Matthias Kuhle

Matthias Kuhle (* 20. April 1948 in Berlin; † 25. April 2015 bei Yaruphant, Nepal[1][2]) war ein deutscher Geomorphologe und Professor für Geographie an der Universität Göttingen.

Leben

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Kuhle studierte Germanistik, Geographie und Philosophie an der Freien Universität Berlin und beendete das Studium 1972 mit dem Staatsexamen. 1975 wurde er zum Dr. rer. nat. an der Universität Göttingen mit der Fächerkombination Geographie, Geologie, Philosophie und einer Monographie über die Geomorphologie südostiranischer Gebirge promoviert. Es folgte 1980 die Habilitation im Fach Geographie mit der Monographie Der Dhaulagiri- und Annapurna-Himalaja – Ein Beitrag zur Geomorphologie extremer Hochgebirge. 1983 wurde er zum Professor für Geographie an der Universität Göttingen ernannt und erhielt dort 1990 die Professur für Geographie und Hochgebirgsgeomorphologie.

Die Forschungsregionen von Kuhle waren die Gebirge Hoch- und Zentralasiens, der Anden und der Arktis. Seit 1973 unternahm er zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen von mehrmonatiger Dauer.[3][4]

Kuhles Schwerpunkte lagen auf der Gebirgsgeomorphologie und -ökologie, insbesondere der Periglazial- und Glazialgeomorphologie, der Klimatologie, der Quartärforschung (unter Einbeziehung von Paläoklimatologie und Glaziologie) sowie – fachlich etwas entfernt – der Wissenschaftstheorie.

Seine Arbeit konzentrierte sich auf die Rekonstruktion der eiszeitlichen Gletscherbedeckung in Hoch- und Zentralasien. Das Ergebnis von zusammen mehr als sechsjährigen Geländeanalysen, die in zahlreichen Untersuchungsgebieten durchgeführt wurden, ist der Nachweis einer eiszeitlichen Inlandeisbedeckung Tibets und seiner einfassenden Gebirge. Diese wurde durch eine plattentektonisch bedingte Hebung Hochasiens bis über die Schneegrenze verursacht. Eine weiterführende Eiszeitentstehungstheorie leitete Kuhle aus diesen empirischen Befunden sowie seinen Globalstrahlungs- und Albedomessungen auf in großer Höhe gelegenen Schutt- und Eisflächen ab. Sie basiert auf jener etwa 2,4 Millionen Quadratkilometer großen subtropischen Gletscherbedeckung, welche die heutige global sehr wirksame Aufheizfläche Hochasiens während der Eiszeit in eine ebenso wirksame Abkühlungsfläche verändert hat.[5]

Am 25. April 2015 war Kuhle in Nepal mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und einer Gruppe von 15 Studierenden am Manaslu-Massiv im Tal des Flusses Budhigandaki auf dem Weg zwischen den Dörfern Jagat und Dobhan, als er bei einem schweren Erdbeben durch Steinschlag getötet wurde.[6]

Publikationen (Auswahl)

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Kuhle hat über 80 Fachbücher und Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert.

Geographie:

Wissenschaftstheorie:

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Commons: Matthias Kuhle – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Britta Bielefeld: Erbeben in Nepal: Göttinger Professor Matthias Kuhle stirbt im Epizentrum. goettinger-tageblatt.de, 27. April 2015. Abgerufen am 28. April 2015.
  2. Jasper Ruppert: Getöteter Professor in Nepal: Die letzte Exkursion. Spiegel Online, 2. Mai 2015. Abgerufen am 2. Mai 2015.
  3. Ist Tibet eine Kälteschaukel? In: Die Zeit, 6. September 1985. Abgerufen am 17. September 2008 
  4. Quaestiones Geographicae. Adam Mickiewicz University, 1984, S. 46 (google.co.uk [abgerufen am 17. September 2008]).
  5. Auf der Suche nach der großen Eiszeit in Tibet in FAZ vom 6. Mai 2015, Seite N2
  6. Jessica Berger, Bernd Schlegel: Göttinger Professor kam durch Steinschlag ums Leben. In: HNA. 28. April 2015 (online [abgerufen am 15. Mai 2015]).
Personendaten
NAME Kuhle, Matthias
KURZBESCHREIBUNG deutscher Geomorphologe und Professor für Geographie an der Universität Göttingen
GEBURTSDATUM 20. April 1948
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 25. April 2015
STERBEORT bei Yaruphant, Nepal