Hans Mohr (1970)

Hans Mohr (* 11. Mai 1930 in Altburg; † 29. Dezember 2016[1]) war ein deutscher Biologe und Pflanzenphysiologe sowie ein Vertreter einer biologischen Wissenschaftstheorie. Er war Ordinarius am Institut für Biologie II der Universität Freiburg.

Leben

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Hans Mohr studierte Biologie, Physik und Philosophie an der Universität Tübingen. 1956 schloss er seine Dissertation bei Erwin Bünning, einem der Begründer der Chronobiologie, über ein Thema der Photomorphogenese ab. Anschließend absolvierte er einen Postdoc-Aufenthalt in Beltsville an der Research Station des U.S. Department of Agriculture (USDA) in der Arbeitsgruppe von Sterling Hendricks. 1959 wurde er an der Universität Tübingen habilitiert.

1960 wurde Mohr, als Nachfolger von Friedrich Oehlkers, ordentlicher Professor für Botanik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er war zu der Zeit der jüngste Ordinarius für Botanik in Deutschland. In Freiburg baute er zusammen mit Bernhard Hassenstein die spätere Fakultät für Biologie auf. Sie entwickelten die fächerübergreifenden Unterrichtsgebiete der Biologie des Menschen und der vergleichenden Verhaltensforschung. Das botanische Institut der Universität Freiburg wurde zu einem international führenden Zentrum der pflanzlichen Entwicklungsbiologie. Mohr wurde 1998 emeritiert.

Ab 1992 gehörte Mohr als wissenschaftliches Mitglied des Vorstandes der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart an, wo er einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu den Themen Gentechnologie, Wasserqualität, Energie aus Biomasse und Humankapital leistete. Zudem gründete und leitete er die Sonderforschungsbereiche „Molekulare Grundlagen der Entwicklung“ und „Biologische Signalreaktionsketten“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Forschungsstelle „Nitratassimilation“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Während seiner Freiburger Zeit hatte er auch Gastprofessuren an der University of Massachusetts inne.

Hans Mohr war mit der Biochemikerin Elisabeth Kraut verheiratet.

Wirken

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Mit experimentellen Studien (vor allem am Weißen Senf) trug Mohr mit seinen Gruppenleitern zur Kenntnis der physiologischen, biochemischen und molekulargenetischen Steuerung der pflanzlichen Entwicklung durch Licht (Photomorphogenese) bei. Auf der Grundlage seiner Forschungsergebnisse und seiner Vorlesungen als Hochschullehrer entstand ein umfassendes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie, das in englischer Übersetzung weltweite Verbreitung gefunden hat.

Neben den Arbeiten zur Photomorphogenese befasste sich Mohr mit drängenden Problemen in Fragen der Ethik und der Wissenschaftstheorie, mit der Energieproblematik und den erneuerbaren Ressourcen. Seine Arbeiten haben zu mehr als 20 Büchern und über 350 Publikationen in Fachzeitschriften geführt.

Über Mohrs Wissenschaftstheorie

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In seinem 1999 erschienenen Buch Wissen – Prinzip und Ressource[2] beschreibt Hans Mohr die enge Verbindung zwischen Wissen, Wissenschaft und Wissenschaftler. „Wissenschaft ist systematische, also disziplinierte und an Methoden und Institutionen gebundene Suche nach Erkenntnis.“[3] Den jungen Wissenschaftler bezeichnet er als Novizen, der von den älteren Kollegen in den traditionellen Wissensbestand und die entsprechenden Methoden eingeführt werde. Das Interesse des Wissenschaftlers an der Wissenschaft sei gepaart mit dem Wunsch nach Anerkennung durch die Scientific Society. Damit Anerkennung zu Recht gewährt werden könne, müsse sich jeder Novize der Wissenschaft außer bestimmten, anerkannten Methoden auch den bestimmten, anerkannten wissenschaftlichen Ethos aneignen. Letzterer setze die Annahme voraus, dass wissenschaftliche Erkenntnis begrenzt sei, die jeder Wissenschaftler akzeptieren müsse. Die Grenzen, die dieses Ethos für die Wissenschaften setze und die Veränderungen wissenschaftlicher Sichtweisen, schildert Mohr am medizinischen Fallbeispiel Apoptose.[4] Die noch kaum erforschten normativen Grundlagen der Wissenschaft seien intellektuelle Freiheit, Freiheit der Forschung und das Primat der Erkenntnis. Dies garantiere die Qualität wissenschaftlicher Forschung. Es reiche außerdem aus, wenn die Mehrheit der Wissenschaftler diesen Wissenschaftskodex umsetze, um einen korrekten Wissensstand zu bewahren.

Mitgliedschaften und Ehrungen

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Für seine wissenschaftlichen Verdienste erfuhr Mohr vielfache Ehrungen:

Schriften (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Traueranzeige von Hans Mohr, Badische Zeitung, 31. Dezember 2016, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  2. Mohr: Wissen – Prinzip und Ressource.
  3. Mohr: Wissen – Prinzip und Ressource., S. 165. Vgl. auch S. 29.
  4. Mohr: Wissen – Prinzip und Ressource., S. 149 ff.
  5. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Hans Mohr bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 19. Juli 2016.
Personendaten
NAME Mohr, Hans
KURZBESCHREIBUNG deutscher Biologe und Autor
GEBURTSDATUM 11. Mai 1930
GEBURTSORT Altburg
STERBEDATUM 29. Dezember 2016