Leonid Michailowitsch Wolkow (russisch Леонид Михайлович Волков, wiss. Transliteration Leonid Michajlovič Volkov; * 1980 in Jekaterinburg) ist ein russischer Politiker, Bürgerrechtler, Dissident und Vertrauter des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny.
Leonid Wolkow wurde 1980 in Jekaterinburg am Uralgebirge als Sohn eines Mathematikers geboren.[1] Er begann dort sein Mathematikstudium mit 17 und machte die Abschlüsse eines M.Sc. in Mathematik und Ph.D. in Computer Science an der Staatlichen Universität des Uralgebiets.[2]
Parallel zum Mathematikstudium begann er für eine private russische Informationstechnik-Firma zu arbeiten, wo er über die nächsten 12 Jahre zum Vorstandsmitglied aufstieg.[1]
2009 wurde er in Jekaterinburg als unabhängiger Kandidat in den Stadtrat gewählt.[1] 2013 half er als Wahlkampfleiter Alexej Nawalny bei der Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters.[1] Er wurde für Nawalnys Stiftung für Korruptionsbekämpfung tätig und galt seither als einer seiner wichtigsten Helfer.[1]
Ab Dezember 2016 war Wolkow Leiter der Präsidentschaftskampagne 2018 von Alexej Nawalny.
Im August 2019 verließ Wolkow Russland, um dem politisch-juristischen Druck zu entgehen, und lebt seitdem in Litauen.[3] Lebte er dort angeblich zuerst in Vilnius,[3] zog er später in ein abgelegenes Dorf.[4]
Im August 2021 leitete der Untersuchungsausschuss der Russischen Föderation Ermittlungen gegen Wolkow und Iwan Schdanow[5] (der ebenfalls im Exil lebt) wegen der Finanzierung einer extremistischen Organisation[6] ein. Schdanow und Wolkow wurde vorgeworfen, weiterhin Geld für die Stiftung für Korruptionsbekämpfung (FBK) gesammelt zu haben, nachdem die FBK vom Staat zur „extremistischen Organisation“ erklärt worden war. Die Höchststrafe für dieses Vergehen betrug 2021 acht Jahre.[7]
Im Januar 2022 setzte der russische Finanzüberwachungsdienst Rosfinmonitoring (Росфинмониторинг),[8] die russische Bundesbehörde zur Überwachung von Finanztransaktionen, Wolkow und ein Dutzend FBK-Mitglieder, darunter Nawalny, Iwan Schdanow und Ljubow Sobol, auf die Liste der „terroristischen und extremistischen“ Persönlichkeiten.[9][10]
Im Februar 2022 stufte das russische Justizministerium Wolkow als „ausländischen Agenten“ ein.[11]
Im Juli 2022 warnte Wolkow vor einem Waffenstillstand in der Ukraine.[12]
Wolkows Auftritt in der Talkshow Markus Lanz am 20. September 2022 zum Krieg in der Ukraine wurde in der Zeitschrift Stern folgendermaßen zusammengefasst:
„Wolkow zeigte auf, wie sehr Wagenknecht im Sinne Wladimir Putins agiert, weil sie darauf drängt, dass die Ukraine ‚realistische‘ Forderungen stellen muss und im Sinne einer Beendigung des Krieges zurückstecken sollte.“[13]
Am 4. Oktober 2022 erschien sein Buch Putinland. Der imperiale Wahn, die russische Opposition und die Verblendung des Westens.[14]
Im März 2024 wurde Wolkow in Litauen überfallen; dabei Wolkow mit Tränengas attackiert und einem Hammer zusammengeschlagen. Auch wurde sein Autofenster eingeschlagen.[15] Wolkow berichtete, ihm sei bei dem Angriff ein Arm gebrochen worden. Er gab bekannt, sich von dem Vorfall nicht einschüchtern zu lassen.[16]
Wolkow ist mit Anna Biryukova verheiratet[17] und praktizierender Jude. Er wandte sich "erst mit Mitte 30 der Religion" zu, die für ihn als "integriertes moralisch-ethisches System" gilt,[1] obschon er jüdische Wurzeln hat.[18]
Im Mai 2023 wurde Wolkow in Stuttgart mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet.[19]
Putinland. Der imperiale Wahn, die russische Opposition und die Verblendung des Westens, Droemer Knaur, 2022, ISBN 978-3-426-27899-4