Atlas und Grundriss der chirurgischen Operationslehre (englische Ausgabe 1898)
Abbildungen zu Gastrostomie und Kolostomie im Atlas und Grundriss der chirurgischen Operationslehre

Otto Zuckerkandl (geb. 28. Dezember 1861 in Raab; gest. 1. Juli 1921 in Wien) war ein österreichischer Urologe, Chirurg und Hochschullehrer.

Leben

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Herkunft

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Otto Zuckerkandl wuchs in einer jüdischen Familie in Győr (dt. Raab), Ungarn, auf. Sein Vater Leon Zuckerkandl (1819–1899) stammte aus dem Dorf Bunden in Ostpreußen. Seine Mutter Eleonore (1828–1900) war eine geborene König.[1] Seine älteren Brüder waren der Anatom Emil Zuckerkandl (1849–1910) und der Industrielle Victor Zuckerkandl (1851–1927). Sein jüngerer Bruder Robert war Jurist und Hochschullehrer in Prag; seine Schwester Amalie war bis 1901 mit dem Arzt Emil Redlich verheiratet.

Ausbildung und Beruf

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Zuckerkandl studierte Medizin und promovierte 1886 an der Universität Wien. 1880/81 gehörte er der Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia an, trat aber wegen des in der Burschenschaft aufkommenden Antisemitismus aus dieser aus und schloss sich der Landsmannschaft Bruna an.[2] Zu seinen Studienfreunden gehörte Arthur Schnitzler. Ab 1889 wurde er Assistent des Chirurgen Eduard Albert (1841–1900) in Wien, zwei Jahre später diente er am Wiener Allgemeinen Krankenhaus unter der Leitung von Leopold von Dittel (1815–1898). 1892 wurde er Dozent für Chirurgie und erhielt später Beförderungen als außerordentlicher Professor (1904) und ordentlicher Professor (1912). Ab 1902 war er Primararzt des Rothschild-Spitals in Wien.

Zuckerkandl hat sich auf Erkrankungen der Harnröhre, Blase und Prostata spezialisiert. 1919 gründete er die Wiener Urologischen Gesellschaft (ab 1936 Österreichische Gesellschaft für Urologie) und wurde ihr erster Präsident. Der „Zuckerkandl-Preis“ ist eine Auszeichnung für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Urologie.

Familie

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Am 7. Juli 1895 Jahre heiratete Zuckerkandl Amalie „Mirjam“ Schlesinger (1869–1942), die ihm zuliebe zuvor zum Judentum konvertierte. Sie bekamen drei Kinder: Victor, Eleonore „Nora“ und Hermine. Im Jahr 1917 malte Gustav Klimt ein Portrait von Amalie, das jedoch durch Klimts Tod 1918 unvollendet blieb. 1919 wurde das Ehepaar geschieden, kurze Zeit später starb Otto am 1. Juli 1921.

Gustav Klimt: Bildnis der Amalie Zuckerkandl (1917–1918)

Amalie lebte danach im Sanatorium Purkersdorf, das ihrem Schwager Victor gehörte, in bescheidenen Verhältnissen. Ende der Zwanziger Jahre verkaufte sie das Klimtgemälde gegen eine kleine Pension an Ferdinand Bloch-Bauer. Nach Anschluss Österreichs gab Amalie im Juli 1938 gegenüber der Vermögensverkehrsstelle an, sie erhalte von der Israelitischen Kultusgemeinde „gnadenhalber“ eine Pension von jährlich 800 Reichsmark. Zudem beziehe sie „von Freunden“ – gemeint ist Bloch-Bauer – eine Unterstützung von 133,33 Reichsmark monatlich, die „voraussichtlich demnächst erlöschen“ werde. Im Sommer 1941 gab Bloch-Bauer, der nach Zürich geflohen war, das Bildnis an Amalie zurück und stellte die Zahlungen ein.

Im November 1941 wurde die inzwischen 72-jährige Amalie mit ihrer Tochter Nora in eine Sammelwohnung „umgesiedelt“, im April 1942 nach Izbica deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Belzec ermordet. Ihr Eigentum fiel an das Deutsche Reich.

Nachkommen und Nachlass

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Familiengrab von Otto Zuckerkandl im Alten Israelitischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs

Aus Otto Zuckerkandls Ehe mit Amalie waren drei Kinder hervorgegangen:

Schriften

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Literatur

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Commons: Otto Zuckerkandl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Todesanzeige von Leon Zuckerkandl auf MyHeritage, abgerufen am 17. September 2018.
  2. Horst Winkler: Die Juden der Teutonia hingen sehr an ihrer „Couleur“. In: Burschenschaftliche Blätter, 115. Jg. (2000), H. 1, S. 46.
  3. lostart.de (Memento des Originals vom 9. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lostart.de
  4. holocaust.cz
  5. gaestebuecher-schloss-neubeuern.de (Memento des Originals vom 10. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gaestebuecher-schloss-neubeuern.de
  6. Thomas Trenkler 2006.
Personendaten
NAME Zuckerkandl, Otto
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Urologe
GEBURTSDATUM 28. Dezember 1861
GEBURTSORT Győr
STERBEDATUM 1. Juli 1921
STERBEORT Wien