Gerhard Banse bei einer Sitzung der Leibniz-Sozietät (2014)

Gerhard Banse (* 28. Juli 1946 in Berlin) ist ein deutscher Wissenschaftsphilosoph und Professor. Seine Forschungsschwerpunkte sind Technikphilosophie, Allgemeine Technologie/Allgemeine Technikwissenschaft und Technikfolgenabschätzung.

Ausbildung

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Gerhard Banse wurde als Sohn des Gärtners Erwin Banse und seiner Ehefrau, der Verkäuferin Elsbeth Banse geboren. In Berlin besuchte er die Grundschule und die Oberschule, die er 1965 mit dem Abitur abschloss. Von 1965 bis 1969 absolvierte er ein Studium der Chemie, Biologie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Potsdam mit dem Abschluss als Diplomlehrer für Chemie und Biologie. Danach war er als Lehrer an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Gutengermendorf bis 1971 tätig.

Er war von 1971 bis 1974 planmäßiger Aspirant an der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl Philosophische Probleme der Naturwissenschaften (Hermann Ley). 1974 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. mit dem Thema „Zur philosophischen Analyse der Herausbildung des wissenschaftlichen Technikverständnisses“.

Er ist seit 1971 verheiratet mit der Psychologin und Diplom-Pädagogin Bärbel Banse.[1] Das Ehepaar hat eine Tochter, die Rechtswissenschaften, und einen Sohn, der Regional- und Umweltplanung studiert hat.

Wissenschaftler für Technikphilosophie

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Nach seiner Promotion 1974 war Banse zunächst für zehn Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) in Berlin, Bereich Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung, dessen Leiter damals Herbert Hörz war. Da die Akademie eine reine Forschungsinstitution war und Banse seine Verbindung zur Praxis erhalten wollte, unterrichtete er parallel an der Ingenieurhochschule Wismar und der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Während dieser Zeit erfolgte 1981 auch seine Promotion B zum Dr. sc. phil. (äquivalent zur Habilitation) zum Thema Technik – Technikwissenschaften – Philosophie (Probleme, Ergebnisse und Standpunkte zu philosophischen Fragen der Technik und der Technikwissenschaften aus der Sicht des dialektischen und historischen Materialismus).[2] Im Zeitraum 1984 bis 1986 arbeitete er dann als Arbeitsgruppenleiter an diesem Zentralinstitut der AdW.

Von 1986 bis 1990 war er Vizepräsident der DDR-Massenorganisation Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse (URANIA). Während dieser Zeit erfolgte 1988 seine Ernennung zum Professor für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR. In den Jahren 1990 und 1991 übernahm er zunächst die Aufgaben eines Bundesgeschäftsführers der URANIA – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse e. V.

Als Gastprofessor im In- und Ausland

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Nach der deutschen Wiedervereinigung war er 1992 und 1993 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des Wissenschaftler-Integrations-Programms tätig. Ab 1994 erlangte er dann eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU), Fakultät 1, Institut für Philosophie und Technikgeschichte. Hier hatte er die Lehrstuhlvertretung Allgemeine Technikwissenschaft übernommen.

Ab 1997 war er Gastwissenschaftler an der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

In den 1990er Jahren hatte er mehrere Gastwissenschaftleraufenthalte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (bei Alois Huning), der Pennsylvania State University (bei Carl Mitcham) und dem damaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe (bei Herbert Paschen und Gotthard Bechmann). Ab Anfang 1999 war er im Rahmen des Hochschul-Sonder-Programms III, Programmpunkt „Innovative Forschung Neue Länder“, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Potsdam tätig.

Ab Oktober 1999 wirkte er dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Forschungszentrum Karlsruhe. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen in den Forschungsbereichen:

Insbesondere befasste er sich auch mit Kooperationen zu Institutionen in Mittel- und Osteuropa sowie mit technischem Wandel und kultureller Vielfalt. Von Mai 2004 bis Februar 2007 war er an das Fraunhofer Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme (FhG-ALI) in Cottbus delegiert. Er war 2002 Initiator und bis 2011 Leiter des International Network on Cultural Diversity and New Media (CULTMEDIA).[3]

Im Jahre 2000 erfolgte seine Ernennung zum Gastprofessor der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik), Lehrstuhl Ethik und Ästhetik. Zugleich wurde er zum Honorarprofessor für Allgemeine Technikwissenschaft der BTU Cottbus bestellt. Zusätzlich wurde er 2009 Vizepräsident der Leibniz-Sozietät.

Im Jahre 2011 erreichte er den gesetzlichen Ruhestand und wurde mit einem Ehrenkolloquium aus dem KIT verabschiedet. Er wurde zu Jahresbeginn 2012 Präsidenten der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Er ist weiterhin Lehrbeauftragter an der Universität Potsdam, der Schlesischen Universität Katowice (Polen), der Technischen Hochschule (Polytechnikum) Rzeszów (Polen) sowie der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica. Von März 2015 bis Dezember 2018 war er Gastwissenschaftler an der EA European Academy of Technology and Innovation Assessment.

Forschungsinteressen und wissenschaftliche Arbeitsgebiete

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Forschungsschwerpunkte

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Sein beruflicher Schwerpunkt lag überwiegend in der Technikphilosophie, speziell in der Allgemeinen Technologie/Allgemeinen Technikwissenschaft und in der Technikfolgenabschätzung:

Forschungskooperationen

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Nationale Forschungskooperationen vor allem mit verschiedenen Lehrstühlen der BTU Cottbus bzw. Instituten des KIT, mit mehreren Universitäten/Hochschulen (in Berlin, Braunschweig, Darmstadt, Merseburg, Potsdam, Wildau) sowie mit der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Internationale Forschungskooperationen vor allem mit folgenden Institutionen:

Er ist Mitglied der Gesellschaft für Wissenschaftsforschung (GfW) in Berlin; Mitherausgeber der „Karlsruher Studien Technik und Kultur (KIT Scientific Publishing, Karlsruhe) und der Buchreihe „e-Culture / Network Cultural Diversity and New Media“ (trafo-Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin; bis Ende 2018) sowie Mitglied der Redaktionsbeiräte der Zeitschriften „Problemy Ekologii“ (Polen), Zarzadzanie i Marketing“ (Polen), „Teory vedy. Journal for Theory of Science, Technology and Communication“ (Tschechische Republik) und „LIFIS ONLINE“ (Berlin).

Mitgliedschaften und Ehrungen (Auswahl)

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Ausgewählte Schriften

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Die wissenschaftlichen Publikationen von Gerhard Banse umfassen mehr als 400 Arbeiten, davon viele in Buchform.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Bärbel Banse und Armin Jähne (Hrsg.): Zeiten & Spuren. Wege. Begegnungen. Rückblicke - Gerhard Banse zum 70. Geburtstag. Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 43. trafo Wissenschaftsverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86464-124-4.
  2. DNB 810987686
  3. CULTMEDIA
  4. Organisation der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
Personendaten
NAME Banse, Gerhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Wissenschaftsphilosoph und Professor
GEBURTSDATUM 28. Juli 1946
GEBURTSORT Berlin