Leonardo „Leo“ Bauer (* 29. Mai 1945 in Bologna) ist ein deutscher Betriebswirt, Impresario und Großgastronom in Bochum. Bauer gilt als Gründer des dortigen Bermuda3ecks.[1][2]
Leonardo Bauer ist der Sohn einer Italienerin aus Bologna und eines deutschen Offiziers; beide kamen 1947 gemeinsam mit ihren zwei Kindern nach Deutschland. In Folge eines Arbeitsunfalls unter Tage auf der Bochumer Zeche Mansfeld verunglückte sein erst 25 Jahre alter Vater bereits 1949 tödlich.
Den größten Teil seiner Jugend verbrachte Leonardo im Stadtteil Langendreer mit seiner Mutter Cesarina, die kaum deutsch sprach, und seiner jüngeren Schwester Gabriella. "Leo" ging zur Realschule; danach folgte eine Bank-Lehre, zu der er parallel am Abendgymnasium Abitur machte. Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er 1968 abschloss.
1963 gründeten Bauer als mit 18 Jahren damals noch Minderjähriger und etwa 40 Gleichgesinnte am Nordring den Club Liberitas, ein selbstverwaltetes Kulturzentrum. Free Jazz, Moderne Kunst – ein avanciertes Kulturprogramm, das er mit politischen Freunden im Rahmen der Republikanischer-Club-Bewegung für junge Menschen in der Szene quasi kollektiv inszenierte. Es trafen sich Claude-Oliver Rudolph, Ralf Richter, Martin Semmelrogge und viele andere. Einmal pro Woche fand im Club organisierte Beratung für potenzielle Kriegsdienstverweigerer statt; die DFG/IDK half. Bei einem Free Jazz Konzert führte das Ordnungsamt auf Grund von Beschwerden der Nachbarn Schallmessungen durch, und der Club musste schon um 22 Uhr schließen.[3] Vorübergehend inszenierte der Musikmanager deshalb seine Events in Schul-Aulen.
1969 begann Bauers Karriere als Gastronomie-Unternehmer und Kulturförderer mit der konzessionierten Gründung des Clubs Liberitas – Gesellschaft zur Förderung kultureller Veranstaltungen. Die Studierenden der ersten, 1965 in Bochum gegründeten Universität des Ruhrgebiets sowie die allgemeine kulturelle Aufbruch- und Umbruchstimmung der 1960er Jahre eröffneten Leonardo Bauer die Chance, Konzerte und Kulturveranstaltungen zu organisieren, die es so vorher in dieser Stadt und ihrer Umgebung nicht gegeben hatte. So holte er z. B. die Elektro-Pop-Band Kraftwerk[4] zwischen 1969 und 1971 gleich dreimal in seinen Club. Albert Mangelsdorff, Champion Jack Dupree, Schnuckenack Reinhardt, Dietrich Kittner, Renaissance und Peter Brötzmann traten ebenfalls dort auf. Aber auch Autorenlesungen mit Schriftstellern wie Frank Göhre und Volker Degener gehörten zum Veranstaltungsprogramm. Der Club wurde ab 1974 unter der Bezeichnung „Spektrum“ von Uwe Fellensiek weiter geführt.
Auch Franz-Josef Degenhardt, Otto Waalkes und Udo Lindenberg bekamen durch den Musikveranstalter Bauer Gelegenheit, vor großem Publikum in der Bochumer Ruhrlandhalle aufzutreten. Für Insterburg & Co. organisierte der Impresario eine kleine Tournee. Herbert Grönemeyer trat in seinem "Mandra" auf. Heute stellt Bauer besondere Musik-Events in seiner Diskothek und "Bermudahalle" Riff vor.
Bauer ließ in Bochum Studentenkneipen, Restaurants und Musik-Cafés bauen – je nach Bedarf und Zeitgeist. Ihm gehör(t)en u. a. die Pinte, der Club am Hellweg, der Clochard, der Backofen, das Syrtaki, Granny´s Rockcafé, das Treibhaus sowie der Cotton Club. So gilt er als Gründer, „Kneipen-König“[5] und „Vater“ des dortigen Bermuda3ecks.[6]
Außengastronomie Leo Bauer steht darüber hinaus für eine Innovation in Deutschland, die in Bochum begann: Er setzte die erste großflächige innerstädtische Außengastronomie vor dem Mandragora um, die später zum Markenzeichen des ganzen Bochumer Bermuda3Ecks[7] wurde: Auf dem Konrad-Adenauer-Platz entstand schon 1977, und somit weit vor der Zeit, in der Vergleichbares auch in anderen deutschen Städten üblich wurde, diese neue Form urbaner Gastronomie, zu der ihn seine italienischen Wurzeln inspiriert hatten.[8] Das MARABO-Magazin widmete dem „Bermuda-Dreieck-Käpt’n“ 1988 gleich einen ganzen Leitartikel[9] und prägte damit tatsächlich jenen Begriff für den Kneipen-Kiez, der inzwischen offiziell von der Stadt mit ebendiesem U-Bahn-Haltestellen-Namen versehen wurde.
Heute finden dort auf der Lichtkunstbühne „Impuls“ des Konrad-Adenauer-Platzes[10] u. a. sogar Konzerte der Bochumer Symphoniker statt. Beteiligt an der Planung einer neuartigen innerstädtischen Kulturlandschaft[11] waren 1990 auch die RWTH Aachen und Arnold Voß.
Dem Unternehmer Leo Bauer gehören aktuell als Verpächter etwa 15 Gaststätten, darunter das Barraquito, das Ullrich, der Freibeuter, das Riff sowie das Mandragora mitsamt „KAP-Gastronomie“.
Kulinarisches Vor der Entwicklung der Außengastronomie an verschiedenen Orten der Stadt zeichnete Bauer bereits für eine andere Innovation in der deutschen Restaurant-Szene verantwortlich: Während seiner Europareisen wurde er auf die bretonischen Crêpes aufmerksam und brachte diese Spezialität ab 1974 auch den Teutonen nahe. Zu diesem Zeitpunkt waren Crêpes in Deutschland kaum bekannt und es gab auch auf deutschen Jahrmärkten keine Crêpes-Stände. Mit einer französischen Mühle entwickelte er eine eigene Mehlmischung und vertreibt dieses Mehl bis heute. In seinem Mandragora, der „Wurzel des Bermudadreiecks“, werden die Crêpes bis heute in der ursprünglichen Rezeptur serviert.
Pläne und Realisationen in diesen Jahren Seit 2010 entwickelt Leonardo Bauer auf Teilflächen des Alten Katholikenbahnhofs ein Kultur- und Gastronomiezentrum. Dazu gehören die Bermudahalle Riff und die Veranstaltungsstätte Rotunde, beide wurden vor Jahren eröffnet und sind in regem Spielbetrieb.[12] Das Gelände, in dem erst 2022/23 die komplette Fertigstellung der Anrainer-Straßenerwartet wird, ist Teil eines "Kreativquartiers" (Viktoriaquartier),[13] zu dem auch das Musikzentrum und das Schauspielhaus Bochum gehören.
Bauer war mehrfach verheiratet, hat sechs Kinder und lebt in Bochum sowie in Rio de Janeiro.