HAL 9000: das rote Kameraauge
Eines von HALs Interfaces im Raumschiff, mit Kameraauge und Lautsprecher

HAL 9000 ist der fiktive Computer des Raumschiffs Discovery in den Filmen 2001: Odyssee im Weltraum (Buch: Arthur C. Clarke, Regie: Stanley Kubrick) und 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen (Buch: Arthur C. Clarke, Regie: Peter Hyams).

Ursprung der Benennung

Weit verbreitet ist die – allerdings irrige – Vermutung, HAL sei die Verballhornung des Markennamens der US-Computerfirma IBM, da die Buchstabenfolge H-A-L das Ergebnis der Dekrementation der Buchstabenfolge I-B-M zu sein scheint (die Buchstaben H, A und L stehen im Alphabet jeweils unmittelbar vor den Buchstaben I, B und M). Arthur C. Clarke hat dieser Behauptung stets widersprochen:

“I would like to demolish one annoying and persistent myth, which started soon after the movie was released. As is clearly stated in the novel (Chapter 16[1]), HAL stands for Heuristically programmed ALgorithmic computer. […] However, once a week some character spots the fact that HAL is one letter ahead of IBM, and promptly assumes that Stanley and I were taking a crack at that estimable institution.”

„Ich möchte einen ärgerlichen und hartnäckigen Mythos zerstören, der bereits kurz nach der Veröffentlichung des Films auftauchte. Wie im Roman (Kapitel 16) deutlich gesagt, steht HAL für Heuristisch programmierter ALgorithmischer Computer. [… ] Aber ungefähr einmal pro Woche entdeckt irgendein Typ, dass HAL jeweils ein Buchstabe vor IBM ist, und geht prompt davon aus, dass Stanley und ich einen Witz über diese geschätzte Institution machen wollten.“

Arthur C. Clarke: The Lost Worlds of 2001. The Ultimate Log of the Ultimate Trip. Signet, New York 1972, S. 78.

HALs Rolle in 2001: Odyssee im Weltraum

HAL zeigt während der Reise zum Planeten Jupiter mehr und mehr eine Art neurotisches Verhalten. Er scheint sich in der Fehleranalyse des Antennenmoduls AE-35 zu irren (oder vielleicht täuscht er auch nur einen Fehler vor; dies wird im Film nicht deutlich). Nachdem er herausgefunden hat, dass die Besatzung ihn abschalten will, falls sich die Irrtümlichkeit seiner Fehleranalyse bestätigen sollte, versucht er, die Besatzung auszuschalten, um seine Mission zum Jupiter fortführen zu können – „unbeirrbar und allein“. Dazu tötet er Frank Poole während dessen Weltraumausstiegs und tötet den restlichen Teil der Besatzung: tief schlafende Wissenschaftler (siehe zum Verhalten HALs auch: Doppelbindungstheorie). David Bowman jedoch überlebt. Es gelingt ihm, mit einem autarken Raumanzug in den Zentralraum von HAL einzudringen und dessen höhere Funktionsmodule eins nach dem anderen manuell zu deaktivieren.

Während der sukzessiven Abschaltung regrediert HAL zusehends und beginnt schließlich, das Kinderlied Daisy Bell (A Bicycle Built for Two) vorzutragen. (Das Lied war 1962 auf einem von John Kelly, Carol Lockbaum und Max Mathews programmierten IBM-704-Computer abgespielt worden. Kubrick benutzte dies als Inspiration.) In der deutschen Synchronfassung wurde daraus Hänschen klein. Das Besondere und möglicherweise Einzigartige an dieser Szene (vor allem im Vergleich zu anderen Science-Fiction-Filmen dieser Zeit) ist die anscheinende Menschenähnlichkeit HALs und die damit verbundene Umkehrung der klassischen Stereotype. Bowman, der sichtliche Probleme hat, die Fassung zu wahren, zerstört langsam ein scheinbar selbstbewusstes, emotionales Computer-Wesen, dessen Fähigkeit zu wirklichen Emotionen noch zu Beginn der Mission von der Besatzung während eines Interviews mit The World Tonight angezweifelt worden war. HAL zeigt ein Verhalten ähnlich großer Angst vor seiner Abschaltung, und das Lied, das ihm von seinem Lehrer (im Buch Dr. Chandra, im Film Dr. Langley) nach seiner Inbetriebnahme beigebracht worden war, ist ein Kinderlied, weil HAL lernfähig, aber ungeprägt konstruiert ist und daher wie ein Kind erzogen, sozialisiert und enkulturiert worden war.

Im Nachfolgefilm 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, der 1984 nicht von Kubrick, sondern von Peter Hyams – zugleich als Produzent und Regisseur – gedreht wurde, wird das erdgebundene, baugleiche Modell SAL 9000 vorgestellt. Seine Stimmmodulation ist im Gegensatz zu HAL 9000 weiblich, sein „Auge“ leuchtet blau, im Gegensatz zu HALs, das rot leuchtet.

Gesprochen wurde HAL in der Originalfassung von Douglas Rain, in der deutschen Fassung von Peter Schiff.

In 2010 wird HAL von Dr. Chandra reaktiviert. Am Ende dieser Geschichte wird die Discovery mit HAL von der Explosion Jupiters verschlungen. Im Roman 2061 – Odyssee III erfährt der Leser schließlich, dass HAL „überlebt“ hat. Er wird im letzten Teil der Tetralogie, 3001 – Die letzte Odyssee, mit der Hilfe des reanimierten Dr. Frank Poole, den Monolithen auf dem Mond Europa deaktivieren.

Geburtstagsfeiern und Ehrungen

Sowohl der 12. Januar 1992, der im Film genannte Tag seiner Inbetriebnahme in den fiktionalen HAL-Laboratorien in Urbana (Illinois), als auch der 12. Januar 1997 im gleichnamigen Buch von Arthur C. Clarke gelten als der „Geburtstag“ von HAL 9000 und wurden jeweils weltweit von Informatikern und Science-Fiction-Fans gefeiert. Stanley Kubrick, der den Termin der Inbetriebnahme von HAL für den Film vorverlegt hatte, da er der Meinung war, dass Computer im Jahr 1997 mehr können würden als HAL, reagierte ungehalten auf die Feierlichkeiten, welche im Jahr 1997 zum „Geburtstag“ im Virginia-Filmtheater in Illinois abgehalten wurden.

HAL 9000 wurde im Jahr 2003 in die Robot Hall of Fame aufgenommen.

Der Asteroid (9000) Hal wurde nach HAL benannt.

Anspielungen auf HAL

Anspielungen auf HAL findet man in vielen Filmen und Medienanwendungen.

Film und Fernsehen

Computerspiele

Sonstiges

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Arthur C. Clarke: 2001 a space odyssey. Signet, New York 1968, S. 95.