Jean Firges (* 25. April 1934 in Sankt Vith, Belgien; † 13. Juni 2014), auch Johann Firges oder Hannes Anderer (Pseudonym), war ein in Ostbelgien aufgewachsener, später deutscher (und auf Deutsch schreibender) Literaturwissenschaftler und Schriftsteller.

Leben

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Jean Firges studierte Germanistik, Romanistik und Italianistik an den Universitäten Löwen, Heidelberg, Freiburg, Genua und Köln. In Köln promovierte er 1959 bei Wilhelm Emrich über die Lyrik Paul Celans. Nach der Promotion und dem anschließenden Referendariat war er fünf Jahre lang als Studienrat an einem Gymnasium in Köln tätig, daraufhin wurde er Assistent an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Aachen. 1970 folgte er dem Ruf als Professor für französische Sprache und Literatur an die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. Seit 1999 war Firges im Ruhestand.

Jean Firges absolvierte 1997/98 eine Ausbildung in systemischer Therapie. 1997 gründete er den literarischen und wissenschaftlichen Sonnenberg Verlag, der zunächst in Annweiler am Trifels ansässig war und mittlerweile nach Landshut umgezogen ist.

Forschungsschwerpunkt Celan

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Seit 1957 befasste sich Firges mit dem Werk Celans. Damals waren gerade die ersten beiden Bände des Dichters erschienen, „Mohn und Gedächtnis“ und „Von Schwelle zu Schwelle“. In diesem Jahr lernte Firges auch Celan bei einem Besuch in Paris persönlich kennen. 1959 schrieb er bei Wilhelm Emrich seine Dissertation, die erste in Deutschland zu Celan verfasste. Er beschäftigte sich auch weiterhin forschend mit den Gedichten Celans und mit der Sekundärliteratur; seit 1989 publizierte er selber wieder über ihn. Zuletzt veröffentlichte er 2011, im Rahmen einer ausführlichen Biografie des Dichters, mit Schwarze Sonne Schwermut ein Buch über Celans fortschreitende psychische Erkrankung. Firges untersuchte dabei Celans schizoide Melancholie einerseits aus Sicht der systemischen Therapie und andererseits aus der Perspektive der Psychoanalyse nach Sigmund Freud.

Publikationen

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Zu Paul Celan

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Über französischsprachige Literatur

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Über deutschsprachige Literatur

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Literarische Werke als „Hannes Anderer“

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sowie Beiträge in der Zs. Krautgarten und in Anthologien zur Literatur Ostbelgiens im Verlag der Zeitschrift.

Arbeiten zur Didaktik der Landeskunde und des Sprachunterrichts

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(Quelle:[7])

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Anmerkungen

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  1. die erste deutschspr. Diss. überhaupt zu Celan
  2. Nach der Lesung Celans hatte ein (sich anonym gebender) Student eine antisemitische Karikatur über C. mit Titelei, die auf seine jüdische Herkunft hinwies, an der Univ. publiziert. Celan, von Firges informiert, übte großen Druck zunächst auf diesen und dann auf die Universitätsverwaltung aus, den Namen zu erfahren. C. ging soweit, (erfolglos) die Verweigerung der Dissertation F.’ zu fordern, falls er den Namen nicht nennt. Nach James K. Lyon: Paul Celan and Martin Heidegger. An unresolved conversation 1951–1970. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, ISBN 978-0-8018-8302-6, S. 88 f., online lesbar. Der Vorgang zeigt die hohe Empfindlichkeit C.s zu dieser Zeit. Vgl. dazu auch: Paul Celan – Briefwechsel mit den rheinischen Freunden, Berlin 2011, S. 137–139 und 529 f.
  3. zu Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
  4. Gedichte aus dem Zyklus Alcools
  5. über den Hyperion-Roman
  6. Roman mit autobiografischen Zügen: erste Begegnung mit einer bisher unbekannten Tochter aus Italien nach 50 Jahren. Erinnerungen an das Leben damals in Genua
  7. Firges verfasste etwa 30 Beiträge zur Didaktik der Landeskunde und des neusprachlichen Unterrichts in Fachzeitschriften und gab entsprechende Bücher heraus bzw. war Mitverfasser
Personendaten
NAME Firges, Jean
ALTERNATIVNAMEN Firges, Johann; Anderer, Hannes (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturwissenschaftler, Autor
GEBURTSDATUM 25. April 1934
GEBURTSORT Sankt Vith
STERBEDATUM 13. Juni 2014