Paola (1980)

Paola Felix (* 5. Oktober 1950 als Paola Maria Augusta Del Medico[1] in St. Gallen) – früher bekannt als Paola Del Medico, später auch nur als Paola – ist eine Schweizer Schlagersängerin und Fernsehmoderatorin.

Leben

Paola Felix ist die Tochter des aus dem italienischen Adriaort Fano stammenden Schneidermeisters Vittorio Del Medico und der Schweizerin Anna Sennhauser.[2] Sie besitzt die italienische sowie die schweizerische Staatsbürgerschaft.[3] Zu ihrer musikalischen Ausbildung gehörten zwei Jahre Flöte, fünf Jahre Klavier, Gitarre brachte sie sich selber bei. Darüber hinaus nahm Paola Gesangs-, Ballett-, Step- und Schauspielunterricht. Sie spricht Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch.

Paola war von 1980 bis zu seinem Tod mit dem Schweizer Fernsehmoderator Kurt Felix verheiratet. Bei ihm wurde 2002 Krebs diagnostiziert, woran er 2012 verstarb. Das Paar lebte an den beiden Wohnsitzen in der Schweiz und in Italien.

Seit 2002 ist Paola als Modell für den Klingel- (Deutschland) und Cornelia-Katalog (Schweiz) tätig, seit 2012 mit der eigenen Modelinie Paola!

Paola (1968)

Karriere

Sängerin

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Paola 1964 beim Concorso Musicale Per Dilettanti im Congresshaus St. Gallen – einem Amateurfestival, bei dem sie mit dem Titel Non ho l’eta von Gigliola Cinquetti den vierten Platz belegte. Nur ein Jahr später gewann sie den Disco D'Oro (Goldene Schallplatte) ihrer Heimatstadt St. Gallen.

In der Folgezeit nahm sie an verschiedenen Talentwettbewerben teil, wie dem Blick-Festival, bei denen sie zumeist einen der ersten Plätze errang. Mit Stille Wasser, die sind tief konnte sie noch im selben Jahr den zweiten Platz beim Deutschen Schlagerwettbewerb in Wiesbaden sichern. 1970 wirkte Paola in dem Musical Eusi chlii Stadt in Zürich mit. Auch in den Folgejahren war sie auf nationalen wie internationalen Festivals vertreten, so dem fünften Festival Internacional da Canção in Rio de Janeiro (1970) mit dem Titel Emporte-moi sur ton manège und dem Onda Nueva Festival in Caracas (1971) mit dem Titel Tic Tac.

1974 nahm Paola Ballettunterricht bei Samy Molcho und konnte mit den Singles Capri-Fischer und Addio mein Napoli in Deutschland zwei kleinere Hits verbuchen. Ihr Auftritt in Peter Frankenfelds ZDF-Schlagerwunschsendung Musik ist Trumpf mit dem Lied Weiße Rosen aus Athen brachte ihr 1975 eine Flut von Zuschauerwünschen nach einer Single dieser Aufnahme ein, sodass sich ihre Plattenfirma CBS kurzerhand entschloss, das Lied in einer neuen Version als Single zu veröffentlichen.

Ihre grössten kommerziellen Erfolge hatte Paola mit der deutschen Aufnahme von Blue Bayou (7× in der ZDF-Hitparade) – ein Lied von Roy Orbison, das 1963 erstmals chartete und 1977 in einer Version von Linda Ronstadt zum Welterfolg wurde – und der Single Der Teufel und der junge Mann, die 1981 fünf Wochen in den deutschen Top 10 war. Blue Bayou wurde gewissermassen zu Paolas Signature-Lied, das sie in mehreren Versionen zu diversen Angelegenheiten vortrug. Nachhaltige Heiterkeit verursachte ihr Vortrag bei der Show zum 60. Geburtstag von Karl Dall, bei der sie von einer „Bananen-Insel“ abrutschte.[4] 1990 produzierte Jack White mit Paola Felix unter dem Pseudonym Raffaella für Verstehen Sie Spaß? eine Cover-Version des Baccara-Liedes Yes Sir, I Can Boogie.

Paola (1968)

Eurovision Song Contest

1968 erschien ihre erste Single Für alle Zeiten, mit der sie beim Intervision-Schlagerfestival im tschechischen Karlsbad den vierten Platz und in der schweizerischen Vorausscheidung für den Grand Prix Eurovision den zweiten Platz belegte. 1969 nahm Paola del Medico dann erstmals am Eurovision Song Contest in Madrid teil und belegte mit Bonjour, Bonjour den fünften Rang (nach vier ersten Plätzen) für die Schweiz. In der Schweizer Hitparade kam sie damit bis Platz 7.

1977 erreichte sie in der Schweizer Vorausscheidung mit dem Titel Le livre blanc hinter der Pepe-Lienhard-Band Platz zwei. Auch 1979 verfehlte sie die Teilnahme, als sie sich mit Vogel der Nacht für Deutschland bewarb und den dritten Rang erreichte. Erst 1980 nahm sie erneut – wiederum für die Schweiz – teil und belegte mit Cinéma in Den Haag den vierten Platz. 1982 versuchte sich Paola noch einmal in Deutschland beim Vorentscheid und kam mit Peter Pan hinter Nicole auf Platz 2. Dem Wettbewerb blieb sie treu, als sie 1986 die Moderation der Schweizer Vorausscheidung übernahm.

Paola (1989)

Fernsehen

Ihren ersten Fernsehauftritt hatte Paola 1967 in der Schweizer Sendung Talente stellen sich vor mit dem Titel Lui von Rita Pavone. In den Folgejahren war sie Dauergast in der ZDF-Hitparade und anderen Fernsehsendungen in Deutschland und der Schweiz. 1971 sang sie in der Fernseh-Operette Die Blume von Hawaii (ZDF). 1972 strahlte das Schweizer Fernsehen eine erste Spezial-Sendung – die P.-P.-Show – mit Paola und Pepe Lienhard aus. Zehn Jahre später zog die ARD mit dem Special Melodien mit Paola in der Reihe Gute Laune mit Musik nach.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Kurt Felix moderierte sie zunächst (1982) die ZDF-Musikshow Lieder gehen um die Welt, dann die SWF-Vorabendsendereihe Freitagsparty (6 Folgen 1983) und schliesslich von 1983 bis 1990 die Samstagabendshow Verstehen Sie Spaß?. Weitere Moderationserfahrungen sammelte Paola bei der bereits erwähnten Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision (1986), der Schweizer Fernsehshow Spüren Sie den Mai? (1986) und diversen Gala-Veranstaltungen.

1998 produzierte der MDR die Show Guten Abend wünschen Paola und Kurt Felix, eine vierstündige Samstagabendshow mit Reprisen aus dem Schaffen des Ehepaares. Aufgrund des überwältigenden Erfolgs der Sendung wurde 1999 eine zweite, ebenfalls vierstündige Show mit den beiden im MDR-Fernsehen ausgestrahlt.

Bereits an ihrem 40. Geburtstag zog sich Paola aus dem Showbusiness zurück. Hin und wieder ist sie noch als Gast bei Talkshows oder in Musiksendungen zu erleben. So sang sie beispielsweise 1998 in der Schweizer TV-Show Benissimo im Duett mit Michael von der Heide ihren Hit Blue Bayou.

Im Jahr 2000 – zu Paolas 50. Geburtstag – wurde sie noch einmal in Presse, Radio (Paola-Tag auf DRS) und Fernsehen (Special: Paola am Blue Bayou: ZDF-Hitparade etc.) gefeiert. Zur ausgestrahlten Special-Sendung erschien eine CD mit drei bisher unveröffentlichten Liedern der Sängerin.

Nach mehreren Absagen in den vergangenen Jahren trat Paola Felix am 25. Dezember 2018 in der Helene Fischer Show auf und sang zusammen mit Helene Fischer im Duett ihren Hit Blue Bayou zum 40-jährigen Jubiläum ihrer Version dieses Liedes.[5] Am 25. Dezember 2021 war Paola zu Gast in der SRF Show Hello Again und sang ein extra für Pepe Lienhard umgeschriebenes Geburtstagsständchen. Somit sang sie zum ersten Mal nach 31 Jahren ein neues – wenn auch nur als kurzes Ständchen gedachtes – Lied.

Auszeichnungen

Paola ist laut der ultimativen Chartliste (gültig ab 1971) die erfolgreichste Schweizer Sängerin in Deutschland, sie und ihr Mann Kurt Felix gehören außerdem zu den zehn beliebtesten Moderatoren seit Bestehen des Fernsehens. In einer Umfrage des Meinungsforschungs-Institutes EMNID wurde das Ehepaar 1988 zum beliebtesten Moderatorenpaar gewählt. Die Zuschauer der ARD machten beide 2006 zu „Deutschlands Traumpaar“. Paola Felix erhielt 2023 den Ehren-Prix-Walo für ihr Lebenswerk.

Ehrungen

Diskografie

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[6]
Ihre grössten Erfolge
  DE 54 27.04.1981 (3 Wo.)
Singles[6]
Bonjour, bonjour
  CH 7 08.04.1969 (3 Wo.)
Stille Wasser, die sind tief
  DE 21 01.08.1969 (4 Wo.)
Caprifischer
  DE 40 11.03.1974 (3 Wo.)
Addio, mein Napoli
  DE 39 12.08.1974 (6 Wo.)
Blue Bayou
  DE 13 04.12.1978 (26 Wo.)
  AT 10 15.02.1979 (20 Wo.)
  CH 6 08.04.1978 (11 Wo.)
Cinéma
  CH 7 04.05.1980 (6 Wo.)
Der Teufel und der junge Mann
  DE 5 19.01.1981 (19 Wo.)
Liebe ist nicht nur ein Wort
  DE 48 07.09.1981 (5 Wo.)
Peter Pan
  DE 47 19.04.1982 (2 Wo.)

Alben

Lieder

Fernsehen

Eigene Sendungen

Gastauftritte (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Geburtsanzeige (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive)
  2. «Eltern: Vittorio und Anna Del Medico-Sennhauser. Er: Italiener, Schneidermeister. Sie: Toggenburgerin, als Auslandschweizerin in Bergamo (I) aufgewachsen» Detail-Biografie von Paola, abgerufen am 5. Dezember 2014
  3. Detail-Biografie von Kurt Felix (Memento vom 1. Juni 2012 im Internet Archive) (MS Word; 102 kB), Abschnitt „Norditalien“, S. 11.
  4. Paola, Blue Bayou und die Banane (YouTube-Video, 25 Sekunden, 1,1 MB)
  5. Die Helene Fischer-Show Informationen auf zdf.de vom 25. Dezember 2018
  6. a b Chartquellen: DE1 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) / DE2 / AT / CH