Hermann Kurz; Lithografie von Georg Engelbach, 1843.

Hermann Kurz (* 30. November 1813 in Reutlingen; † 10. Oktober 1873 in Tübingen) war ein deutscher Schriftsteller der Schwäbischen Dichterschule, Publizist und Übersetzer. Er gehört zu den Begründern des historischen, realistischen und sozialen Erzählens im deutschen Vormärz.[1] Er ist der Vater des Mediziners und Lyrikers Edgar Kurz, der Schriftstellerin Isolde Kurz und des Bildhauers Erwin Kurz[2].

Leben

Geburtshaus in Reutlingen
Die Familie seines Großvaters Wilhelm Heinrich Schramm
Hermann Kurz, nach einer Fotografie von Franz Hanfstaengl, 1863

Er wurde als Hermann Kurtz geboren, modernisierte seinen Namen aber 1848. Seine Eltern starben früh. Nach dem Abschluss des württembergischen Landexamens besuchte er das Evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn und studierte anschließend am evangelischen Stift in Tübingen. Während seines Studiums schloss er sich 1831 der Burschenschaft Patrioten an. Nach seinem theologischen Examen im Jahr 1835 arbeitete er für einige Monate als Vikar in Ehningen, zog dann aber nach Stuttgart um, wo er als freier Schriftsteller und Übersetzer lebte.

Dort lernte er unter anderem Eduard Mörike, Justinus Kerner und Gustav Schwab kennen. 1848 wurde er Mitarbeiter des Deutschen Familienbuchs zur Belehrung und Unterhaltung in Karlsruhe und Redakteur des Demokratischen Beobachters in Stuttgart.

1851 musste Kurz als Strafe für einen ungebührlichen Artikel eine dreiwöchige Haft in der Festung Hohenasperg absitzen.[3] Danach heiratete er Marie Freiin von Brunnow, eine Ururgroßnichte des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger, der durch das Plädoyer für mehr Freiheit, Gleichheit und Mitmenschlichkeit in seiner Sozialutopie Die Güldene Zeit (1759–1761) wegweisend geworden war. Das Ehepaar bekam vier Söhne: Edgar, Erwin, Alfred und Balde und die Tochter Isolde. 1856 zog sich Kurz aus dem öffentlichen Leben zurück und übersiedelte zunächst (1858) nach Oberesslingen, wo die Familie ein Landgut gekauft hatte, 1863 nach Kirchheim unter Teck und anschließend nach Tübingen, wo er Bibliothekar an der Universität Tübingen wurde. 1865 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock.

Bei der Einweihung des Tübinger Uhland-Denkmals zog er sich einen Sonnenstich zu, von dem er sich nicht erholte und an dessen Folgen er am 10. Oktober 1873 verstarb.[4][5] Er wurde auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt.

Die Wirkung von Hermann Kurz’ Werken auf Johannes Brahms schildert Joseph Victor Widmann: „Im Ganzen war er kein Freund der Novitäten, las lieber ältere Bücher zum zweiten und dritten Male, so in jenem Sommer die Werke des trefflichen Hermann Kurz, von denen er nur bedauerte, daß ihm im Sonnenwirthe und teilweise auch in Schiller’s Heimatjahre die Schilderungen des Elends, in dem sich im vorigen Jahrhundert das arme württembergische Volk befand, zu tief zu Herzen gehe, so daß er namentlich den Sonnenwirth zu Ende zu lesen nicht mehr über sich bringe.“[6]

Werke (Auswahl)

Musenstatue auf dem Grabmal in Tübingen
Hermann-Kurz-Denkmal in Oberesslingen-Gartenstadt (Stadtteil von Esslingen am Neckar)

Lyrik und Prosa

Übersetzungen

Essays

Herausgeberschaften

Briefe

Editionen (Auswahl)

Werkausgaben

Nachdrucke

Literatur

Kurzbiographien

Ausführlichere Biographien und Untersuchungen

Einzelnachweise

  1. Matthias Slunitschek: Hermann Kurz und die ‚Poesie der Wirklichkeit‘. Studien zum Frühwerk, Texte aus dem Nachlass (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte. Band 150). De Gruyter, Berlin/Boston, ISBN 978-3-11-054323-0 (degruyter.com).
  2. Julius Baum (Hrsg.): Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1913, S. 212.
  3. Gerhard Stadelmaier: Ich aber sage euch, Zensur ist undeutsch! Große Szene eines predigenden Demokraten: „Das freye Wort“ auf der Kanzel-Bühne des Hermann Kurz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2013.
  4. Warum Karl Marx auf Isolde Kurz schimpfte. Tagblatt, 7. Januar 2011.
  5. Uhland-Denkmal auf TÜpedia.
  6. Josef Viktor Widmann: Johannes Brahms in Erinnerungen. 2. Auflage. Paetel, Berlin 1898, S. 60.
  7. Dazu siehe Tilman Krause: Die andere deutsche Tradition. Hermann Kurz’ Erziehungsroman Schillers Heimatjahre – ein Grundbuch der Weitläufigkeit und des Diesseitsglaubens. In: Reutlinger Geschichtsblätter. Neue Folge, Band 45, 2006, S. 121–138.
  8. Dazu siehe Jörg Jungmayr: Hermann Kurz und Gottfried von Straßburg. In: Ingrid Kühn, Gotthard Lerchner (Hrsg.): Von wyßheit würt der mensch geert … Frankfurt 1993, S. 291–320.