Abtei von Fleury – Chorseite
Abtei von Fleury – Vorhallenturm auf der Zugangsseite

Unter dem Namen Fleury, auch Abtei von Fleury, Lat.: S. Benedictus ad Ligerim, wurde die zwischen 630 und 650 gegründete Benediktinerabtei Saint-Benoît-sur-Loire oder Saint-Benoît-de-Fleury bekannt. Sie wird in der Literatur gelegentlich auch Fleury sur Loire genannt.

Das Kloster liegt in der Ortschaft Saint-Benoît-sur-Loire bei Sully-sur-Loire an der Loire in Frankreich. Es war besonders im Mittelalter berühmt durch seine Klosterschule und die Reliquien des hl. Benedikt. Abt Odo war von 930 bis 942 Abt im Kloster Fleury und machte es zu einem der bedeutendsten Zentren der Cluniazensischen Bewegung. 1798 wurde die Klosterschule wieder aufgehoben.

Geschichte

Blattmaske Portal Turm

Architektur

Alte Kapitelle im Vorhallenturm
Langhaus
Chorgestühl
Krypta
Nordportal

Die große, mit eindrucksvollen Skulpturen verzierte und schlichte Wallfahrtskirche St. Benoit ist eines der berühmtesten romanischen Bauwerke Frankreichs.

Vorhallenturm

Der durch seine massive Bauweise beeindruckende Vorhallenturm (Narthex) mit seinen mächtigen und zahlreichen Pfeilern ist einmalig. Im Erdgeschoss teilen die vier sockellosen Pfeiler des Mittelteils den Raum in neun gleich große, von Kreuzgratgewölben überragte, durch Gurtbogen miteinander verbundene Vierecke auf. Die Ostseite, die ursprünglich den anderen Seiten gleich war, wurde bei der Angliederung an das Langhaus verändert.

Das Bauwerk weist reichen Skulpturenschmuck auf; bemerkenswert sind insbesondere die mit stilisierten Pflanzenmotiven, Tiergestalten und Szenen geschmückten Kapitelle. Eine Besonderheit ist das korinthische Kapitell links neben dem Haupteingang. Über dem Abakus und dem Löwenfries trägt es die Inschrift UNBERTUS ME FECIT („Unbertus hat mich gemacht“). Die bevorzugte Stellung lässt darauf schließen, dass Unbertus gleichzeitig Bauherr und Steinmetzmeister des Turms war.

Chor

Der 1062 begonnene Chor der Klosterkirche (deren Fertigstellung erst 1218 beendet war) stellt eines der bemerkenswertesten Zeugnisse der französischen romanischen Baukunst dar. Er umfasst zwei gestaffelte Altarräume. Hinter dem der heiligen Jungfrau geweihten Hauptaltar des ersten Altarraumes erhebt sich die Mauer der Confessio, die die Kirche von der halb unterirdischen Krypta trennt. Der zweite, höher gelegene Altarraum ergänzt die architektonische Anordnung.

Der Chorumgang mit dem Kranz aus vier Kapellen weist den gleichen Grundriss wie die darunterliegende Krypta auf. Der dem hl. Benedikt geweihte Altar befindet sich genau über den Reliquien des Heiligen, die im Mittelpfeiler der Krypta aufbewahrt werden. Die Säulenreihe wird von einer Blendarkade überragt, die durch beide Altarräume verläuft und sie miteinander verbindet. Unter dem Tonnengewölbe strömt Licht durch die breiten Fenster.

Die Kapitelle des Umgangs entstanden um 1090. Die Skulpturen sind nicht so erhaben wie die der korinthischen Kapitelle des Portalturms. Sie zeigen Figuren und Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt. Die Kapitelle des Schiffs aus dem späten 12. Jahrhundert dagegen sind reich geschmückt und fein skulptiert. Die drei skulptierten Ensembles stammen aus verschiedenen Epochen.

Das Chorgestühl von zwei Künstlern aus Orleans stammt aus dem Jahr 1413. Das Geländer wurde 1637 von Kardinal Richelieu gestiftet.

Langhaus

Das im Verhältnis zum Altarraum schlichtere Kirchenschiff ist romanisch und wird von einem gotischen Gewölbe überspannt, dessen Kreuzrippen auf den romanischen Kapitellen der Säulen des Mittelschiffes ruhen. Der Übergang der Stilrichtungen verläuft harmonisch unter Berücksichtigung der ursprünglichen Proportionen.

Die Empore entstand 1704. Die große Muschel ist ein rein dekoratives Element. Die 1983 restaurierte Orgel verfügt über 35 Register und umfasst noch nahezu 500 Pfeifen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Der Marmorfußboden im Chor ist ein römisches Werk aus dem 4. oder 5. Jahrhundert, das man im 11. Jahrhundert nach Fleury zur Ausschmückung der ursprünglichen Kirche kommen ließ. Die Liegefigur stellt Philipp I. dar.; der vierte König der Kapetinger starb 1108 und ist im Chor begraben ist.

Die Basilika hat innen eine Länge von 73 m und eine Breite von 17 m. Die Höhe der Kuppel beträgt 24 m, die des Altarraums 18 m, und die des Schiffs 20 m.

Krypta

Die Krypta beherbergt die Reliquien des hl. Benedikt. Die Verbindung zur Oberkirche wird durch neun Öffnungen in der Mauer, welche die Krypta von der Kirche trennt, unterstrichen. Durch diese Öffnungen wurden die Reliquien des Heiligen verehrt.

Der mittelalterliche Reliquienschrein ist verschwunden, doch ist der monumentale Pfeiler, der ihn enthielt, nahezu unverändert erhalten. Er macht die Gebeine des hl. Benedikt zum Zentrum des Bauwerks, zum Grundstein des Ensembles, das auf ihm ruht, in dem alles zusammenfließt. Der doppelte Chorumgang und das Gewölbe der Krypta werden nach außen hin breiter.

Nordportal

Das nördliche Seitenschiff ist von einem gotischen Portal durchbrochen, das lange Zeit der Haupteingang für die Gläubigen war. Das Ende des 12. Jahrhunderts erbaute Portal wurde 1996 restauriert. Christus als Lehrmeister beherrscht das Tympanon. Er ist von den vier Evangelisten und ihren Symbolen umgeben. Engel- und Apostelfiguren schmücken die Bogenläufe. Der Türsturz zeigt in einem Triptychon die Oberführung der Reliquien des hl. Benedikt von Montecassino nach Fleury. Darunter sind sechs Säulenstatuen bemerkenswert, die die Erzväter und Propheten des Alten Testamentes darstellen. Dieser untere Teil des Portals stellt also Figuren aus dem Alten Testament dar, auf denen das Neue Testament aufbaut.

Auf der Rückseite des Türsturzes im Innern wurde bei den Restaurierungsarbeiten der Ansatz dekorativer Skulpturen entdeckt. Auf der gleichen waagerechten Ebene sind auf neun Bogen die Muttergottes, das segnende Kind vor sich auf dem Schoß haltend, sowie zwei Gruppen von jeweils vier Aposteln dargestellt. Dieses unvollendete romanische Werk stammt vermutlich aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.

Liste der Äbte

7. Jahrhundert

8. Jahrhundert

9. Jahrhundert

10. Jahrhundert

11. Jahrhundert

12. Jahrhundert

13. Jahrhundert

14. Jahrhundert

15. Jahrhundert

16. Jahrhundert

17. Jahrhundert

18. Jahrhundert

20. Jahrhundert

21. Jahrhundert

Sonstiges

Ein lateinisch-okzitanisches Tagelied ist mit der zweisprachigen Alba von Fleury-sur-Loire auf der Seite eines Klosterkodexes aus ca. 1000 überliefert.

Literatur

Koordinaten: 47° 48′ 35,3″ N, 2° 18′ 19,9″ O