Hortense Anna Stephanie von Gelmini Edle zu Kreutzhof, verheiratete Freifrau Droste zu Hülshoff (* 14. April 1947 in Bozen, Südtirol, Italien[1]), ist eine Musikerin, Malerin, Schriftstellerin und ehemalige Orchesterdirigentin.
Aus der Südtiroler Adelsfamilie Gelmini von Kreutzhof[2] stammend, wuchs Hortense von Gelmini als Tochter des Gutsbesitzers und Importkaufmanns Johannes Anton von Gelmini Edler zu Kreutzhof und der Grafikerin und Malerin Erika von Gelmini in Salurn und Kirchzarten auf. Auf Grund früher Klavierkompositionen wurde sie bereits im Alter von 14 Jahren an der Hochschule für Musik Freiburg immatrikuliert und studierte später Dirigieren bei Herbert Froitzheim und Francis Travis, Komposition bei Wolfgang Fortner, Klavier in einer Meisterklasse bei Carl Seemann sowie Cello, Trompete und Klarinette.
Als Dirigentin war sie vor allem in den 1970er-Jahren aktiv. 1969 gründete sie das Kammerorchester Orchestra Gelmini, konzertierte mit dem Orchester in Deutschland[3], auch mit Solisten wie etwa der Pianistin Fany Solter[4], und spielte Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen ein, darunter eine Aufnahme mit Werken von Schostakowitsch, Roussel und Genzmer.[5] Ab 1974 wirkte Gelmini als Gastdirigentin u. a. der Nürnberger Symphoniker, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,[6] der Hofer Symphoniker,[7] des Sinfonieorchesters des Südwestfunks und – in dieser Position dort als erste Frau – [8] des Mozarteum-Orchesters Salzburg[9].[10] Sie trat u. a. im Großen Festspielhaus Salzburg auf und arbeitete mit Künstlern wie Ludwig Güttler zusammen.[11][12] 1980 beendete sie ihre Dirigentenkarriere. Ihre CD-Aufnahme von Anton Bruckners Nullter Symphonie mit den Nürnberger Symphonikern[13] wurde 2000 für das Festival Bruckner-Marathon in Carlsbad (Kalifornien) ausgewählt, das sich zum Ziel gesetzt hatte, „some of the greatest Bruckner conductors“ vorzustellen.[14]
Sie wurde in Fernsehporträts des Bayerischen Rundfunks (1975), des Südwestfunks (1975) und des WDR (1980) vorgestellt und war 1975 Gast in der Talkshow Der heiße Draht mit Joachim Fuchsberger.[15] Neben Rezensionen der Fachpresse über ihre Arbeit als Dirigentin erschienen Berichte, die noch heute als Beispiel für Sexismus gegenüber Dirigentinnen gelten.[16][17] Der Journalist Stefan Aust[18] interviewte sie zum Schwerpunkt Emanzipation der Frau.
Neben ihrer dirigentischen Tätigkeit war sie auch als Pianistin tätig und führte auch eigene Klavierkompositionen wie Tetrade unio mystica (1967) und Ich wär’ so gern enthoben (1982) auf.
Gelmini schreibt Bücher mit Essays und Gedichten zu primär christlichen Themen. Darunter das 1981 erschienene Buch Einblicke, eine illustrierte Sammlung von Essays, einer phänomenologischen Abhandlung und ersten Gedichten, in dem sie u. a. auch ihr Verständnis von Musik, den Musikbetrieb und das Dirigieren von Orchestern reflektierte.[19] 1999 erschien in der Edition L das Werk Augenblicke christlicher Besinnung mit einer Auswahl von 92 Gedichten.[20] Seit 2002 veröffentlicht sie ihre Bücher in dem von ihr gegründeten Verlag LPV-Hortense von Gelmini.[21]
Ab 1976 schuf Gelmini Gemälde und theologisch-philosophisch inspirierte Gemäldezyklen. 1977 nahm der Kunsthistoriker Franzsepp Würtenberger einen Abschnitt über sie in sein Werk Malerei und Musik auf[22] und eröffnete es mit ihrem Gemälde Pfingsten. Ab 1981 entwickelte sie drehbare Altarretabel, z. B. in St. Michael (Rheinfelden-Karsau) sowie in Kirchzarten (Kapelle des Neuen Friedhofs am Giersberg), und erhielt Aufträge zur künstlerischen Gestaltung von Kirchen. Ihre Altarmalerei sieht sie als „Biblia pauperum“ (Armenbibel); die einzelnen Gemäldetafeln stellt sie „aufs Eck“ und bringt dadurch „das Kreuz auf die Fläche“, so entsteht eine „Kreuzesikonostase“.[23] Seit 2001 stellt sie auch Computergrafiken und Atelier-Kunstdrucke her. Ihr künstlerisches Œuvre umfasst ca. 900 Bilder und Zeichnungen und wurde in zahlreichen Einzelausstellungen in städtischen und kirchlichen Galerien unter dem Titel „Christlicher Glaube in Bildsymbolik“, u. a. beim 85. Katholikentag 1978 im Historischen Kaufhaus in Freiburg, gezeigt sowie in Büchern, Zeitschriften, Drucken und Kunstpostkarten veröffentlicht. Gelmini gestaltete St. Michael in Beuggen-Karsau (Innen- und Außengestaltung, Altarbilder, Kreuzweg),[24] die Friedhofskapelle in Kirchzarten (Altarbilder, Altartisch, Ambo, Sedilien, Weihwasserspender) und die Burgkapelle auf Burg Meersburg (Altarbilder). Einer ihrer Gemäldezyklen wird in einem Schulbuch verwendet.[25]
Gelmini räumt keiner der Künste einen „Primat“ über eine andere ein.[26] Berührungspunkte innerhalb ihres Schaffens gibt es, indem sie sowohl Gedichte als auch Gemälde zu gleichen Themen schuf. Beispielsweise dirigierte sie 1974 die Vier Temperamente von Paul Hindemith, Motive, die sie 1985 auch in vier Bildern malte und 2005 in vier Gedichten umsetzte. Ihr Gemäldezyklus Gehirnmusik – in memoriam Anton Bruckner (1982) enthält ein Bild namens Synästhesie und zeigt eine Verbindung von Denken, Musik und Malerei auf; er wurde unter dem Titel Sieben Fühlstücke 2007 von Hans-Josef Winkler vertont und am 15. Januar 2012 in der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz uraufgeführt.[27] Sie selbst schuf nach dem Tod von Otto Gillen Federzeichnungen zu dessen Gedichten, die im Buch Maria Frau der Frauen publiziert wurden. Die Fotocollage-cover all ihrer Musikvideos und -Audios im Internet schuf Hortense von Gelmini selbst.
Seit 1978 ist sie mit dem Juristen Wilderich von Droste zu Hülshoff verheiratet, mit dem sie den Sohn Benedikt hat.[28][29] Sie wohnen seit 2005 in Horben bei Freiburg im Breisgau. Gelmini führt den Verlag LPV-Hortense von Gelmini und leitete bis 2013 den von ihr gegründeten land- und forstwirtschaftlichen Betrieb mit angeschlossener Brennerei in Horben.
1993 wurde in Freiburg von Silvia Berk die gemeinnützige Stiftung Libertas per Veritatem gegründet[30]. Seit 1999 ist Gelminis Ehemann Vorstand der Stiftung, deren Zweck es ist, durch das Werk Gelminis einen Beitrag zur Erhaltung christlicher Grundwerte in der Öffentlichkeit zu leisten. Hierfür unterhielt sie von 1994 bis 2006 in Freiburg die nichtkommerzielle Galerie Kunstsammlung Hortense von Gelmini, in welcher Ausstellungen ihrer Werke, Vorträge und Lesungen stattfanden.