Formen von Beziehungen (Befragung von 1100 Teilnehmern, von denen sich 802 in Partnerschaften befanden; Schweiz 2018/2019).[1]

Eine offene Beziehung oder offene Partnerschaft bezeichnet eine Beziehung (gewöhnlich zwischen zwei Personen), in der die Beteiligten voneinander wissentlich die Freiheit haben, auch andere Partner, insbesondere Sexualpartner, zu haben. Ist ein Paar, das eine offene Beziehung vereinbart hat, verheiratet, handelt es sich um eine offene Ehe. Offene Beziehungen erweitern das Konzept der Selbstbestimmung von Individuen auf die sexuelle Selbstbestimmung und stehen insofern in Konflikt mit konventionellen Erwartungen an Beziehungen und Moralvorstellungen.[2]

Die Entscheidung zum Öffnen bzw. Offenhalten einer Beziehung beruht in der Regel auf der Polygamie mindestens eines Partners. Führt jemand mit seinem „Seitensprung“ (bzw. mit mindestens einem seiner „Seitensprünge“) nicht bloß eine Sexbeziehung, sondern ebenfalls eine Liebesbeziehung, spricht man zusätzlich von Polyamorie dieser Person. Falls Polyamorie im gegenseitigen Einvernehmen der Partner ausgelebt wird, spricht man daher statt von einer „offenen Beziehung“ eher von einer „polyamoren Beziehung“.

Historie

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Von 1900 bis 1968 (DDR) bzw. 1973 (Bundesrepublik) machte sich bei einer offenen Ehe der Ehemann wegen schwerer Kuppelei (§ 181 Nr. 2 StGB a. F.) strafbar.[3]

Nena und George O’Neill veröffentlichten 1972 Open Marriage. Dies führte in den Vereinigten Staaten erstmals zu öffentlichen Fernsehdiskussionen über alternative Lebensstile. Dies wird als eines der signifikanten Ereignisse des 20. Jahrhunderts gewertet, die zur Spannung zwischen zwei unterschiedlichen Lebensauffassungen beigetragen haben: Die eine sieht sexuelle Beziehungen nur in einer festen Partnerschaft legitimiert und als notwendige Komponente für das gemeinsame Glück. Die andere sieht Sex als wichtige Erfahrung und eigenständige Entfaltungsmöglichkeit des einzelnen Menschen. Der Versuch, diese beiden Sichtweisen zu versöhnen, kann als eine grundlegende Dynamik für die Veränderung des sexuellen Verhaltens in den Vereinigten Staaten des 20. Jahrhunderts gesehen werden und führte zu einer öffentlichen Diskussion über alternative Lebensformen.[4] Im Zuge der sexuellen Revolution wurde das Konzept einer offenen Beziehung auch in anderen Ländern diskutiert und als wichtiger Schritt zu der von links-libertären Kreisen propagierten Befreiung des Menschen gesehen.

Offene Beziehung versus Polyamorie

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Offene Beziehung wird zuweilen als Synonym für Polyamorie oder polyamore Beziehung gebraucht, jedoch besteht ein Unterschied in der Definition der beiden Begriffe: Die Offenheit in einer offenen Beziehung beschreibt vorrangig den sexuellen Aspekt einer nicht ausschließlichen Beziehung; Polyamorie hingegen erlaubt, mehrere Bindungen (sexueller oder emotionaler Natur) einzugehen, die zu langfristigen Beziehungen führen:[5]

Insgesamt gesehen überlappen sich die beiden Begriffe. Von Menschen, denen der Begriff Polyamorie nicht vertraut ist, wird die Wendung offene Beziehung daher häufig anstelle des Begriffs Polyamorie gebraucht.

Siehe auch

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Film

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Literatur

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Sachliteratur

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Biografien und Berichte

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Einzelnachweise

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  1. Stefanie Gonin-Spahni, Michèle Borgmann, Sandra Gloor, Hansjörg Znoj: Sexualität Beziehung und Gesundheit. In: SeBeGe Newsletter, Informationen zum Projekt SeBeGe, Institut für Psychologie der Universität Bern, August 2019, S. 20.
  2. Nena O’Neill: Open Marriage: A New Life Style for Couples, M. Evans, 1984, ISBN 0-87131-438-X (erstmals 1972)
  3. Gesetz, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs – Wikisource. Abgerufen am 28. August 2022.
  4. The International Encyclopedia of Sexuality: United States of America, Robert T. Francoeur, 1997.
  5. The Ethical Slut: A Guide to Infinite Sexual Possibilities von Dossie Easton und Janet W. Hardy (ursprünglich unter dem Pseudonym Catherine A. Liszt), Greenery Press, 1998, ISBN 1-890159-01-8.