Masatoshi Takeichi

Masatoshi Takeichi (jap. 竹市 雅俊, Takeichi Masatoshi; * 27. November 1943) ist ein japanischer Zell- und Entwicklungsbiologe. Er gilt als einer der Pioniere der Erforschung der Zelladhäsion, insbesondere der Proteinfamilie der Cadherine.

Thomson Reuters (heute Clarivate Analytics) zählte Takeichi zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (Thomson Reuters Citation Laureates).[1]

Leben

Takeichi erwarb an der Universität Nagoya 1966 einen Bachelor und 1968 einen Master in Biologie. 1973 erwarb er an der Universität Kyōto einen Ph.D. in Biophysik. Bereits ab 1970 hatte er an der Universität Kyōto eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent inne, 1978 erhielt er dort eine erste Professur, 1986 eine ordentliche Professur für Biophysik. Hier war er von 1993 bis 1998 Leiter des Zentrums für molekulare Biologie und Entwicklungsbiologie. Von 1992 bis 1997 war Takeichi Gastprofessor am National Institute for Basic Biology in Okazaki. Von 1999 bis 2002 war er Professor für Biophysik an der Graduate School der Universität Kyōto, seit 2000 ist er Direktor des RIKEN-Zentrum für Entwicklungsbiologie in Kōbe.

Wirken

Takeichi konnte wesentlich zur Aufklärung der molekularen Mechanismen der Zelladhäsion beitragen, insbesondere der Zell-Zell-Adhäsion. Hier konnte er nachweisen, dass es Calcium-abhängige und nicht-Calcium-abhängige Prozesse gibt, von denen erstere eine wesentliche Rolle dabei spielen, wie sich Zellen in höheren Lebewesen sortieren, und bei der Neigung bestimmter Tumoren, Metastasen zu bilden. Er entdeckte, dass Zellen verschiedener Gewebe unterschiedliche Transmembranproteine, die Cadherine, als Vertreter der Calcium-abhängigen Zelladhäsionsmoleküle exprimieren. Epithelien exprimieren das E-Cadherin, Nervenzellen das N-Cadherin und nicht-embryonale Zellen das P-Cadherin. Takeichi wies nach, dass insbesondere E-Cadherine und N-Cadherine als sogenannte klassische Cadherine homophil binden können, das heißt E- mit E-Cadherin und N- mit N-Cadherin. Takeichi konnte zeigen, dass Cadherine eine wichtige Rolle in der Embryonalentwicklung und im Nervensystem bei der Entstehung, Erhaltung und Funktion von Synapsen spielen. Durch den Nachweis der Cadherine auch bei Drosophila konnte er zeigen, dass die Proteinfamilie evolutionär stark konserviert ist. In der Proteinfamilie der Cadherine sind allein beim Menschen inzwischen über 80 verschiedene Cadherine bekannt.

Weitere Arbeiten Takeichis befassen sich mit dem α-Catenin und seiner Bedeutung für die Vermittlung der Zelladhäsion durch Cadherine. Er konnte zeigen, dass bei vielen Krebszellen das Cadherin-Catenin-System gestört ist. Neuere Arbeiten befassen sich mit der biologischen Funktion von weiteren, nicht-klassischen Mitgliedern der Cadherin-Familie (wie den Protocadherinen) und mit der Interaktion der Cadherine mit intrazellulären Strukturen und Prozessen wie dem Zytoskelett oder der Zellmotilität.

Auszeichnungen (Auswahl)

Schriften (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hall of Citation Laureates bei sciencewatch.com (Memento vom 8. Juni 2013 im Internet Archive)
  2. Keith R. Porter Lecture. ASCB, abgerufen am 10. November 2023 (englisch).
  3. THE ASAHI PRIZE (English version) | 朝日新聞社の会社案内. Abgerufen am 7. März 2024 (japanisch).
  4. Takeichi, Masatoshi bei der Japanischen Akademie der Wissenschaften (www.japan-acad.go.jp); abgerufen am 26. Mai 2013
  5. The 2001 Keio Medical Science Prize Awardees. Keio Medical Science Prize, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  6. Book of Members 1780–present, Chapter T. (PDF; 888 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  7. Dr. Masatoshi Takeichi bei der Japan Prize Foundation (japanprize.jp); abgerufen am 25. Mai 2013
  8. The 2005 (21st) Japan Prize bei der Japan Prize Foundation (japanprize.jp); abgerufen am 25. Mai 2013
  9. Masatoshi Takeichi bei der National Academy of Sciences (nasonline.org); abgerufen am 25. Mai 2013