Neithard Bulst im Jahr 2002 aufgenommen von Werner Maleczek

Neithard Bulst (* 14. Juli 1941 in Berlin) ist ein deutscher Historiker. Er lehrte als Professor von 1978 bis 2008 an der Universität Bielefeld.

Leben und Wirken

Neithard Bulst ist der Sohn von Walther Bulst und Marie Luise Bulst-Thiele. Er studierte Geschichte, Romanistik und politische Wissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Kiel, Lyon und Gießen. Das Staatsexamen erfolgte 1965. Im Jahr 1968 wurde Bulst in Gießen promoviert bei Peter Classen über die Klosterreformen Wilhelms von Dijon im 10. und 11. Jahrhundert.[1] Bulst war wissenschaftlicher Assistent und Universitätsdozent in Heidelberg. Dort erfolgte 1976 die Habilitation über die französischen Generalstände von 1468 und 1484.[2] Von 1978 bis zu seiner Emeritierung 2008 lehrte er an der Universität Bielefeld zunächst bis 1997 als Professor für Allgemeine Geschichte mit Schwerpunkt Sozial- und Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit und anschließend für Allgemeine Geschichte mit dem Schwerpunkt Geschichte des Mittelalters. Einen Ruf an die Universität Kiel (1994) lehnte er ab.

In den Jahren 1981, 1985, 1988, 1998 und 2003 war er Directeur d’Études associé am Centre de Recherches Historiques der École des Hautes Études en Sciences Sociales. Bulst nahm Gastprofessuren an der Central European University in Budapest (1994, 1995 und 1996) und an der Universität Paris 7 (Université Denis Diderot, 1994, 2003 und 2005) wahr. Von 1994 bis 1995 war er Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton. Gemeinsam mit Jochen Hoock gründete und koordinierte er von 1998 bis 2008 den Integrierten Deutsch-Französischen Studiengang „Geschichte Bielefeld-Paris 7“.

Im Jahr 1993 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen gewählt. Er ist Mitglied der Vereinigung für Verfassungsgeschichte. Von der französischen Regierung wurde er 2013 zur Würdigung seines wissenschaftlichen Werks sowie seiner erfolgreichen Bemühungen um Studien- und Wissenschaftskontakte zwischen Deutschland und Frankreich zum Offizier des „Ordre des Palmes Académiques“ ernannt.[3] Für sein Werk Les états généraux de France de 1468 et 1484: Recherches prosopographiques sur les députés wurde er 2023 von der Académie des inscriptions et belles-lettres mit der „Première médaille des Antiquités de la France“ ausgezeichnet.[4]

Seine Forschungsschwerpunkte sind Krankheit und Gesellschaft, Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pest, Aufwands- und Luxusordnungen in Mittelalter und Früher Neuzeit (Deutschland / Frankreich), Geschichte der Repräsentationsversammlungen mit dem Schwerpunkt auf Frankreich, mittelalterliche Demographie, Prosopographie, Rechtsnormen im Wandel, Kirchengeschichte im Hochmittelalter sowie die Grafschaft Lippe in der Frühen Neuzeit. Gemeinsam mit Karl-Heinz Spieß organisierte Bulst 2002 die Frühjahrstagung des Konstanzer Arbeitskreises zur sozialen Wirksamkeit des mittelalterlichen Hospitals. Die Beiträge wurden 2007 herausgegeben.[5]

Schriften (Auswahl)

Monografien

Herausgeberschaften

Literatur

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechungen von Franz Quarthal in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 115 (1979), S. 430–431 (online); Volkert Pfaff in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 61 (1975), S. 399–400; Jean-Claude Schmitt in: Annales. Histoire, Sciences Sociales 32 (1977), S. 1093–1094; J. D. Brady in: Speculum 52 (1977), S. 355–359.
  2. Vgl. dazu die Besprechung von Heribert Müller in: Historische Zeitschrift 261 (1995), S. 207–209.
  3. Pressestelle der Universität Bielefeld: Hohe französische Auszeichnung für Neithard Bulst, 4. September 2013.
  4. Liste der Preisträger Académie des Inscriptions et Belles Lettres.
  5. Vgl. dazu die Besprechung von Lars-Arne Dannenberg in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 80 (2009), S. 337–339; Annemarie Kinzelbach in: Francia-Recensio 2011–2 (online).