Gunter Wesener (* 3. Juni 1932 in Graz; † 27. Mai 2023 ebenda) war österreichischer Rechtswissenschaftler, Rechtshistoriker und Professor der Universität Graz.

Leben

Gunter Weseners Familie stammt aus Recklinghausen in Westfalen, einige seiner Vorfahren waren kurkölnische Richter im Vest Recklinghausen. Stammvater der Familie ist Wolffgang Wesener (1494–1557), Schultheiß in Halle an der Saale. Ein Vorfahre im 16. Jahrhundert war der langjährige Bürgermeister von Köln und kaiserliche Rat Arnold von Siegen.

Gunter Wesener besuchte von 1942 bis 1950 das Grazer Lichtenfels-Gymnasium und studierte danach Rechtswissenschaften in Graz. Die Promotion erfolgte am 5. November 1954. Am 14. März 1959 heiratete er die gebürtige Boznerin Carmen Lintner.

Zu seinen Lehrern an der juridischen Fakultät in Graz gehörten Artur Steinwenter, Sibylle Bolla-Kotek, Max Rintelen, Walter Wilburg, Hermann Baltl und Hermann Hämmerle; zu seinen Studienkollegen gehörten Franz Bydlinski, Robert Seiler und Josef Krainer junior. Im Studienjahr 1953/54 war er wissenschaftliche Hilfskraft, danach nach Abschluss der Gerichtspraxis ab 1. April 1955 Assistent am Institut für römisches Recht an der Grazer Universität.

Die Habilitation auf Anregung von Artur Steinwenter und Hubert Niederländer erfolgte am 11. Juli 1957 mit der Arbeit „Geschichte des Erbrechtes in Österreich seit der Rezeption“ (venia für Römisches Recht und Privatrechtsgeschichte der Neuzeit). Gutachter waren Theo Mayer-Maly und Hermann Baltl. Thema des Probevortrages war die Überwindung der Selbsthilfe im römischen Recht.

1958 war Gunter Wesener Gastdozent in Heidelberg, am 16. September 1959 wurde er als Nachfolger Artur Steinwenters zum außerordentlichen, mit 25. November 1963 zum ordentlichen Professor der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Graz mit Lehrverpflichtung für Römisches Recht ernannt. Dekan der Grazer juridischen Fakultät war er im Studienjahr 1965/66 und von 1979 bis 1981. Ab 1987 war Gunter Wesener Mitglied der Kommission für die Savigny-Stiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (seit 1995: Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs). Ab 1989 war er Mitherausgeber der „Forschungen zur neueren Privatrechtsgeschichte“, ab 2011 der „Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs“. Ab 1995 war er Mitglied der international zusammengesetzten Jury für die Verleihung des „Premio romanistico internazionale Gérard Boulvert“, ab 2009 Mitglied des Comitato scientifico internazionale der Zeitschrift 'IVRA', ab 2010 auch des Comitato der Zeitschrift 'Index'.

Schüler Weseners waren Herwig Stiegler, Georg Klingenberg, Johannes Michael Rainer, Evelyn Höbenreich und Martin Pennitz.

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit Gunter Weseners lagen im Römischen Privatrecht, beim Usus modernus pandectarum und bei der Privatrechtsgeschichte. Die in mehreren Auflagen erschienene „Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte“, eine Neubearbeitung des Werkes von Gerhard Wesenberg, war Lehrbuch für Generationen von Jusstudenten und wurde ins Spanische und Italienische übersetzt.

Auszeichnungen

Werke

Das Schriftenverzeichnis von Gunter Wesener umfasst in der Ausgabe der „Drei Vorträge …“ (siehe Literatur) die Seiten 58–77.

Literatur