Ein Nisse beim Lesen.

Ein Nisse (Plural Nisser), in Schweden und Finnland in der Hauptsprache Tomte bzw. Tonttu, ist ein wichtelartiger Hausgeist in der skandinavischen Tradition. Der Nisse ist ein alter Mann mit einem weißen Bart, etwa so groß wie ein 10-jähriges Kind und trägt eine rote Mütze.

Beschreibung und Bezeichnungen

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Der Name Nisse ist eine Ableitung des Namens Niels, der dänischen Form für Nikolaus. Diese Bezeichnung wird hauptsächlich in Dänemark, auf den Färöer und in Norwegen genutzt. Weitere, ältere Bezeichnungen sind auch lille Niels, Niels Gårdbo, Gårdbo, Gårdbukken oder Puge genannt. In den südschwedischen Landschaften Skåne, Halland und Blekinge ist die Figur des Nisse auch als Goanisse (Goenisse, Godnisse, also der gute Nisse) bekannt,[1][2] in Gotland als Nissn,[3] während sie im übrigen Schweden Tomte und im Finnischen Tonttu heißt; diese Bezeichnungen leiten sich vom schwedischen Begriff tomt für Bauplatz oder Grundstück ab.[4]

Nisser beschützen in der Regel die Orte, an denen sie leben, und nehmen sich besonders der dort lebenden Tiere an. Wird er durch die ebenfalls dort lebenden Menschen jedoch nicht gut behandelt, spielt er Streiche oder verlässt den Ort, was dann nach allgemeinem Glauben meist zum Niedergang dieses Ortes führt. An Weihnachten wird ihm von den Menschen traditionell eine Schüssel Weihnachtsgrütze zugeteilt. In Hinblick auf sein Aussehen trägt er meist eine rote Mütze und Holzschuhe. Ein Nisse lebt in der Regel allein in der Nähe der Menschen. Nisser können jedoch auch als Familienverband dargestellt werden.[5]

Geschichte

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Abbildung in der Historia de gentibus septentrionalibus

Die Figur des Nisse hat vermutlich vorchristliche Wurzeln und steht mit der Verehrung von Verstorbenen auf den Höfen in Verbindung. Bereits im 14. Jahrhundert erwähnte die heilige Birgitta die Figur des Tomte.[6] Die älteste bekannte Abbildung eines Nissen findet sich in der Historia de gentibus septentrionalibus des schwedischen Bischofs und Kartographen Olaus Magnus aus dem Jahr 1555.[7] In der frühen Neuzeit wurden Figuren wie der Nisse von kirchlicher Seite dämonisiert. Dennoch hielten sich entsprechende Vorstellungen im Volksglauben der nordischen Länder. Als im 19. Jahrhundert viele Volkssagen schriftlich festgehalten wurden, führte dies zu einer gewissen Stereotypisierung des Nisse und schuf zugleich die Grundlage für dessen heutige literarische Figur.[8]

Variationen

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Julenisse-Familie aus Glas

Trivia

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In Schweden und Norwegen hat der Nisse bzw. Tomte auch Eingang in die Bezeichnung des Weihnachtsmannes gefunden (norwegisch: Julenissen, schwedisch: Jultomten), dieser ist jedoch nicht mit der (kleineren) Sagengestalt des Nisse (fjøsnisse) bzw. Tomte (tomtegubbe, gårdstomte) identisch.[9][10][11]

Dem Nisse als Symbol skandinavischer Kultur und Tradition kam zum Teil auch eine politische Bedeutung zu. So wurden während der deutschen Besatzung Norwegens norwegische Weihnachtskarten mit entsprechenden Nisse-Figuren von der deutschen Besatzungsmacht verboten.[12]

Im schwedischen Håverud besteht ein Tomte-Museum.[13]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Nisser (Folklore) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Axel Olrik und Hans Ellekilde: Nordens gudeverden, S. 294
  2. goanisse - Uppslagsverk - NE.se. Abgerufen am 2. Januar 2024.
  3. Mathias Klintberg og Herbert Gustavson: Ordbok över Laumålet på Gotland, 11. Bd., S. 760
  4. Hur kom jultomten till Sverige? 22. Dezember 2017, abgerufen am 2. Januar 2024 (schwedisch).
  5. Ina Louise Stovner: nisse. In: Store norske leksikon. 10. Dezember 2023 (snl.no [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  6. Hur kom jultomten till Sverige? 22. Dezember 2017, abgerufen am 2. Januar 2024 (schwedisch).
  7. Olaus Magnus | Julehistorier. Abgerufen am 2. Januar 2024.
  8. Ina Louise Stovner: nisse. In: Store norske leksikon. 10. Dezember 2023 (snl.no [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  9. Brynjulf Alver, Ina Louise Stovner: julenissen. In: Store norske leksikon. 23. August 2023 (snl.no [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  10. Julafton | Lär dig mer om högtider. Abgerufen am 2. Januar 2024 (sv-SE).
  11. Hur kom jultomten till Sverige? 22. Dezember 2017, abgerufen am 2. Januar 2024 (schwedisch).
  12. Ina Louise Stovner: nisse. In: Store norske leksikon. 10. Dezember 2023 (snl.no [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  13. Nordiska Tomtemuseet. Abgerufen am 2. Januar 2024.