Hauptbahnhof (abgekürzt in Deutschland und Österreich Hbf, in der Schweiz HB) bezeichnet in vielen Orten des deutschsprachigen Raumes üblicherweise den wichtigsten von mehreren Personenbahnhöfen der jeweiligen Stadt.
In mehreren nicht-deutschsprachigen Ländern, wie zum Beispiel in Italien, den Niederlanden oder Tschechien, werden dafür Begriffe ähnlicher Bedeutung verwendet, während es in anderen Ländern – wie Frankreich, Spanien oder Rumänien – nicht üblich ist, einen bestimmten Bahnhof als den zentralen oder wichtigsten Bahnhof der Stadt zu bezeichnen. Im 19. Jahrhundert war auch in Deutschland für den wichtigsten Bahnhof einer Großstadt der Begriff Centralbahnhof geläufig, was um die Wende zum 20. Jahrhundert durch Hauptbahnhof ersetzt wurde.
In einigen Städten gab es auch eine Hauptgüterbahnhof genannte Station für den Güterverkehr.
In den ersten Jahren der Eisenbahn wurden die großen Städte in verschiedene Richtungen oft von unterschiedlichen Bahngesellschaften erschlossen, die jeweils eigene Bahnhöfe in der Stadt besaßen. Diese Stationen hießen üblicherweise nach den Gesellschaften oder Richtungen. Die Anbindung einer Stadt über mehrere Bahnhöfe hatte jedoch spürbare betriebliche Nachteile und war auch aus Fahrgastsicht nicht optimal. Dieser Nachteil wurde umso spürbarer, nachdem die meisten großen privaten Bahnen in das Eigentum der deutschen Staaten übergegangen waren. In vielen Städten wurden vor allem im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die alten Personenbahnhöfe durch einen großen, zentralen Bahnhof ersetzt. Für diesen war zunächst überwiegend die Bezeichnung Centralbahnhof gebräuchlich, bevor sich von den 1890er Jahren an der Begriff Hauptbahnhof durchsetzte. 1905 trugen fast alle früher Centralbahnhof (nach der Orthographischen Konferenz von 1901 mit „Z“ geschrieben) genannten Stationen in Deutschland den Zusatz Hauptbahnhof[1], nur der Zentralbahnhof im mecklenburgischen Rostock wurde erst 1910 in Rostock Hauptbahnhof umbenannt.[2]
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden in weiteren Städten die alten verteilten Bahnhöfe durch einen gemeinsamen Hauptbahnhof ersetzt, wie etwa Stuttgart Hauptbahnhof (1914–1928), Leipzig Hauptbahnhof (1909–1915).
Später erhielten auch eine Reihe von Stationen in kleineren Orten den Namenszusatz Hauptbahnhof, etwa Bottrop (1933), Döbeln (ebenfalls 1933) oder Deggendorf (1941). Auch in einigen Kleinstädten, die nur von privaten Bahngesellschaften erschlossen wurden, wurde seit Anfang der 1930er Jahre der zentrale Bahnhof Hauptbahnhof genannt. Dazu zählten etwa Neuruppin oder Ziesar.[3]
In vielen Orten, die sowohl von staatlichen als auch von privaten Bahngesellschaften bedient wurden, trug seit den 1920er Jahren der Staatsbahnhof den Zusatz Rb für Reichsbahn (zuvor Stsbf, Staatsbahnhof) und der Bahnhof der Privatbahn meist einen auf diese Gesellschaft bezogenen Namen. Wenn die Privatbahn nach Verstaatlichung in die Reichsbahn überging, war diese Unterscheidung obsolet geworden. In mehreren Fällen erhielt dann der ursprüngliche Reichsbahnhof den Zusatz Hbf. Bereits 1941 wurde die Mecklenburgische Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft verstaatlicht. Daraufhin erhielten die Bahnhöfe Neustrelitz Rb und Blankensee (Meckl) Rb die Namen Neustrelitz Hbf und Blankensee (Meckl) Hbf; die früheren Privatbahnstationen hießen dann Neustrelitz Süd und Blankensee Ost.[4] Ähnlich wurde nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone verfahren, als die verbliebenen Privatbahnen in der Reichsbahn aufgingen. Aus Brandenburg Rb wurde Brandenburg Hbf, der zuvor separate benachbarte Privatbahnhof Brandenburg Neustadt wurde in den Hauptbahnhof einbezogen. Auch andere Stationen wie Lübben oder Thale erhielten den Hbf-Zusatz. Ein Teil der Hbf-Zusätze in kleineren Orten entfiel in den späteren Jahrzehnten wieder, nachdem andere Stationen im Stadtgebiet geschlossen wurden.
Der Bahnhof in Halle (Saale) erhielt 1951 den Zusatz Hbf, zuvor hieß er in Fahrplänen nur Halle (Saale), bahnintern Halle (Saale) Pbf (Personenbahnhof). In einigen Städten wurden in den 1950er und 1960er Jahren neue oder erheblich umgebaute Bahnhöfe Hauptbahnhof genannt, unter anderen der neue Bahnhof in Emden. Potsdam erhielt seinen Hauptbahnhof am Berliner Außenring, nachdem die direkte Verbindung nach Berlin durch die deutsche Teilung unterbrochen wurde. Nach dem Mauerfall verlor die Station an Bedeutung und dient als Bahnhof Potsdam Pirschheide nur noch regionalen Aufgaben.
In der Bundesrepublik erhielten einige Stationen wie etwa in Gevelsberg (1969) oder Mülheim (Ruhr) (1974) den entsprechenden Namenszusatz. Einige Hauptbahnhöfe wie Braunschweig Hauptbahnhof, Heidelberg Hauptbahnhof oder Kempten (Allgäu) Hauptbahnhof wurden aus städtebaulichen und betrieblichen Gründen an andere Orte verlegt.
In der DDR wurde 1987 der Berliner Ostbahnhof in Hauptbahnhof umbenannt, obwohl er im Vergleich zum Bahnhof Berlin-Lichtenberg weit weniger Aufgaben im überregionalen Personenverkehr erfüllte. Mit der Neugestaltung der Berliner Bahnanlagen seit der deutschen Wiedervereinigung ging im Jahr 2006 der neue Berliner Hauptbahnhof in zentraler Lage am Schnittpunkt der Fernstrecken in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung in Betrieb.
Auch in den Folgejahren erhielten mehrere Bahnhöfe den Zusatz Hauptbahnhof. Die bisher letzten derartigen Benennungen waren:
Mit der Vereinheitlichung der Bahnhofsnamen nach dem Ersten Weltkrieg wurde grundsätzlich sowohl in Stationsverzeichnissen, ebenfalls in Kursbüchern und internen Fahrplänen, als auch auf Bahnsteigschildern die Kurzschreibung Hbf verwendet.[5][3] Diese Praxis gilt auch in der Gegenwart sowohl für die Bezeichnung der Verkehrsstationen durch DB Station und Service[6] als auch für die Betriebsstellenbezeichnung von DB Netz.[7] Nur Berlin Hauptbahnhof wird von DB Station und Service in der ausgeschriebenen Variante verwendet.[6]
Die DB Station&Service bezeichnet 125 Bahnhöfe als Hauptbahnhof.[8][9] Da die Benennung nach der Bedeutung für den Eisenbahnbetrieb erfolgt, liegt der Hauptbahnhof einer Stadt nicht zwangsweise in deren Zentrum. Existiert in einem solchen Fall ein weiterer Bahnhof im Stadtzentrum, so kann dessen zentrale Lage durch einen Namenszusatz wie „Mitte“, „Ort“, „Stadt“, oder „Stadtmitte“ betont werden.
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Aalen Hbf | 2016[14] | – | |
Bad Friedrichshall Hbf | 2014 | − | |
Freiburg (Breisgau) Hbf | vor 1897 | − | |
Freudenstadt Hbf | − | ||
Heidelberg Hbf | vor 1897 1934 |
1911 1955 |
alter Bahnhof, 1955 aufgelassen |
Heidelberg Hbf | 1955 | – | |
Heilbronn Hbf | vor 1905[15] | − | |
Karlsruhe Hbf | vor 1897 | 1913 | alter Bahnhof, 1913 aufgelassen |
Karlsruhe Hbf | 1913 | – | |
Laupheim Hbf | 1904 | 1939[16] | heute Laupheim West |
Lörrach Hbf | 2009[17] | – | |
Mannheim Hbf | vor 1897 | – | |
Maulbronn Hbf | 1914 | 1939[16] | heute Maulbronn West |
Öhringen Hbf | 2008[18] | – | |
Pforzheim Hbf | – | ||
Reutlingen Hbf | – | ||
Riegel Hbf | vor 1905[19] | heute Riegel-Malterdingen | |
Sinsheim (Elsenz) Hbf | 2010 | – | |
Stuttgart Hbf | vor 1897 | 1922 | alter Bahnhof, 1922 aufgelassen |
Stuttgart Hbf | 1922 | – | |
Tübingen Hbf | – | ||
Ulm Hbf | 1911[20] | – | |
Weinheim (Bergstr) Hbf | 2018[21] | – |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Aschaffenburg Hbf | – | ||
Augsburg Hbf | – | ||
Bayreuth Hbf | – | ||
Berchtesgaden Hbf | 1913 | – | |
Deggendorf Hbf | 1941 | – | |
Fürth (Bay) Hbf | – | ||
Hof Hbf | – | ||
Ingolstadt Hbf | 1904 | – | zuvor Ingolstadt Centralbahnhof |
Kempten (Allgäu) Hbf | 1969 | alter Kopfbahnhof, 1969 aufgelassen[22] | |
Kempten (Allgäu) Hbf | 1969 | – | neuer Durchgangsbahnhof[22] |
Landshut (Bay) Hbf | – | ||
Lindau Hbf | 1936 | 2020 | heute Lindau-Insel |
Miltenberg Hbf | 1906 | 1977 | ab 1977 Güterbahnhof, 2005 aufgelassen |
München Hbf | 1904 | – | zuvor ab 1876 München Centralbahnhof[23][24] |
Nürnberg Hbf | 1904 | – | zuvor Nürnberg Centralbahnhof |
Passau Hbf | – | ||
Regensburg Hbf | – | ||
Schweinfurt Hbf | 1904 | – | zuvor ab 1893 Schweinfurt Centralbahnhof |
Würzburg Hbf | – |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Berlin Hauptbahnhof | 2006 | – | Neubau im Bereich des früheren Lehrter Bahnhofs und des Lehrter Stadtbahnhofs |
Berlin Hbf | 1987 | 1998 | vorher Berlin Frankfurter Bahnhof, Berlin Schlesischer Bahnhof, Berlin Ostbahnhof seit 1998 wieder Berlin Ostbahnhof |
Spandau Hbf | 1911 | 1936 | vorher Spandau Hamburger Bf, Spandau, nachher Berlin-Spandau, ab 1997/98 als Berlin-Stresow reiner S-Bahnhof, der heutige Bahnhof Berlin-Spandau ist ein Neubau von 1998 in anderer Lage. |
Hauptbahnhof der Parkeisenbahn |
1990[25] | – | vorher Pionierpark „Ernst Thälmann“ |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Bremen Hbf | vor 1897[26] | – | zuvor ab 1889 Bremen Centralbahnhof |
Bremerhaven Hbf | 1947 | – |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Altona Hbf | vor 1897 | 1898 | alter Bahnhof, 1898 aufgelassen |
Altona Hbf | 1898 | 1938 | heute Hamburg-Altona |
Hamburg Hbf | 1906 | – | |
Harburg Hbf Harburg-Wilhelmsburg Hbf |
1897 1927 |
1927 1938 |
heute Hamburg-Harburg |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Darmstadt Hbf | 1902 | 1912 | Main-Neckar-Bahnhof und Ludwigsbahnhof, 1912 aufgelassen |
Darmstadt Hbf | 1912 | – | |
Frankfurt (Main) Hbf | vor 1897 | – | zuvor ab 1888 Frankfurt Centralbahnhof |
Hanau Hbf | 1927 | – | |
Höchst (Main) Hbf | 1927 | 1928 | heute Frankfurt-Höchst |
Kassel Hbf | – | ||
Korbach Hbf | 2018 | – | |
Offenbach (Main) Hbf | – | ||
Wiesbaden Hbf | 1928 | – |
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Blankensee (Meckl) Hbf | 1941 | 1951 | vorher Blankensee i. Meckl. Staatsbf., Blankensee (Meckl) Reichsb., heute: Blankensee (Meckl) [27] |
Neustrelitz Hbf | 1941 | – | vorher Neustrelitz, Neustrelitz Staatsbf., Neustrelitz Reichsb[27] |
Rostock Hbf | 1910[28] | – | vorher: Rostock Lloyd-Bahnhof, Rostock Zentralbahnhof, in den 1930er und 1940er Jahren Seestadt Rostock Hbf |
Schwerin Hbf | 1930er Jahre |
– | vorher Schwerin, Schwerin (Meckl), bis in die 1990er Jahre Schwerin (Meckl) Hbf |
Stralsund Hbf | 2010 | – | vorher Stralsund |
In Österreich gibt es in zwölf Städten einen Hauptbahnhof:
Wien Hauptbahnhof ist der jüngste österreichische Hauptbahnhof, er ist seit dem 13. Dezember 2015 in Vollbetrieb. Die Stadt Wien erhielt damit zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt einen Hauptbahnhof.
In den Kursbüchern der Deutschen Reichsbahn von 1939 bis 1944 wurden folgende Bahnhöfe (meist zur Unterscheidung vom Lokalbahnhof) als „Hauptbahnhof“ bezeichnet[32]:
In der Schweiz wird seit den Nullerjahren nur noch der Bahnhof von Zürich von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) offiziell als Hauptbahnhof bezeichnet; ansonsten tragen alle bisherigen Hauptbahnhöfe einfach nur noch den Namen der Stadt. Ferner bezeichnet das Bundesamt für Verkehr in seiner Dienststellendokumentation (Didok) im Stadtverkehr die Haltestelle an den Bahnhöfen Bern, Rorschach, Solothurn und Winterthur mit Hauptbahnhof.[33] Auch der Bahnhof Lausanne hieß einmal Gare centrale.
In der Deutschschweiz wird Hauptbahnhof mit HB abgekürzt.
Der Bahnhof Basel SBB stellt mit dem angegliederten Bahnhof Basel SNCF den Hauptbahnhof der Stadt Basel dar, wenngleich Hauptbahnhof weder von den SBB noch vom Bundesamt für Verkehr im Stadtverkehr benutzt wird. Der Name Basel Centralbahnhof, den er seit seiner Entstehung im Jahre 1860 bis zur Übernahme durch die SBB im Jahr 1902 trug, ist auf die erbauende Bahngesellschaft, die Schweizerische Centralbahn, zurückzuführen.
Die Hauptbahnhöfe haben in Dänemark den Zusatz „H“:
Ehemalig:
In Frankreich heißen die Haltestellen des Stadtverkehrs an den meisten größeren Bahnhöfen Gare centrale, zu Deutsch Zentralbahnhof.
Die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen bezeichneten den Bahnhof von Straßburg Ende des 19. Jahrhunderts als Centralbahnhof[34] und ab spätestens 1905 als Hauptbahnhof.[35]
Im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn wurden für Elsass-Lothringen 1941 die Bahnhöfe von Kolmar, Metz, Mülhausen, Saargemünd (1943 und 1944) und Straßburg als Hauptbahnhof bezeichnet.
Der Namenszusatz „Centrale“ bedeutet „Hauptbahnhof“:
Folgende Bahnhöfe werden in Polen als „Główn -a, -e, -y“ (Hauptbahnhof, Abkürzung: „Gł.“) bezeichnet. Es wird die jeweilige Jahreszahl angegeben, seitdem der Bahnhof als Hauptbahnhof bezeichnet wird. Einige haben den Zusatz „Osobow -y, -a“ („Person“).[36]
Die Hauptbahnhöfe haben in Schweden den Zusatz „C“:
Im Tschechischen bedeutet „hlavní nádraží“ (abgekürzt „hl.n.“) Hauptbahnhof:
In den Kursbüchern der Deutschen Reichsbahn wurden von 1939 bis 1944 folgende Bahnhöfe, meist zur Unterscheidung vom Lokalbahnhof, als „Hauptbahnhof“ bezeichnet: