Gabdulchaj Achatow (1927–1986)
Professor Gabdulchaj Churamowitsch Achatow (1927–1986), Moskau, 1970
Gebäude der Kasaner Staatlichen Pädagogischen Hochschule, Kasan
Verbreitungsgebiet der Altaischen Sprachen, der Turksprachen und der Uralischen Sprachen, Tatarisch unter AT17

Gabdulchaj Churamowitsch Achatow (russisch Габдулхай Хурамович Ахатов; tatarisch Габделхәй Хурам улы Әхәтов; englische Transkription Gabdulkhay Khuramovich Akhatov; * 8. September 1927 in dem Dorf Staro-Ajmanowo (tatarisch Iske Ajman), Menselinski Kanton, Tatarische ASSR, UdSSR; † 25. November 1986 in Breschnew, Tatarische ASSR, UdSSR) war ein Linguist und Turkologe mit der Spezialisierung auf die tatarischen Dialekte, Doktor der philologischen Wissenschaft (1965), Professor (1970) an der Baschkirischen Staatlichen Universität in Ufa, sowie ein Reorganisator der Wissenschaft.[1]

Leben

Gabdulchaj Achatows Lehrbuch über die Dialektologie der Tatarischen Sprache

Seine Eltern waren in der Landwirtschaft tätig, wo sein Vater, Churamow Achat Churamowitsch (1893–1970) als Organisator der Agrargenossenschaft wirkte. Die Grundschulausbildung Achatows erfolgte in seinem Heimatdorf, weiterführende Schulen besuchte er in Polewskoi, die höhere Schule in Kalinin. Den Winter nutzte er für seine Studien, den Sommer arbeitete in der Landwirtschaft. Mit 14 Jahren war er bereits Vorarbeiter in der Agrargenossenschaft. Das Abitur schloss er mit einer Goldmedaille als Auszeichnung ab.

Er beendete sein Studium in Kasan an der Kasaner Staatlichen Pädagogischen Hochschule (russisch Казанский государственный педагогический институт) (1951) mit Auszeichnung. Die Hochschule wurde 1954 in eine Graduiertenschule umgewandelt. Von 1954 bis 1986 war er Leiter der Abteilung Tatarische Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten und Instituten in der Sowjetunion. Achatow war einer der ersten, der in seinen Studien zu phonetischen Besonderheiten von Dialekten in Sibirien[2] eine spezifische Lauterscheinung in der Sprache der Sibirischen Tataren erforschte, die aus dem Russischen bekannten cokan'e (цоканье), im Englischen auch als ts-ch-merger bezeichnet. Achatow war der Überzeugung, die Sibirischen Tataren haben dies aus dem Kiptschakischen bewahrt.[3] In seinem später als Grundlagenforschung gewürdigten Werk über die Sprachen der westsibirischen Tataren schrieb er über die Umsiedlungsprozesse der Tataren in der Oblast Tjumen im Ural und in der Oblast Omsk in Sibirien und den daraus folgenden Sprachveränderungen.

Nach einer umfassenden vergleichenden Analyse des phonetischen Systems, des lexikalischen Bestandes und des grammatischen Aufbaus kam Achatow zu dem Schluss, dass die Sprache der westsibirischen Tataren ein eigenständiger und ungeteilter Dialekt sowie eine der ältesten Turksprachen überhaupt sei.[2]

Zudem erstellte Achatow als erster im Bereich Turkologie eine systematische Beschreibung der idiomatischen Ausdrücke des Tatarischen und verfasste das bis heute als Standardwerk zur Phraseologie des Tatarischen verwendete Phraseological dictionary of the Tatar language (Monographie). Kazan 1982.

Darüber hinaus untersuchte Achatow auch übergreifende linguistische Phänomene: So veröffentlichte er ein grundlegendes Werk über die Hauptkennzeichen von Begriffspaaren am Beispiel des Finno-Ugrischen,[4] und führte eine grundlegende Untersuchung über die Natur der Doppelten Verneinung im Türkischen[5] sowie der Systematik bei Begriffs- bzw. Wortpaarbildung durch.[6]

Gabdulchaj Achatow war pro bono Mitglied des sowjetischen Komitees der Turkologie und Mitglied der Obersten Attestations-Kommission des Ministerrates der UdSSR. Als Vorsitzender einer Kommission zur Koordinierung von Magister- und Doktorandenthesen kam ihm eine besondere Rolle bei der wissenschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der Sowjetunion zu. 1982 erhielt er durch Leonid Iljitsch Breschnew persönlichen einen Ruf an die neugegründete Hochschule in Tatarstan, Nabereschnyje Tschelny,[7] die er organisatorisch aufbauen sollte, um hier die KamAZ-Produktion durch fähige Absolventen zu unterstützen. Allem Anschein nach waren diese Bemühungen von Erfolg gekrönt, da ihm eine diesbezügliche Auszeichnung verliehen wurde.

Bei ihm wurden rund 40 Kandidaten promoviert, er selbst veröffentlicht etwa 200 wissenschaftliche Publikationen. Für sein Wirken wurde er mit dem Orden des sowjetischen Bildungsministeriums für exzellente Leistung auf dem Gebiet der Hochschulbildung ausgezeichnet.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden während der XIII. Internationalen Linguistischen Kongresses in Tokio besonders 1982 hervorgehoben.[8]

Gabdulchaj Achatow ist ein Autor vieler grundlegender wissenschaftlicher Arbeiten, Wörterbücher, Lehrbücher, Handbücher und Programme für Dialektologie und Phraseologie, Lexikologie sowie Phonetik,[9] die in vielen Bibliotheken weltweit, wie z. B. auch der Library of Congress, aufbewahrt werden.

Achatow war mit Rosa Achatowa, geborene Deminowa (* 11. Juli 1929) vom 23. August 1951 bis zu seinem Tode verheiratet. Aus dieser Ehe stammten zwei Kinder, die Tochter Aida (* 1955) und der Sohn Aydar (* 1957).

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Tatar Enzyklopädie, Vol. 1: Der Artikel Gabdulchaj AchatowInstitute of Tatar Enzyklopädie, Kazan, 2002, S. 233 (in Russisch)
  2. a b Gabdulchaj Achatow: Dialect West Siberian Tatars (Monographie). Ufa, 1963, S. 195.
  3. Gabdulchaj Achatow: Dialects West Siberian Tatars. Diss. on soisk. Kazan. Doctoral degree. philologist. of Sciences. Tashkent, 1965
  4. About the main symptoms of paired words. – J. The Soviet Finno-Ugric. Talin, 1981.
  5. About the Nature of a double negative in the Turkic language of Kipchak-Bulgar subgroup. – J. Soviet Turkology. 1984, № 3.
  6. About the law of the pairing of words in Turkic languages / Sat. Turcologica. – Moscow, 1987
  7. 1982 wurde Nabereschnyje Tschelny nach dem Generalsekretär des ZK der KPdSU, Leonid Breschnew, in Breschnew (Брежнев) umbenannt, erhielt aber 1988 seinen ursprünglichen Namen zurück.
  8. Proceedings of the 13th. International Congress of Linguists, August 29 — September 4, 1982, Tokyo, Japan
  9. Tatar Enzyklopädie, Vol. 1: Der Artikel Gabdulchaj i AchatowInstitute of Tatar Enzyklopädie, Kazan 2002, S. 233.