Louis Kugelmann, Carte de Visite von Eugen Lulves (um 1865)
Louis Kugelmann 1868. Fotograf Friedrich Karl Wunder, Hannover[1]
Gertrud Kugelmann, seine Ehefrau. Fotograf Julius Giere, Hannover[2]

Louis Kugelmann (auch: Ludwig Kugelmann; * 19. Februar 1828 in Lemförde;[3]9. Januar 1902 in Hannover) war ein deutscher Mediziner (Frauenarzt) und Sozialdemokrat.[4]

Leben

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Louis Kugelmann stammt aus einer jüdischen Familie in Lemförde, er arbeitete seit 1845 als Buchhalter und Korrespondent in Köln und betrieb daneben sein Selbststudium. 1848 beteiligte er sich an der Märzrevolution in Düsseldorf. Kugelmann gehörte dem Düsseldorfer Volksklub an, der seine „Adresse an die demokratischen Vereine Deutschlands“ und sein Programm und die Statuten in der Neuen Rheinischen Zeitung[5] und in der „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ veröffentlichte.[6]

Am 19. März 1850 erhielt er das Abitur am „paritätischen“ Gymnasium in Lingen.[7] Am 23. April 1850 immatrikulierte er sich an der medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.[8] Er hörte hier 17 Vorlesungen bei Johannes Overbeck, Karl Gustav Bischof, Julius Plücker, Dietrich Brandis, Franz Hermann Troschel, Friedrich Wilhelm Böcker, Karl Otto Weber, Hermann Schaaffhausen. Julius Budge u. a. Am 8. August 1851 erhielt er sein Abgangszeugnis.[9]

Vom Wintersemester 1851/52 bis Februar 1854 studierte er an der Georg-August-Universität in Göttingen. Sein wichtigster Lehrer war Caspar von Siebold, mit dem er bis an dessen Lebensende freundschaftlich verbunden war. Kugelmann besuchte hier Vorlesungen von Conrad Heinrich Fuchs, Jakob Henle, Rudolf Wagner, Wilhelm Baum, Johann Heinrich Christoph Trefurt, Johann Wilhelm Heinrich Conradi, Karl Friedrich Heinrich Marx, Heinrich Adolf Schrader u. a. Am 25. Februar 1854 verteidigte Kugelmann seine Dissertationsthesen.[10]

In Göttingen schloss er sich dem Bund der Kommunisten an, weswegen er unter politische Beobachtung geriet. Kugelmann war seit 1857 verheiratet mit Gertrud Oppenheim (* 27. Januar 1839 in Bonn; † 1920 in Wiesbaden). Er hatte eine Tochter Franziska Kugelmann (* 9. Oktober 1858 in Hannover; † 31. August 1939 in Wiesbaden),[11] die ihre Erinnerungen an Marx und seine Familie[12] niederschrieb.

Nach der Promotion 1854 ließ Kugelmann sich in Hannover als Arzt und Gynäkologe nieder. Auf dem Gebiet der Gynäkologie war er durch Erfindungen, Veröffentlichungen und Vorträge innovativ. Seine Tätigkeit als Fabrikarzt bei der mechanischen Weberei in Linden bei Hannover und in anderen Betrieben Hannovers musste er aufgrund des Eingreifens des hannoverschen Generalpolizeidirektors Karl Wermuth (1804-1867), der Kugelmann als „Demokraten“ abstempelte, einstellen.

Eine enge Freundschaft verband die Familie Kugelmann mit Bertha Markheim. 1862–1883 standen er und seine Frau Gertrud im Briefwechsel mit Karl Marx, mit dem sie mehrmals zusammentrafen und der sie auch in Hannover besuchte.[13] Den Wohnsitz inklusive der Praxis Kugelmanns verzeichnete das Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover für das Jahr 1867 in der Große Wallstraße 3, I,[14] später in Georgswall umbenannt.[15] 1865 wird Kugelmann als Freimaurermitglied geführt.[16]

Auch Friedrich Engels besuchte Louis Kugelmann Anfang August 1867.[17] Kugelmann setzte sich auch für die Verbreitung von Marx’ Hauptwerk Das Kapital (verlegt bei Otto Meissner in Hamburg 1867) ein. Kugelmann war Mitglied der Ersten Internationale und später der SPD; beim SPD-Parteitag 1899 in Hannover erhielt er hohen Besuch der Parteiführer August Bebel, Karl Liebknecht, Paul Singer und Karl Kautsky. Sein Nachlass wurde 1902 dem Archiv der SPD übergeben. In der Zeitschrift Die Neue Zeit wurde 1902 der größte Teil der Briefe von Karl Marx an Louis Kugelmann veröffentlicht.

Louis Kugelmanns Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede in Hannover.[4]

Werke

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Literatur

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Commons: Louis Kugelmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. siehe Rudjak, S. 328.
  2. siehe Rudjak, S. 324.
  3. o. V.: Kugelmann, Louis in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) in der Version vom 22. August 2014, zuletzt abgerufen am 28. Januar 2019
  4. a b Peter Schulze: Kugelmann, Louis. In: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlüter, Hannover, 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 217; Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Neue Rheinische Zeitung. Beilage zu Nr. 7 vom 7. Juni 1848, Seite 1, Spalte 2.
  6. Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln Nr. 8 vom 18. Juni 1848, S. [86 und 87].
  7. Martin Hundt: Louis Kugelmann (1974), S. 69.
  8. Martin Hundt: Louis Kugelmann (1974), S. 70.
  9. Martin Hundt: Louis Kugelmann (1974), S. 79.
  10. Martin Hundt: Louis Kugelmann (1974), S. 99–101.
  11. Auskünfte Stadtarchiv Hannover und Wiesbaden
  12. Vgl. Klaus Goch: Eleanor Marx (1855–1898). In: Luise F. Pusch (Hrsg.): Töchter berühmter Männer. Neun biographische Porträts. Insel, Frankfurt am Main 1988 (= Insel Taschenbuch. Band 979), S. 275–348, hier: S. 295 und öfter.
  13. siehe Ludwig Hoerner: Hannover in frühen Photographien 1848-1910, S. 36f
  14. Vergleiche das Adressbuch Hannovers für 1867, I. Abteilung: Adreß- und Wohnungsanzeiger. Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner, S. 301; Digitalisat der GWBL
  15. Helmut Zimmermann: Georgswall, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 90
  16. Freimaurer-Zeitung. Handschrift für Brüder. 19. Jg. Nr. 28 vom 15. Juli 1865. Hermann Fries, Leipzig 1865, S. 222.
  17. Martin Hundt: Louis Kugelmann, 1974, S. 205.
Personendaten
NAME Kugelmann, Louis
ALTERNATIVNAMEN Kugelmann, L.; Kugelmann, Ludwig
KURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und Sozialdemokrat
GEBURTSDATUM 19. Februar 1828
GEBURTSORT Lemförde
STERBEDATUM 9. Januar 1902
STERBEORT Hannover