Manfried Rauchensteiner (2005)

Manfried Hermann Rauchensteiner (* 25. Juli 1942 in Villach) ist ein österreichischer Historiker. Von 1992 bis 2005 war er Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums. 1996 wurde er außerordentlicher Universitätsprofessor für Österreichische Geschichte an der Universität Wien.

Leben

Manfried Rauchensteiner wurde 1942 als Sohn eines Angestellten bzw. Geschäftsführers und dessen Frau in Kärnten geboren. Er besuchte das Realgymnasium Villach (Matura 1960) und das katholische Stiftsgymnasium St. Paul. Nach seiner Militärdienstzeit als Einjährig-Freiwilliger (Reserveoffizier) 1960/61 bei der Panzertruppe des österreichischen Bundesheeres in Graz studierte er von 1961 bis 1966 Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Wien. Rauchensteiner wurde Mitglied der K.St.V. Greifenstein Wien. Von 1965 bis 1968 absolvierte er als außerordentliches Mitglied ein Studium in historischer Hilfswissenschaften (Staatsprüfung 1968) am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (IÖG) in Wien. 1966 wurde er bei Erich Zöllner an der Universität Wien über Johann von Hiller zum Dr. phil. promoviert.

1966 wurde Rauchensteiner wissenschaftlicher Beamter in der Militärwissenschaftlichen Abteilung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) in Wien. Im Kontext der Waldheim-Affäre war 1987 Rauchensteiner, gemeinsam mit Felix Ermacora und Kurt Peball, Mitglied einer von der österreichischen Regierung eingesetzten Kommission, die in Belgrad Archivmaterial zu Waldheims Tätigkeiten auf dem Balkan seit 1942 sichten sollte; deren in kürzester Frist erstelltes und Waldheim entlastendes Ergebnis wurde als Rehabilitierungsversuch bewertet.[1] 1989 wurde Rauchensteiner Ministerialrat und Leiter des Militärhistorischen Dienstes im Bundesministerium für Landesverteidigung. Von 1992 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2005 war er als Nachfolger von Franz Kaindl Direktor des HGM (Hofrat) und gestaltete in dieser Funktion 1998 die Dauerausstellung „Republik und Diktatur“[2], der allerdings von Historikern mangelnde Distanz und Kontextualisierung der Ausstellungsinhalte vorgeworfen wurde.[3] Von 2005 bis 2011 fungierte er als Koordinator und Berater beim Aufbau des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden.

Im Jahr 1975 habilitierte er sich – wesentlich beeinflusst von Johann Christoph Allmayer-Beck – mit der Arbeit Kaiser Franz und Erzherzog Carl. Dynastie und Heerwesen in Österreich, 1796–1809 für österreichische Geschichte an der Universität Wien und war seit dieser Zeit Universitätsdozent für Österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeit seit dem 18. Jahrhundert. 1996 erhielt er den Titel außerordentlicher Professor (tit. ao. Prof.). Lehraufträge an der Universität Innsbruck, der Diplomatischen Akademie Wien (als Vortragender), der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt und an der Landesverteidigungsakademiein Wien folgten.

Rauchensteiner wurde u. a. Mitglied der Commission Autrichienne d’Histoire Militaire. Von 1999 bis 2006 bekleidete er das Amt des Präsidenten der Österreichischen Kommission für Militärgeschichte. Seit 2005 ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Zukunftsfonds der Republik Österreich. Seit 1998 ist er Mitglied des erweiterten wissenschaftlichen Beirats des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA) bzw. des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam. Überdies gehört(e) er dem wissenschaftlichen Beirat des Museums des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock/Dosse, der Dr. Wilfried-Haslauer-Bibliothek in Salzburg und des Hauses der Geschichte Österreichs an. Ab 2006 war er Präsident, seit 2011 ist er Ehrenpräsident des Vereins der Freunde des Heeresgeschichtlichen Museums.

Von 1966 bis 1980 war er Redakteur der Militärhistorischen Schriftenreihe, 1983 Herausgeber der Militärgeschichtlichen Dissertationen österreichischer Universitäten und von 1991 bis 1997 Herausgeber der Forschungen zur Militärgeschichte.

Rauchensteiner ist mit der Historikerin Marianne Rauchensteiner verheiratet und hat drei Kinder.

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Gehler: „… eine grotesk überzogene Dämonisierung eines Mannes …“? Die Waldheim-Affäre 1986–1992, 1996 (PDF S. 19 f.)
  2. Parlamentarische Anfragebeantwortung: 4082/AB vom 22.10.2019 zu 4144/J (XXVI. GP).
  3. Ina Markova: Die NS-Zeit im Bildgedächtnis der Zweiten Republik. Band 6: Der Nationalsozialismus und seine Folgen. StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2018, S. 164–168.
  4. Vgl. die Besprechung von Carlo Moos in: H-Soz-Kult, 26. Februar 2018, abgerufen am 8. November 2019.