Fritz Rasp (oberes Bild) in die Die Liebe der Jeanne Ney 1927

Fritz Heinrich Rasp (* 13. Mai 1891 in Bayreuth; † 30. November 1976 in Gräfelfing) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher, der vor allem durch seine zahlreichen Rollen als „Filmschurke“ bekannt wurde. Sein schauspielerisches Schaffen deckte ein breites Feld ab, das vom Theaterschauspieler bei Max Reinhardt bis zu Filmen wie Metropolis und Emil und die Detektive reichte.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rasp wuchs als 13. Kind des Bezirksgeometers Daniel Rasp und seiner Frau Auguste (geb. Grähl) im Haus Luitpoldplatz 1 in Bayreuth auf. Er besuchte die Königlich Bayerische Studienanstalt in der Friedrichstraße, den damaligen Standort des heutigen Gymnasium Christian-Ernestinum.[1] Von 1908 bis 1909 lernte er sein Handwerk an einer Münchener Theaterschule. Er überwand einen Sprachfehler und seinen ostfränkischen Dialekt. 1909 erfolgte sein Bühnendebüt am Schauspielhaus in München. Danach schlossen sich Engagements an Theatern in Swinemünde, Tilsit unter Francesco Sioli, in Detmold und Bromberg an. Zu dieser Zeit begann auch Rasps Freundschaft mit dem späteren Iffland-Ring-Träger Werner Krauß.

Im Mai 1914 bekam Rasp einen Fünfjahresvertrag bei Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. 1915/16 arbeitete der Schauspieler erstmals für den Film, bald schon mit bekannten Regisseuren wie Ernst Lubitsch und Paul Wegener. Von 1916 bis 1918 stand Rasp im Militärdienst, danach arbeitete er wieder bei Max Reinhardt. Die Stationen bis 1924 waren: das Metropoltheater, das Kleine Schauspielhaus und erneut das Deutsche Theater. Ab 1924 agierte er als freier Schauspieler an verschiedenen Berliner Bühnen, 1922 begann Rasps eigentliche Filmkarriere; so wirkte er auch in Fritz Langs Stummfilmopus Metropolis mit (als: der Schmale). An der Seite der legendären Louise Brooks spielte er 1929 in dem Sozialdrama Tagebuch einer Verlorenen. Der russische Schriftsteller Ilja Ehrenburg schrieb rückblickend über Rasps Arbeit in Die Liebe der Jeanne Ney: „Von den Schauspielern gefiel mir Fritz Rasp. Er sah aus wie ein Erzhalunke. Als er die Hure in den Arm biß und statt eines Wundpflasters einen Dollar auf die Wunde legte, vergaß ich, daß ich einen Schauspieler vor mir hatte. […] Er spielte Schurken, aber er hatte ein weiches, fast sentimentales Gemüt. Ich nannte ihn Jeanne.“[2]

Als Bühnenschauspieler war Fritz Rasp auf kein spezielles Fach festgelegt, der Filmschauspieler Rasp war jedoch „mit seiner hageren, asketischen Gestalt“ schnell auf „düstere Figuren, Verführer, feige Verräter und Ganoven“ (Volker Wachter) abonniert. Er wurde zum Erzschurken des deutschen Films; unvergessen seine Darstellung des Diebs Grundeis in Emil und die Detektive (der Erstverfilmung 1931 von Erich Kästners Kinderbuch). Rasp gab ebenso doppelbödige Figuren wie treusorgende Familienväter, Terroristen und Polizeispitzel in einer Person (Lockspitzel Asew von Phil Jutzi). 1938 warf er als wortkarger Indianerkomparse („Zittere, Bleichgesicht!“) Messer auf den Ufa-Star Heinz Rühmann in dem Film Nanu, Sie kennen Korff noch nicht?.

Nach dem Zweiten Weltkrieg drehte er bereits 1946 wieder Filme, zunächst für die DEFA, und trat auch wieder in Berliner Theatern auf. Ab 1951 war er an westdeutschen Bühnen engagiert, unter anderem am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Hatte Fritz Rasp in den 30er Jahren bereits in den Edgar-Wallace-Verfilmungen Der Zinker und Der Hexer mitgewirkt, so erwies er sich auch für die Neuauflage westdeutscher Wallace-Filme ab 1959 als adäquater Darsteller: Bereits mit der ersten Wallace-Adaption Der Frosch mit der Maske war er wiederholt in Filmen dieses Genres zu sehen. Im Jahr 1963 erhielt er das Filmband in Gold für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. 1971 sah man Rasp in der Folge Frankfurter Gold der Fernsehserie „Tatort“. Zuletzt stand Rasp 1974 für die politische Senioren-Komödie Lina Braake vor der Kamera, die zwei altgediente Brecht-Darsteller in einem gemeinsamen Kinofilm vereinte: Lina Carstens hatte die erste Mutter Courage auf der Bühne gegeben, Rasp in der ersten Tonfilmversion der Dreigroschenoper den Peachum.

Auch als Hörspielsprecher war er an sehr vielen Produktionen beteiligt. In den ersten Nachkriegsjahren vorwiegend in Berlin beim dortigen Studio des NWDR. Danach arbeitete er vorwiegend für den Bayerischen Rundfunk in München. Er wurde in den unterschiedlichsten Genres besetzt. So konnte man seine Stimme in zahlreichen Klassikern, Krimis und Komödien hören.

Im Jahr 1972 gab Rasp im Dokumentarfilm Fritz Rasp erzählt, von Hans-Michael Bock und Rudolf Körösi, Auskunft über sein Leben.[3]

Fritz Rasp verstarb 1976 im Alter von 85 Jahren an einer Krebserkrankung, bis zuletzt hatte er als Schauspieler gearbeitet. Sein Grab befand sich auf dem Friedhof von Gräfelfing.[4][5] Fritz Rasp hatte fünf Kinder aus drei Beziehungen. Aus seiner ersten Beziehung mit der Sängerin Melanie Stein (1884–1961) hatte er ein Tochter, Ilse Rasp (verh. Wölker) (1910–1992). In erster Ehe war Fritz Rasp mit einer Tochter des Dramaturgen Felix Hollaender (1867–1931), Eva Hollaender verheiratet. Der erste Sohn aus dieser Ehe verstarb im Säuglingsalter, der zweite Sohn, Andreas Rasp (1921–2013) war Gymnasiallehrer und Dichter.[6] Fritz Rasp war in zweiter Ehe mit Charlotte (geb. Petermann 1904–1993) verheiratet. Aus dieser Ehe stammen sein Sohn Gerd Rasp und seine Tochter, die Schriftstellerin Renate Rasp (1935–2015).

Filmografie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Fritz Rasp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Emil, Metropolis und Skandal-Tatort: Der legendäre Kino-Bösewicht aus Bayreuth bei: bayreuther-tagblatt.de vom 8. Oktober 2019, abgerufen am 24. Februar 2021
  2. Ilja Ehrenburg: Menschen Jahre Leben, Band II. Volk und Welt, Berlin 1978, S. 132–133.
  3. Fritz Rasp erzählt. Internet Movie Database, abgerufen am 4. Februar 2023 (englisch).
  4. knerger.de: Das Grab von Fritz Rasp
  5. Gerd Otto-Rieke: Gräber in Bayern. Ohne München. Menschen, die uns bewegten. Mit 39 Einzelporträts (= Geschichte entdecken auf Friedhöfen. Bd. 2). Alabasta-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-938778-09-8, S. 113.
  6. poetenladen.de: Andreas Rasp
Personendaten
NAME Rasp, Fritz
ALTERNATIVNAMEN Rasp, Fritz Heinrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Film- und Bühnendarsteller
GEBURTSDATUM 13. Mai 1891
GEBURTSORT Bayreuth
STERBEDATUM 30. November 1976
STERBEORT Gräfelfing