Manfried Welan (* 13. Juni 1937 in Wien) ist ein österreichischer Politik- und Rechtswissenschafter, Schriftsteller und ehemaliger Politiker.
Nach Ablegung der Matura mit Auszeichnung am Elisabethgymnasium in Wien studierte Manfried Welan Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er 1961 zum Dr. jur. promoviert wurde. Seine berufliche Laufbahn begann er 1961 als rechtskundiger Verwaltungsbediensteter an der Technischen Universität Wien, danach war er von 1962 bis 1967 im österreichischen Verfassungsgerichtshof tätig. 1967 bis 1969 arbeitete er in der Wissenschaftlichen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich als Verfassungs- und Verwaltungsjurist, weiters als Politologe und Lehrer für politische Bildung. Er zählt zu den Gründern der österreichischen Politikwissenschaft[1] und war lange Zeit Herausgeber der Zeitschrift für Politikwissenschaft.
1969 wurde Welan Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Agrar- und Umweltrecht. Im selben Jahr wurde er zum Außerordentlichen Professor an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und Vorstand des Institutes für Rechtswissenschaften der BOKU ernannt, 1973 zum Ordentlichen Universitätsprofessor. 1974 bis 1976 war er Prorektor der BOKU, von 1977 bis 1981 Rektor und sodann bis 1984 erneut Prorektor. Von 1979 bis 1981 war Welan zudem Präsident der Österreichischen Rektorenkonferenz und Mitglied des Präsidiums des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.
Von 1983 bis 1986 war er Gemeinderat und Landtagsabgeordneter in Wien, 1983 bis 1987 Präsident der Akademie für Umwelt und Energie in Niederösterreich. Von 1986 bis 1988 war Manfried Welan Stadtrat und Mitglied der Wiener Landesregierung. 1988 bis 1991 amtierte er als Dritter Landtagspräsident von Wien. Gemeinsam mit Persönlichkeiten wie Jörg Mauthe und Alfred Worm zählte Manfried Welan in den 1980er Jahren zu Erhard Buseks „bunten Vögeln“,[2] die der Wiener ÖVP ein neues, lebensfrohes, junges und dynamisches Erscheinungsbild verliehen. Wichtige Wahlkampfthemen der „bunten Vögel“ waren Umweltschutz, Stadterneuerung sowie Ausbau der direkten Demokratie.[3]
1986 bis 1991 war Welan Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz sowie Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Ökologie. 1990 wurde er zum dritten Mal zum Rektor der Universität für Bodenkultur Wien gewählt, weshalb er seine politischen Funktionen zurücklegte. In den Jahren 1994 bis 2001 bekleidete er das Amt des Vizerektors. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 war er weiterhin als Ordentlicher Professor tätig. Von 1994 bis 2000 war er zudem Gastprofessor für Politik an der Europäischen Journalistenakademie an der Donauuniversität Krems.[4]
1993 bis 2003 war Welan Vizepräsident der Österreichischen UNESCO-Kommission und im Vorstand des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung in Schlaining tätig. Seit 2003 ist er Präsident der Unesco-Arbeitsgemeinschaft in Wien. Zudem arbeitet er in der Margaretha-Lupac-Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie, im Demokratiezentrum Wien, im Wiener Institut für Konfliktforschung und im Naturschutzbund Österreich ehrenamtlich mit.
Manfried Welan ist seit 1957 Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Franco-Bavaria Wien im Österreichischen Cartellverband (ÖCV)[5] und seit 1961 Mitglied der Österreichischen Volkspartei. Er ist einer der Wegbereiter der Juristenpolitologie und der politischen Rechtslehre in Österreich.[1] Welan publizierte rund 30 Bücher, etwa 300 Beiträge in Fachbüchern und Fachzeitschriften sowie zahlreiche Kleinbeiträge in unterschiedlichen Medien.[6]
Zu den wissenschaftlichen Hauptarbeitsgebieten von Manfried Welan zählten die Themenbereiche Demokratie, Parlamentarismus, Staatsoberhaupt und Regierung sowie die Verfassungsgerichtsbarkeit, von den Grund- und Freiheitsrechten vor allem Eigentum und Gleichheit. Welan widmete sich auch der Geschichte und Gegenwart der Universitäten und der Gemeinden. Mit Nachdruck vertrat er stets die Förderung der Wissenschaften in Wien und propagierte – in Anknüpfung an die Metapher vom „goldenen Wiener Herz“ – das „goldene Wiener Hirn“.[7] Welan war einer der Begründer des österreichischen Umweltrechts, vor allem des Agrarumweltrechts. Zudem publizierte er über die Geschichte der Universität für Bodenkultur Wien und förderte die Erforschung deren Geschichte.[8]
Ab 1981 gab Manfried Welan gemeinsam mit Christian Brünner und Wolfgang Mantl im Böhlau Verlag die „Studien zu Politik und Verwaltung“ heraus.[9] Er ist Herausgeber und Mitherausgeber mehrerer Zeitschriften, unter anderem des Journals für Rechtspolitik.[10] Manfried Welan trat auch als Publizist in weiteren Zeitschriften sowie in Zeitungen hervor. Unter anderem veröffentlichte er Beiträge in der Wiener Zeitung, in der Tageszeitung Die Presse, in den Salzburger Nachrichten und deren Rubrik Staatsbürger, im Standard, in dem von Jörg Mauthe gegen den Zeitgeist gegründeten Wiener Journal und in der Actio catholica: Zeitschrift für Akademiker.[11]