Hellmut Gottfried Haasis (* 7. Januar 1942 in Mühlacker; † 23. Februar 2024 in Reutlingen)[1] war ein deutscher Historiker, Schriftsteller und Verleger. Er studierte evangelische Theologie, Geschichte und Politik. Als Autor trat er in unterschiedlichen literarischen Metiers in Erscheinung. Sein Werk reicht vom historischen Sachbuch mit wissenschaftlichem Anspruch über Erzählungen und Gedichte bis hin zum Theaterstück und Hörspiel sowie dem schwäbischen Mundart-Roman.

Einer größeren Leserschaft bekannt wurde Haasis, der in Reutlingen lebte, vor allem durch seine Biografie des Hitler-Attentäters Georg Elser, erschienen unter dem Titel Den Hitler jag' ich in die Luft. Der Attentäter Georg Elser, eine Biografie.

Wirken

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Als dem antiautoritären Spektrum der politischen Linken zugehöriger Publizist, Verleger (Freiheitsbaum-Verlag) und Rundfunkautor hat sich Haasis schwerpunktmäßig der Erforschung der Geschichte der herrschaftskritischen und demokratischen Basisbewegungen von der Antike bis zur Gegenwart zugewandt, die er beispielsweise in seinem umfangreichsten Werk „Spuren der Besiegten“ (drei Bände) veröffentlichte. Neben seiner historischen Feldforschung war er auch selbst politisch im Umfeld der Neuen sozialen Bewegungen engagiert. In den 1970er Jahren war er Vorsitzender der Reutlinger Gewerkschaftsjugend, in der kommunalen Legislaturperiode zwischen 1984 und 1989 für kurze Zeit als Nachrücker für die Grünen und Unabhängigen Mitglied des Gemeinderates in Reutlingen.[2] Im zeitweilig in Reutlingen angesiedelten Trotzdem Verlag hatte er Kontakt zu dessen Gründer Wolfgang Haug, und veröffentlichte auch diverse Artikel in der von diesem Verlag herausgegebenen anarchistischen Zeitschrift Schwarzer Faden.

Bei Studienreisen, unter anderem nach Italien, setzte er sich – etwa im Zusammenhang mit den Fiat-Streiks in Turin – mit dem dortigen Operaismus, einer Bewegung der Arbeiter-Autonomie auseinander, in Süditalien und auf Sardinien mit dem sozialrevolutionären Brigantentum (Brigantaggio) und der sardischen Wandmalbewegung.

Nebenberuflich engagierte sich Haasis kulturell für Kinder: Er trat als „Märchenclown Druiknui“ auf. Als Mundartdichter versuchte er, den schwäbischen Dialekt lebendig zu halten (beispielsweise im Gedichtband „Jetz isch fai gnuag Hai honna. Schwäbische Gedichte“ – eingedeutscht: „Jetzt ist aber genug Heu eingefahren“). In diesen Bereichen zeigte Haasis zusätzlich zu den Ergebnissen seiner politisch-historischen Recherchen auch eine satirisch-kabarettistische Komponente. So trat er beispielsweise nach seinem Engagement in der Friedensbewegung gegen die sogenannte Nachrüstung von Anfang der 1980er Jahre bis in die Gegenwart als „Kommandör“ des „Karl-Valentin-Ährenbadaillons“ auf, als „Landesvorsitzender“ der „Bürgerinitiative Rätthet di alhte Rächtschreipungk“ oder als „schriftführer der antiimperialistischen basisgruppe nieder mit den großbuchstaben“.

Mit seiner Biographie über den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Georg Elser aus dem Jahr 1999 stieß Haasis die Würdigung des Hitlerattentäters maßgeblich an. Bis dahin hatte Elser im Gegensatz zu den Verschwörern des 20. Juli 1944 in der offiziellen Gedenkkultur der Bundesrepublik kaum eine Rolle gespielt.[3]

Bücher von Haasis wurden in bis zu acht Sprachen übersetzt.[4]

Auszeichnungen

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Werke (Auswahl)

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Rezensionen (Auswahl)

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Zu Den Hitler jag' ich in die Luft. Der Attentäter Georg Elser, eine Biografie.

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Zu Joseph Süß Oppenheimer genannt Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer.

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Zu Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich.

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Zu Heisel Rein, der Gscheite Narr.

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Einzelnachweise

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  1. Christine Lehmann: Nachruf zum Tod von Hellmut G. Haasis auf verdi.de vom 7. März 2024, abgerufen am 8. März 2024.
  2. Unterseite der Homepage der Grünen und Unabhängigen Reutlingen (Zur Geschichte der Grünen und Unabhängigen in Reutlingen) (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive), abgerufen am 3. Januar 2010.
  3. Ernst Piper: Allein gegen Hitler. In: einestages. 6. November 2009.
  4. a b Hellmut G. Haasis wird 70, Reutlinger General-Anzeiger vom 7. Januar 2012, S. 39 (Wochenend-Kulturteil)
  5. Historiker Hellmut G. Haasis erhält heute den Ludwig-Uhland-Preis Artikel von Raimund Weible im Schwäbischen Tagblatt vom 26. April 2013 (online auf www.tagblatt.de)
Personendaten
NAME Haasis, Hellmut G.
ALTERNATIVNAMEN Haasis, Hellmut Gottfried (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker, Verleger und Autor
GEBURTSDATUM 7. Januar 1942
GEBURTSORT Mühlacker
STERBEDATUM 23. Februar 2024
STERBEORT Reutlingen