Erdmuthe Dorothea von Zinzendorf

Erdmuthe Dorothea, Gräfin von Zinzendorf, geborene Gräfin Reuß zu Ebersdorf, (* 7. November 1700 in Ebersdorf; † 19. Juni 1756 in Herrnhut) war eine deutsche Pietistin, Kirchenliederdichterin und Ehefrau von Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der die Herrnhuter Brüdergemeine gründete.

Leben

Als Tochter von Graf Heinrich X. Reuß zu Ebersdorf und Erdmuthe Benigna zu Solms-Laubach genoss Erdmuthe Dorothea eine pietistische Erziehung nach den Grundsätzen Philipp Jacob Speners.

In Ebersdorf heiratete sie am 7. September 1722 den Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, den sie bei der Hochzeit seines Freundes, des Grafen Heinrich XXIX. Reuß zu Ebersdorf, mit Gräfin Sophie Theodora zu Castell-Remlingen (1703–1777), kennengelernt hatte. Zinzendorf hatte ursprünglich selbst Gräfin Sophie Theodora zu Castell-Remlingen ehelichen wollen.

Aus ihrer streitbaren Ehe, die vielfach von gegensätzlichen Standpunkten geprägt war, gingen innerhalb von 16 Jahren zwölf Kinder hervor, von denen aber nur drei, der Sohn Renatus und die älteste Tochter Benigna sowie die jüngste Tochter Elisabeth das Kleinkindalter überlebten.

Erdmuthe, die von ihrer Mutter die Wirtschaft und Verwaltung erlernt hatte, übernahm die Wirtschaftsführung für den Besitz ihres Mannes in Berthelsdorf und die neu gegründete Siedlung Herrnhut. In der Herrnhuter Brüdergemeine wurde sie zur Vorsteherin des Schwesternhauses, unterhielt ein Waisenhaus und fungierte als Hausmutter. Nach der ersten Ausweisung ihres Mannes überschrieb er ihr 1732 seinen Besitz. Gemeinsam bereisten die Eheleute mehrere europäische Länder, und während seiner elfjährigen Abwesenheit aus Sachsen im Gefolge seiner zweiten Ausweisung übernahm siet die Wirtschaftsführung der Gemeine und verwaltete das Vermögen.

Nach der Rückkehr Zinzendorfs aus London im Jahre 1755 führten die Eheleute, die sich während der Trennung auseinandergelebt hatten, getrennte Haushalte. Erdmuthe, die seit dem Tode ihres letzten Sohnes Renatus 1752 kränkelte, lebte in Herrnhut, während ihr Mann das Schloss Bethel in Berthelsdorf bewohnte und eine enge Beziehung zu seiner langjährigen Mitarbeiterin und späteren zweiten Ehefrau Anna Nitschmann pflegte.

Familie

Vorfahren

Ahnentafel von Erdmuthe Dorothea Reuß zu Ebersdorf[1]
Ururgroßeltern Heinrich XVI. (I.) Reuß zu Gera (1530–1572)
⚭ 1566
Dorothea von Solms-Sonnenwalde (1547–1595)
Albrecht VII. von Schwarzburg-Rudolstadt (1537–1605)
⚭ 1575
Juliane von Nassau-Dillenburg (1546–1588)
Heinrich V. Reuß zu Obergreiz (1549–1604)
⚭ 1583
Maria von Schönburg-Waldenburg (1565–1628)
Friedrich von Salm-Neufville (1547–1608)

Sibylle Juliane zu Isenburg-Birstein (1574–1604)
Johann Georg I. zu Solms-Laubach (1547–1600)

Margarethe von Schönburg-Glauchau (1554–1606)
Friedrich Magnus von Erbach-Fürstenau (1575–1618)

Johanna Henrietta zu Oettingen-Oettingen (1578–1619)
Heinrich Anselm von Promnitz (1564–1622)
⚭ 1590
Sophie von Kurzbach
Georg Ernst von Schönburg-Lichtenstein (1601–1664)
⚭ 1623
Benigna von Schwamberg (1599–1648)
Urgroßeltern Heinrich II. (Posthumus) Reuß zu Gera (1572–1635)
⚭ 1597
Magdalene von Schwarzburg-Rudolstadt (1580–1652)
Heinrich IV. Reuß zu Obergreiz (1597–1653)
⚭ 1624
Elisabeth Juliane zu Salm-Neufville (1602–1653)
Johann Georg II. zu Solms-Laubach (1591–1632)

Anna Maria von Erbach-Fürstenau (1603–1663)
Siegmund Seyfried von Promnitz (1595–1654)
⚭ 1647
Katharina Elisabeth von Schönburg-Lichtenstein (1625–1656)
Großeltern Heinrich X. Reuß zu Lobenstein (1621–1671)
⚭ 1647
Maria Sibylla Reuß zu Obergreiz (1625–1675)
Johann Friedrich I. zu Solms-Laubach (1625–1696)

Benigna von Promnitz (1648–1702)
Eltern Heinrich X. Reuß zu Ebersdorf (1662–1711)
⚭ 1694
Erdmuthe Benigna zu Solms-Laubach (1670–1732)
Erdmuthe Dorothea Reuß zu Ebersdorf

Nachkommen

Erdmuthe Dorothea Reuß zu Ebersdorf heiratete am 7. September 1722 in Ebersdorf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Mit ihm hatte sie zwölf Kinder[2]:

Werk

Erdmuthe Dorothea von Zinzendorf dichtete eine Reihe von Kirchenliedern. Sie handeln größtenteils von der Liebe zu Gott und vom Leben in der christlichen Gemeinde. In ihren späteren Liedern tritt die lutherische Rechtfertigungslehre in den Vordergrund. Die Lieder der Erdmuthe Dorothea von Zinzendorf wurden unter anderem in Gesangsbüchern der evangelischen Brüdergemeinde veröffentlicht und werden teilweise heute noch gesungen.[3]

Nebst den Kirchenliedern wurden einige Briefe von ihr an adlige europäische Persönlichkeiten publiziert. Außerdem war sie Mitherausgeberin der Herrnhuter Losungen.[4]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Berthold Schmidt: Die Reußen. Genealogie des Gesamthauses Reuß Älterer und Jüngerer Linie, Schleiz 1903.
  2. Gerhard Meyer: Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf: Eine genealogische Studie mit Ahnen- und Nachfahrenliste, Hildesheim 1966, S. 228–260.
  3. Gottlieb Friedrich Otto: Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetzlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler. Band 3. Anton, Görliz 1803.
  4. Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstelleringen und gelehrte Frauen des deutschen Barocks. In: Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 10. Metzler, Stuttgart 1984.