Hedwig „Hedda“ Zinner (* 20. Mai 1904 in Lemberg, Österreich-Ungarn[1]; † 1. oder 4. Juli 1994 in Berlin[2]) war eine deutsche Schriftstellerin, Schauspielerin, Kabarettistin, Rezitatorin, Journalistin, Regisseurin und Rundfunkleiterin.
Hedda Zinner, die unter ihrem Geburtsnamen und verschiedenen Pseudonymen (Elisabeth Frank, Hannchen Lobesam, Hedda) publizierte, wurde in Lemberg als Tochter des Beamten Alfred Zinner und der Laura Amboss geboren, sie hatte eine Schwester. Sie besuchte von 1923 bis 1925 die Schauspielakademie in Wien. Engagements führten sie nach Stuttgart, Baden-Baden, Breslau und Zwickau. Sie heiratete 1928 den Schriftsteller und Journalisten Fritz Erpenbeck. Ab 1929 lebte sie in Berlin, wurde KPD-Mitglied, arbeitete als Schriftstellerin und Rezitatorin. Bei politischen Kundgebungen trug sie eigene Gedichte vor.
Ab 1930 publizierte sie politisch-satirische und gesellschaftskritische Gedichte unter anderem in der Roten Fahne, der Arbeiterstimme, in der AIZ, im Weg der Frau, dem Magazin für Alle und der Welt am Abend. 1933 emigrierte sie zunächst nach Wien und dann nach Prag, wo sie das politische Kabarett „Studio 1934“ gründete und leitete; ab 1935 lebte sie mit ihrem Mann in Moskau in der Sowjetunion, später in Ufa.[3] Sie arbeitete als Hörspielautorin und Kommentatorin für Radio Moskau[4] und für verschiedene Literaturzeitschriften. Außerdem war sie als Redakteurin und Sprecherin für die deutschsprachigen Tarnsender Deutscher Volkssender und Sender der SA-Fronde tätig, die von der Sowjetunion betrieben wurden.[5]
1945 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie während der Teilung der Stadt im östlichen Teil in Berlin-Pankow lebte. Sie wurde Spielleiterin im Hause des Rundfunks (seit 1946) und wirkte bis zu ihrem Tode 1994 als Schriftstellerin. Ihr Mann verstarb bereits 1975. Sie ist auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin-Mitte bestattet.
Ihr Sohn ist der Physiker, Philosoph und Schriftsteller John Erpenbeck, dessen Tochter Jenny Erpenbeck gleichfalls als Schriftstellerin tätig ist.
Ihre Bibliothek befindet sich in der Akademie der Künste Berlin.[6]
Zinners frühe Arbeiten waren satirisch-agitatorische Texte, die das Alltagsleben wie auch politische Tagesthemen aufgriffen. Im Zusammenhang mit den Arbeiten für das „Studio 1934“ wandte sie sich dem Drama zu; dabei behielt sie die politische Aktualität. Ihr Stück General Landt war eine Reaktion auf Carl Zuckmayers Drama Des Teufels General, welches sie als verharmlosend empfand. Auf jeden Fall verdächtig thematisierte die Protestbewegung westdeutscher Wissenschaftler gegen den Atomkrieg. Weiterhin griff sie historische Themen auf (darunter die Befreiungskriege gegen Napoleon, die Frauenbewegung und den antifaschistischen Widerstand). Ihre Romantrilogie Ahnen und Erben trägt autobiographische Züge.[8]