Film | |
Titel | Natural Born Killers |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Länge | Kinofassung: 114 Minuten Director’s Cut: 117 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Oliver Stone |
Drehbuch | David Veloz, Richard Rutowski, Oliver Stone, Quentin Tarantino (Story) |
Produktion | Jane Hamsher, Don Murphy, Clayton Townsend |
Musik | Brent Lewis, Trent Reznor (vereinzelte Stücke und Produktion) |
Kamera | Robert Richardson |
Schnitt | Brian Berdan, Hank Corwin |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Natural Born Killers ist ein Spielfilm des Regisseurs Oliver Stone aus dem Jahr 1994, dessen Drehbuch auf einer Story von Quentin Tarantino basiert. Die Hauptrollen spielen Woody Harrelson und Juliette Lewis.
Ein junges Paar, Mickey und Mallory Knox, befindet sich in einer Gaststätte in New Mexico. Mallory tanzt an der Jukebox, während Mickey an der Theke ein Stück Kuchen isst. Als ein neuer Gast Mallory belästigt, erschlägt sie den Mann. Anwesende, die eingreifen wollen, werden kurzerhand von Mickey umgebracht. Die Kamera nimmt dabei teilweise Mickeys Perspektive ein und zeigt am unteren Bildrand seine Pistole, sodass die Szene einem Ego-Shooter-Computerspiel gleicht. Am Ende wird ein Gast am Leben gelassen, damit dieser die Geschichte ihrer Tat weitererzählen kann.
In einer im Stil einer Sitcom erzählten Rückblende lebt Mallory zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem Einfamilienhaus. Mallorys Vater missbraucht seine Tochter häufig, und ihre Mutter unternimmt aus Angst nichts dagegen. Die Familie erhält durch den Fleischergesellen Mickey eine Warenlieferung; zwischen ihm und Mallory beginnt eine Affäre. Beide machen eine Spritztour mit dem Wagen des Vaters, der ihnen die Polizei hinterherschickt. Zeitsprung: Mickey sitzt wegen Autodiebstahls im Gefängnis, ihm gelingt die Flucht. Wieder in Freiheit tötet er gemeinsam mit Mallory deren Eltern.
Die Gegenwart: Auf ihrer Flucht durch die USA hat das Paar bereits 47 Menschen innerhalb von drei Wochen ermordet (die meisten der erwähnten Morde sieht man im Film nicht). Der sadistische Polizist Jack Scagnetti hat es sich zur Aufgabe gemacht, die beiden Serientäter aufzuhalten. Die Medien machen die Ereignisse zu einer Topstory, die beiden Killer werden zu Stars, ihre Taten von Teilen der Öffentlichkeit verherrlicht. Nachdem das junge Paar in der Wüste gestrandet ist, weil ihr Wagen kein Benzin mehr hat, kommt es bei einem alten Navaho-Indianer unter. Mickey erschießt den Indianer versehentlich in einem vermutlich durch halluzinogene Kakteen ausgelösten Rausch, in dem Erinnerungen an Misshandlungen durch seine Eltern und den Selbstmord seines Vaters hochsteigen. Beim Verlassen der Hütte werden Mickey und Mallory von Klapperschlangen gebissen. Um an ein Gegengift zu kommen, überfallen sie einen Drugstore. Der Angestellte löst den stillen Alarm aus, woraufhin Polizisten eintreffen, unter ihnen auch Scagnetti. Dieser bringt Mallory in seine Gewalt und verletzt sie mit einem Messer, was Mickey dazu bewegt, aufzugeben. Mallory wird von Scagnetti abgeführt und Mickey von den Polizisten durch Tritte, Schläge und Taserschocks misshandelt.
Ein Jahr später: Mickey und Mallory sitzen im Gefängnis, wo sie weitere Menschen umgebracht haben. Der Leiter der Anstalt, Dwight McClusky, plant die Ermordung der beiden: Er hat eine Verlegung in eine Nervenheilanstalt eingefädelt, um Mickey und Mallory bei einem vermeintlichen Fluchtversuch während der Überführung erschießen zu lassen. Auch Scagnetti ist in den Plan involviert. Zuvor bekommt Mickey noch Besuch von Fernsehmoderator Wayne Gale, der ein Live-Interview mit ihm machen möchte. Mickey ist einverstanden, und nachdem Gale versprochen hat, McClusky dadurch berühmt zu machen, stimmt auch dieser zu. Während das Interview stattfindet, besucht Scagnetti Mallory in ihrer Zelle in einem anderen Flügel des Gefängnisses. Er schickt die Wachen hinaus und beginnt sich ihr zu nähern. Durch die Fernsehsendung bricht im Gefängnis eine Revolte aus. Mickey kann das Gewehr einer Wache greifen und erschießt die meisten der Aufseher und einige Fernsehleute. Gale muss ihn mit seinem restlichen Team zu Mallory begleiten und weiterhin live senden. Als Scagnetti Mallory zu küssen beginnt, schlägt sie seinen Kopf gegen die Zellenwand und bricht ihm die Nase. Die Wachen greifen ein und können Mallory stellen. Scagnetti möchte sie sofort erschießen, wird aber von den Wachen davon abgehalten. Stattdessen besprüht er sie mit Pfefferspray, bis plötzlich Mickey und das Fernsehteam hinzustoßen. Unter den Kommentaren Gales tötet Mickey die Wachen, und Mallory schlitzt Scagnetti die Kehle auf. Während es Mickeys und Mallorys Flucht aus dem Gefängnis mit der Kamera begleitet, wird fast das gesamte Fernsehteam in Schusswechseln getötet. Gale fühlt sich inzwischen als Komplize des Paares, erschießt selbst Sicherheitskräfte und denkt an ein neues Leben. McClusky befiehlt seinen Wachen, vor allem die beiden Serienkiller aufzuhalten, statt die Revolte unter Kontrolle zu bekommen, und wird dadurch von Aufständischen getötet. In einem Wald entscheiden sich Mallory und Mickey, Gale zu erschießen. Sie begründen dies damit, dass sie niemanden am Leben lassen müssen, der die Geschichte erzählen kann, da die Kamera alles aufgezeichnet hat.
Im Abspann reisen Mickey und Mallory in einem Wohnmobil durch die USA. Sie haben inzwischen einen Sohn und eine Tochter, und Mallory ist wieder schwanger.
Das Originaldrehbuch wurde von Quentin Tarantino geschrieben, der es ursprünglich auch selbst als sein Erstlingswerk verfilmen wollte. Als die Finanzierung zunächst scheiterte, drehte er stattdessen Reservoir Dogs und gab mit diesem Film sein Regiedebüt. Aufgrund des Erfolgs von Reservoir Dogs erhielt er von der Filmfirma, die die Rechte an seinem Drehbuch besaß, das Angebot, bei einer Verfilmung Regie zu führen. Er lehnte ab, da er inzwischen andere Interessen hatte und Pulp Fiction vorbereitete. Daraufhin erwarb Oliver Stone die Rechte an dem Drehbuch und überarbeitete es für seinen Film komplett; die Geschichte blieb zwar in allen wesentlichen Punkten erhalten, jedoch vor allem die Dialoge wurden stark verändert. Die umfangreiche Überarbeitung führte zum Streit mit Tarantino, der mit diesen Änderungen nicht einverstanden war, da sie aus seiner Sicht zu einem völlig anderen Film führten, der nicht seinen Vorstellungen entsprach. Tarantino verlangte daher zunächst, in den Credits nicht genannt zu werden, und wollte mit dem Film nicht mehr in Beziehung gebracht werden; diese Haltung revidierte er später aber wieder. Im Abspann des Films wird er unter Story geführt, aber nicht als Drehbuchautor.[2][3]
Natural Born Killers besticht durch eine ungewöhnliche Erzählweise des Regisseurs Oliver Stone und durch eine visuell anspruchsvolle Umsetzung des mehrfach Oscar-prämierten Kameramanns und Bildgestalters Robert Richardson. Im Film werden von Stone/Richardson die Formate VHS, Super-8, Super 16 (sowohl in s/w als auch in Farbe), 8mm-, 16mm-, 35mm- und 70-mm-Film sowie spezielle Kamerafilter und Kameraobjektive eingesetzt. Diese Formate zeichnen sich vor allem durch eine vollkommen unterschiedliche Körnung aus. Das Ungewöhnliche an Natural Born Killers ist die Verbindung der exzessiven Gewaltdarstellung mit der extrem artifiziellen Erzählweise. Beispielsweise wird häufig unvermittelt von Farbaufnahmen zu Schwarzweiß und zurück gewechselt. Einzelne Sequenzen sind im Stil eines gar nicht zur eigentlichen Story passenden Genres gedreht: beispielsweise haben die Rückblenden zu Mallorys Elternhaus den Stil einer Sitcom mit eingeblendeten Lachern oder der Streit in der Wüste wird mit dem körnigen Material und der Farbgebung eines 1970er-Jahre-Films dargestellt. Häufig werden Bilder aus anderen Filmen oder Zusammenhängen projiziert, entweder auf Teile der Ausstattung oder sogar auf die Darsteller selbst oder auf (bewusst sichtbare) Projektionsfolie. Gelegentlich wird die Handlung mit assoziativen Cartoon-Bildern gegengeschnitten. Ebenso unvermittelt springt die Erzählung zwischen den Zeitebenen.
Die Filmmusik wurde von Trent Reznor zusammengestellt und beinhaltet folgende Lieder:
Zusätzlich tauchen im Film die Titel The Heat und In Doubt von Peter Gabriel (ersterer ursprünglich für den Film Birdy produziert und auf dem Soundtrack-Album Birdy veröffentlicht, der zweite für den Film Die letzte Versuchung Christi produziert und auf dem Soundtrack-Album Passion: Music for The Last Temptation of Christ veröffentlicht), Anthem von Leonard Cohen, Ghost Town von den Specials, Spread Eagle Beagle von den Melvins und Musik von Klaus Buhlert auf, die auf dem Soundtrack nicht vorhanden sind. Außerdem finden verschiedene klassische Musikstücke Verwendung: Carmina Burana von Carl Orff, Eine kleine Nachtmusik (2. Satz) von Wolfgang Amadeus Mozart, die Nacht auf dem Kahlen Berge von Modest Mussorgski und Der Nussknacker von Tschaikowsky.