körper sank zusammen mit Smaragden und Gold auf den Grund. Eine andere Variante lässt den König am Rand des Sees nach der Zeremonie das Gold abwaschen.

Als Beweisstück für die Legende gilt das Goldfloß von Eldorado, das sich heute im Museo del Oro in Bogotá befindet.

Entstehung des Mythos

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Bei Ankunft der Spanier wurde der Muisca-Brauch schon lange nicht mehr ausgeübt, jedoch schürten die Erzählungen der gefangen genommenen Muisca die Gier der Konquistadoren nach dem vermeintlich gigantischen Schatz. Vor allem die Eroberung des Inka-Reiches ab 1531 durch Francisco Pizarro, wobei diesem ein enormer Goldschatz in die Hände fiel (das Lösegeld für den von den Spaniern gefangengesetzten – und später ermordeten – Inka-Herrscher Atahualpa), beflügelte die Phantasie der Eroberer hinsichtlich weiterer möglicher Schätze[4].

Insbesondere die Schriften von Rodriguez Freyle, der sich auf Schilderungen von Don Juan, dem Neffen des letzten Herrschers der Region um Guatavita stützte, sowie die Berichte des Dichters und Chronisten Juan de Castellanos (1522 bis 1606), der als Kavalleriesoldat ab etwa 1545 in Venezuela diente, trugen später dazu bei, dass sich die Legende vom sagenhaften Goldland Eldorado entwickelte. So war die Suche nach Eldorado sogar eine der wesentlichen Triebfedern für die Erkundung und Eroberung Südamerikas durch die Spanier.

Der (vergleichsweise riesige) Parime-See auf der Karte Nieuwe caerte van het Wonderbaer ende Goudrjcke Landt Guiana von Jodocus Hondius aus dem Jahre 1598. Der Ort Manóa ist an der nordöstlichen Küstenlinie des Sees verzeichnet.

Lokalisierungsversuche und Expeditionen

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Die Spanier verlegten Eldorado mit der Zeit vom Bergsee Guatavita an verschiedene Orte. Mal war Eldorado ein riesiger Tempel, mal eine im Urwald versunkene Stadt, und im Jahr 1596 berichtete der englische Seefahrer und Abenteurer Sir Walter Raleigh von dem sagenhaft reichen Königreich „Eldorado“, das er irgendwo zwischen dem Amazonas und Peru vermutete (siehe Details unten). Er stützte sich hierbei auf Aufzeichnungen und Erzählungen des spanischen Konquistadors und späteren Gouverneurs von Trinidad Antonio de Berrio, der zwischen 1584 und 1589 drei Expeditionen entlang des Laufes des Orinoco und ins südwestliche Guayana unternommen hatte. Vor allem die Aufzeichnungen Raleighs trugen mit zur Verbreitung der Legende bei, wenngleich es auch schon davor zahlreiche Expeditionen gegeben hatte.

Das Verblassen des Mythos

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Zu Beginn des 17. Jahrhunderts galt die Suche nach Eldorado bereits als äußerst riskantes Unterfangen und wurde der Weg als „mit Leichen bedeckt“[17] angesehen. Nicht nur waren alle bisherigen Expeditionen gescheitert, sondern sie waren auch mit hohen Verlusten verbunden gewesen; dies galt sowohl für die Zahl der Todesopfer als auch für die finanziellen Aufwendungen der Expeditionsverantwortlichen und von deren Finanziers. Da bereits eine größere Anzahl von Expeditionen in verschiedenen Regionen erfolglos geblieben war, sank auch insgesamt die Wahrscheinlichkeit, das legendenbehaftete Goldland noch zu finden. Hinzu kam, dass einerseits mit der Erschließung der Silberminen des Cerro Rico bei Potosí eine vergleichsweise sichere und zugleich enorme Einnahmequelle entstanden war (was es wiederum stark erschwerte, Finanziers für riskantere Unternehmungen zu gewinnen) und dass andererseits sich im 17. Jahrhundert auch keine charismatische Führerpersönlichkeit, die hinsichtlich persönlicher Risikobereitschaft mit Hernán Cortés oder Francisco Pizarro vergleichbar gewesen wäre, fand[18].

So gab es denn auch im 17. Jahrhundert nur wenige Versuche, Eldorado zu suchen. 1611 unternahm der englische Diplomat Sir Thomas Roe eine kurze Suche nach dem Parime-See. Er musste jedoch die Suche nach rund 300 Meilen, die er landeinwärts auf dem Amazonas vorgedrungen war, infolge von Nahrungsmittelmangel abbrechen und ohne Ergebnis umkehren[19]. Ebenso durchquerte in den 1680er Jahren der erwähnte Jesuitenmissionar Samuel Fritz im Rahmen von Missionstätigkeiten das Gebiet der Omagua entlang des Marañón und am oberen Amazonas.

Karte von Samuel Fritz aus dem Jahr 1707. Der Parime-See ist als Rechteck in der Mitte der rechten Kartenhälfte verzeichnet

Auch im Verlauf des 18. Jahrhunderts fanden nur wenige Suchbemühungen statt. Im Spätjahr 1739 brach der deutsche Arzt Nicolas Horstmann im Auftrag der Niederländischen Westindien-Kompanie beziehungsweise des niederländischen Gouverneurs Laurens Storm van 's Gravesande (Gouverneur von Essequibo und Demerara) zusammen mit sechs Begleitern zu einer Suche nach dem Parime-See auf. Er überschritt dabei den Rio Branco und erreichte die Rupununi-Savanne, galt jedoch danach für einige Jahre als verschollen. 1742 kehrten zwei Begleiter zurück und berichteten, dass Horstmann und einer seiner Begleiter mehrere Monate in einem Dorf am Pará gelebt hatten, dann aber, da sie die Grenze nach Portugiesisch-Brasilien überquert hatten, von den Portugiesen verhaftet worden seien. Der französische Forscher Charles Marie de La Condamine konnte Horstmann 1743 auffinden, wobei ersichtlich wurde, dass Horstmann sich frei bewegen durfte und mittlerweile für die Portugiesen arbeitete. Horstmann übergab La Condamine eine handgezeichnete Karte seiner Reiseroute durch das nördliche Brasilien und sein, allerdings nur fragmentarisch erhaltenes, Tagebuch. In diesem beschrieb er, wie er im Mai 1740 den Parime-See gefunden habe[20]. Diese Darstellung ist jedoch umstritten, wahrscheinlich fand Horstmann den Amucu-See im Norden der Rupununi-Savanne.

Eine weitere Expedition, die beinahe zur gleichen Zeit stattfand (ab 1740) und die ebenfalls die Suche nach dem Parime-See zum Ziel hatte, war jene des spanischen Gouverneurs von Santo Tomé de Guayana de Angostura del Orinoco (die Stadt Ciudad Bolívar im Norden des Bundesstaats Bolívar in Venezuela), Don Manuel Centurion. Er drang dabei über den Río Caura und den Río Caroní vor, musste aber bereits nach einem Jahr das Vorhaben erfolglos einstellen, da Krankheiten und Angriffe indigener Völker zu schweren Verlusten geführt hatten.

Rezeption in der Populärkultur

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Literatur

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Filme

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Computerspiele

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Brettspiele

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Siehe auch

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Wiktionary: Eldorado – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Historia natural, civil y geográfica de las naciones situadas en las riveras del río Orinoco / Von Padre Joseph Gumilla (Erzählung über die Legende der Stadt Manóa) (spanisch)
  2. In Search of El Dorado von Harry Collingwood (englisch)
  3. Eldorado Legendary Country aus Encyclopædia Britannica (englisch)
  4. Descola, Jean: Das sagenhafte Eldorado. In: Die letzten Geheimnisse unserer Welt. Verlag DAS BESTE GmbH, Stuttgart 1977, S. 30.
  5. Descola: Eldorado, S. 36.
  6. Schneider, Christina: Die Legende vom Reich des Goldes. In: GEO Epoche Nr. 71: Südamerika. Geschichte eines Kontinents. (2015), S. 36ff.
  7. Schneider: Reich des Goldes, S. 45.
  8. Huber, Vitus: Die Konquistadoren. Cortés, Pizarro und die Eroberung Amerikas. C. H. Beck. München 2019, S. 97.
  9. Huber: Konquistadoren, S. 97.
  10. Descola: Eldorado, S. 34.
  11. Groushko, Michael: Von Schliemanns Troja bis zum Raub der Mona Lisa. Legendäre Schätze und ihre Geheimnisse. Weltbild Verlag, Augsburg 1997, S. 82.
  12. Groushko: Legendäre Schätze, S. 82.
  13. Sellin, Paul R.: Treasure, Treason and the Tower: El Dorado and the Murder of Sir Walter Raleigh. Ashgate Publishing Ltd., Farnham 2011, S. 164.
  14. Sellin: Treasure, Treason and the Tower, S. 192.
  15. Sellin: Treasure, Treason and the Tower, S. 191.
  16. Descola: Eldorado, S. 35.
  17. Descola: Eldorado, S. 36.
  18. Descola: Eldorado, S. 37.
  19. Williamson, James Alexander: English colonies in Guiana and on the Amazon, 1604-1668. Clarendon Press. Oxford 1923, S. 54.
  20. Schomburgk, Sir Robert Hermann: Lettre de N. Horstman à M. La Condamine, Great Britain, Edmond Herbert Hills, ed. Imprimé au Foreign office, par Harrison and sons, 1903 – Brazil.
  21. Outer Banks bei Netflix, abgerufen am 28. Dezember 2023.
  22. https://boardgamegeek.com/boardgame/217372/quest-el-dorado
  23. Wettlauf nach El Dorado auf der Website des Spiel des Jahres e.V.