Hannoveraner (Pferd)
Wichtige Daten
Ursprung: Deutschland, 16. Jahrhundert
Hauptzuchtgebiet: Niedersachsen
Verbreitung: weltweit stark verbreitet, ca. 530 Zuchthengste und ca. 17.000 Zuchtstuten
Stockmaß: 160 bis 190 cm
Farben: Braune, Rappen, Füchse, Schimmel
Haupteinsatzgebiet: Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport sowie Fahren und Freizeitreiten
Brandzeichen

Der Hannoveraner ist eine deutsche Reitpferderasse, die zahlenmäßig zu den stärksten Warmblutzuchten weltweit gehört.

Äußeres Erscheinungsbild und Charakter

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Der Hannoveraner ist ein typisches modernes Sportpferd im Rechteckformat (länger als hoch). Gezüchtet wird der Hannoveraner als Rasse mit besonderer Eignung für den Reitsport. Es werden Pferde angestrebt, die aufgrund ihren innerer Eigenschaft, der Rittigkeit, ihres äußeren Erscheinungsbildes, des Bewegungsablaufs, der Springveranlagung und der Gesundheit ideale Leistungs- und Freizeitpferde sind. Auf dieser Grundlage wird die Zucht von Pferden mit einer Schwerpunktveranlagung für eine der Disziplinen Dressur, Springen oder Vielseitigkeit angestrebt. Mit den oben genannten Eigenschaften wird auch die Zucht von Pferden bevorzugt, die außerdem Qualitäten für den Fahrsport haben. Dieses Zuchtziel bietet darüber hinaus jedem einzelnen Züchter genügend Spielraum, seine eigenen Vorstellungen umzusetzen.[1][2]

Es existiert eine Bandbreite von unterschiedlichen Typen, die vom harten, blutgeprägten Pferd bis zum sogenannten Kommandeurspferd (besonders großrahmiger, stämmiger Typ) reichen. Angestrebt wird ein Stockmaß um 165 cm.

Der Hannoveraner zeichnet sich durch sein Gangwerk aus, das ihn für den großen Sport prädestiniert. Er ist sowohl in der Dressur-, im Spring- und im Vielseitigkeitsport einsetzbar und gilt als gelehrig, aufmerksam, ausgeglichen, aber auch als temperamentvoll. Der Hannoveraner hat ein ausgeglichenes, nervenstarkes, aber waches Temperament sowie einen umgänglichen, unkomplizierten, aber sensiblen Charakter. Zudem eignet er sich als Fahr-, Jagd- und Freizeitpferd.

Der hannoversche Fohlenbrand

Zuchtgeschichte

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Die Hannoveranerzucht lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Hannoveraner wurde für die Landwirtschaft und für den Militärdienst gezüchtet. Die Grundlage für die heutige Zucht stellt die Gründung des Landgestüts Celle am 27. Juli 1735 dar, mit der die zentrale Registrierung von Bedeckungen und Abfohlmeldungen eingeführt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Vollblut- und englische Halbbluthengste zur Veredelung des „Hannöverschen Pferdes“ eingesetzt. Nach 1870 erfolgte die Konsolidierung der Zucht unter Berücksichtigung der einheimischen Stämme, bei der die Kutsch- und Militäreignung des Hannoveraners im Vordergrund stand. In diese Zeit fällt die Gründung des Hannoverschen Stutbuches 1888, dem Vorgänger des Hannoveraner Verbandes.

Kennzeichnend für die Hannoveraner Zucht war die vorrangige Haltung von Zuchtstuten bei bäuerlichen Züchtern, unterstützt durch das niedersächsische Landgestüt in Celle und dessen Deckstationen. Bis in die frühe Nachkriegszeit war noch ein in allen Belangen der Landwirtschaft einsetzbarer Pferdetyp Schwerpunkt der Zucht. Nach der weitgehenden Mechanisierung der Landwirtschaft wurde die Zucht auf den neuen Sporttyp umgestellt, vor allem durch Einsatz von Vollblütern und Trakehnern als Veredler. Die Hannoveraner Zucht war damit „Trendsetter“ für die übrige deutsche Warmblutzucht. 2005 fusionierte der Verband Hessischer Pferdezüchter mit dem Hannoveraner Verband. 2014 folgte die Fusion mit der Abteilung A des Rheinischen Pferdestammbuchs.

Einer der herausragendsten Hannoveraner Dressurpferdevererber der vergangenen Jahre war der 1984 geborene Hengst Weltmeyer von World Cup I aus der Staatsprämienstute Anka, der bis zu seinem Tode 2011 im Eigentum des Celler Landgestütes stand. Weltmeyer wurde 1986 Körungssieger in Verden und 1987 Bundeschampion der dreijährigen Reitpferde. Bei der Hengstleistungsprüfung im gleichen Jahr in Adelheidsdorf erzielte er einen Index von 143,96. 1998 wurde ihm der Titel „Hannoveraner Hengst des Jahres“ verliehen. Von Weltmeyers männlichen Nachkommen wurden 86 für Hannover gekört, während seine Töchter in 445 Fällen die Staatsprämie erhielten. Sein Sohn Wolkentanz gab seine Qualitäten weiter und wurde 1996 Bundeschampion.

Zu den erfolgreichsten Springpferdevererbern der vergangenen Jahre zählt der 1993 geborene Landbeschäler Stakkato von Spartan aus der Pia. Er wurde in Verden gekört und absolvierte seine Hengstleistungsprüfung 1995 in Adelheidsdorf mit dem besten Springindex von 144,39 Punkten. Drei Jahre später wurde Stakkato mit Eva Bitter in Warendorf Bundeschampion der deutschen Springpferde. Es schlossen sich zahlreiche internationale Erfolge an, fünfmal ging er in Nationenpreisen für Deutschland an den Start. 2003 verhalf er seiner Reiterin in Gera zum Titel der Deutschen Meisterin. 2007 wurde er mit dem Titel „Hannoveraner Hengst des Jahres“ ausgezeichnet. Vierundvierzig seiner Söhne wurden für Hannover gekürt; 81 Töchter sind Staatsprämienstuten. Im September 2012 wurde Stakkato im Alter von 19 Jahren anlässlich der Bundeschampionate in Warendorf aus dem Sport verabschiedet.

Hannoveraner Stutenstämme

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Die Stutenstämme habe eine besondere Bedeutung in der Pferdezucht. Stuten aus durchgezüchteten, vererbungssicheren Stämmen, die sich teilweise seit mehreren Generationen in Züchterbesitz befinden, sind sehr wertvoll und Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht. „Züchten heißt in Generationen zu denken“ ist eine alte Weisheit nicht nur in der Pferdezucht.

2010 hat der Hannoveraner Verband eine Systematik für die Stutenstämme entwickelt, bei der alle Zuchtstuten, die 2006 in eine Abteilung des Stutbuchs eingetragen waren, bis auf die jeweilige Stammstute zurückverfolgt wurde. Basis war der erste Band des Hannoveraner Stutbuchs von 1888. Es konnten 1.548 Stutenstämme hannoverschen Ursprungs identifiziert werden, die nach der Herkunft ihrer Stammstute in fünf Regionen unterteilt wurden.

Es wurden Stammnamen vergeben. Stammname ist grundsätzlich der Name der Stammstute, also der erstmals in einem Hannoveraner Zuchtbuch eingetragenen Stute. Zusätzlich zu der Stammnummer, die sich aus Herkunftsregion und Geburtsjahr der Stammstuten zusammensetzt, und dem Namen wird der Besitzer der Stammstute zum Zeitpunkt der Eintragung mit Name, Wohnort und Landkreis genannt. Die Stamminformationen sind ab 2010 in den Equidenpässen der Hannoveraner eingedruckt.

Zuchtverband

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Der Hauptsitz des Hannoveraner Verbandes liegt in Verden. Dort werden in den Zuchtbüchern alle Daten und Informationen gesammelt und Equidenpässe ausgestellt. Auf dem Gelände der Niedersachsenhalle finden auch die großen Veranstaltungen Körungen, Turniere, Stutenschauen und Auktionen statt.

Erfolgreiche Hannoveraner

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Olympiasieger

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Mannschaftsolympiasieger: Ingrid Klimke und ihr Hannoveraner Wallach FRH Butts Abraxxas bei den Olympischen Sommerspielen 2012
In Hongkong gewannen drei Hannoveraner die Mannschaftsgoldmedaille

Weltmeister

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Springen

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Dressur

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Vielseitigkeit

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Weltcupsieger

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Springen

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Dressur

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Europameister

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Springen

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Dressur

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Vielseitigkeit

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Siehe auch

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Literatur

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engl: The Hanoverian. London: Allen 1990 (Allen breed series) ISBN 0-85131-478-3.
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Commons: Hannoveraner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hannoveraner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. „Hannoveraner Zuchtprogramme“, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  2. „Zuchtziel“ (Memento vom 2. März 2012 im Internet Archive).