Robert Francis Kennedy Junior (* 17. Januar 1954 in Washington, D.C.), oft RFK Jr. oder Bobby Jr. genannt, ist ein US-amerikanischer Rechtsanwalt, Autor und ehemaliger Umweltaktivist, Impfgegner und Verschwörungstheoretiker[1]. Er ist das dritte Kind von Robert F. Kennedy und Ethel Kennedy sowie der Neffe des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy.
Robert F. Kennedy Jr. wurde am 17. Januar 1954 in Washington, D.C. geboren. Sein Vater, Robert F. Kennedy, war Bruder des US-Präsidenten John F. Kennedy, auf den 1963 ein tödliches Attentat verübt wurde. Auf Roberts Vater erfolgte ebenfalls ein tödliches Attentat, als dieser sich 1968 als demokratischer Kandidat um die Präsidentschaft bewarb. Roberts Mutter, Ethel Kennedy, gründete daraufhin die Menschenrechtsorganisation „Robert F. Kennedy Human Rights“ und gebar ihr letztes Kind. Insgesamt hat Robert zehn Geschwister, darunter Kathleen Kennedy Townsend, Joseph Patrick Kennedy II, David A. Kennedy, Michael LeMoyne Kennedy, Kerry Kennedy und Rory Kennedy.
Kennedy besuchte die Georgetown Preparatory School, eine Jungenschule in Bethesda im Bundesstaat Maryland. Er besitzt einen Abschluss in Politikwissenschaft von der Harvard University und hat wie mehrere andere Mitglieder der Familie Kennedy an der London School of Economics studiert. Zudem hat er einen Abschluss in Rechtswissenschaft. 1983 wurde er wegen Heroinbesitz[2] in South Dakota festgenommen. Daraufhin unterzog er sich einer Entziehungskur. Obwohl sein jüngerer Bruder David 1984 an einer Überdosis Kokain starb, nahm Kennedy weiter Drogen.[2]
Als gläubiger Katholik befürwortet Kennedy ein Abtreibungsverbot, hält aber nichts von einem kirchlichen Scheidungsverbot. Er trat 1984 der Organisation Riverkeeper bei, die sich zum Ziel gesetzt hat, Verschmutzungen des Hudson Rivers anzuklagen; 2017 trat er wieder aus.[3] Er half bei der Gründung der NGO Waterkeeper Alliance, der er bis 2020 vorstand.[4]
Kennedy tritt oft im Fernsehen auf und hat viele Artikel in Publikationen und Büchern in den USA veröffentlicht. Er war als möglicher Leiter des US-Umweltamtes unter Barack Obama im Gespräch, jedoch erhielt Lisa P. Jackson diese Position. Kennedys Berufung wäre umstritten gewesen, da er sich mehrfach über angebliche kausale Verbindungen zwischen Kinderimpfung und Autismus geäußert hat, die seiner Meinung nach von der Regierung verschleiert würden.[5]
Kennedy äußerte die Ansicht, die umstrittene Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2004 – die George W. Bush sehr knapp gewann – sei manipuliert worden.
In einem von Politico veröffentlichten Beitrag argumentiert er, der Bürgerkrieg in Syrien sei Resultat einer CIA-Destabilisierungskampagne mit dem Ziel des Sturzes des dortigen Regimes zur Verhinderung des Baus einer Erdgas-Pipeline aus dem Iran.[6]
Kennedy ist ein Impfgegner.[7][8] 2005 behauptete er einen kausalen Zusammenhang zwischen Thiomersal und neurologischen Störungen bei Kindern, was mehrfach widerlegt worden war.[9] Im Januar 2017 fragte ihn der gewählte US-Präsident Donald Trump, ob er den Vorsitz über ein mögliches vaccine safety panel (dt. etwa ‚Impfsicherheitsgremium‘) übernehmen wolle, das unter anderem den Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen bei Kindern untersuchen sollte.[10][11] Ein solcher Zusammenhang war erstmals 1998 konstruiert worden und ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt (siehe dazu MMR-Impfstoff#Der Fall Wakefield). Trumps Übergangsteam erklärte noch am selben Tag, es gebe noch keine Entscheidung über eine derartige Kommission.[9] Kennedy verbreitet dagegen weiterhin, dass Autismus kausal mit Impfungen in Verbindung stehe.[12] Zudem betreibt er mit dem „Children’s Health Defense“ (ehemals „World Mercury Project“)[13] eine Organisation in den USA, auf der neben typischen Positionen der Impfgegner[7] auch andere Verschwörungstheorien (z. B. bezüglich COVID-19, u. a. der „The Great Reset“)[14][15][16][17] verbreitet werden. Seine Verwandten und Familienangehörigen Kathleen, Joseph sowie Maeve Kennedy McKean (* 1. November 1979; † 2. April 2020) kritisierten ihn scharf dafür, dass er dabei helfe, „gefährliche Falschinformationen“ zu verbreiten.[18] So wurden von ihm zum Beispiel auch gegen Bill Gates bzw. seine Stiftung Vorwürfe erhoben (z. B. angebliche Impfschäden in Indien oder Afrika), die sich in mehreren Faktenchecks als falsch erwiesen.[19][20][21]
Kennedy unterzeichnete den „Aufruf für die Kirche und die Welt“, den eine Gruppe um Erzbischof Carlo Maria Viganò am 7. Mai 2020 verfasst hatte und in dem im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie die Rede davon ist, dass „Kräfte […] daran interessiert“ seien, „in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“. „Fremde Mächte“ und „supranationale Einheiten“ mischten sich ein, „um besser manipulieren und kontrollieren zu können“. Auch vor einer „Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung“ wurde gewarnt. Es sei ein „beunruhigender Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung“. Von Medien, der Deutschen Bischofskonferenz sowie Kirchenvertretern wurden diese Thesen zurückgewiesen und als Verschwörungstheorien bezeichnet.[22][23]
Darüber hinaus verbreitet Kennedy, dass Bill Gates der Menschheit durch Impfen einen „Chip“ einpflanzen und Bargeld durch einen „Digitalgeld-Chip“ ersetzen wolle, der sich bei Impfverweigerung abschalte.[9][24] Bei Impfungen gegen das SARS-CoV-2-Virus würden Tracking-Geräte injiziert und mit dem Digital-Geld-Chip verknüpft werden.[24]
Es gebe außerdem einen Zusammenhang zwischen dem Mobilfunkstandard 5G und der Verbreitung des Corona-Virus.[25][26] Am 29. August 2020 trat Kennedy als Redner bei einer „Querdenken“-Demonstration in Berlin auf, wo er sich gegen den Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes aussprach, vor einem Überwachungsstaat warnte und Bill Gates attackierte.[27][28][29]
Wegen wiederholt falscher Behauptungen zu COVID-19 und der Sicherheit bei Impfungen wurde Kennedys Instagram-Account im Februar 2021 gesperrt,[30][31] Ende September folgte YouTube.[32] Im Januar 2022 behauptete Kennedy auf einer Kundgebung in Washington, die „Amerikaner hätten während der Pandemie weniger Freiheiten gehabt als die Juden in Nazi-Deutschland“. Er entschuldigte sich später für diese Äußerung.[33] Im Frühjahr 2023 wurde sein Instagram-Account wieder freigegeben.[34]
Im Juli 2023 behauptete Kennedy, das COVID-19-Virus befalle vornehmlich Kaukasier und Schwarze, während aschkenasische Juden und Chinesen dagegen weitgehend immun seien.[35] Er wisse nicht, ob das Virus absichtlich so eingestellt worden sei oder nicht; seine unterschiedliche Wirkung auf [verschiedene] Rassen oder Ethnien sei jedoch belegt.[36][37][38]
Anfang April 2023 gab Kennedy bei der Wahlbehörde die Absicht bekannt, bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2024 für die Demokratische Partei anzutreten zu wollen.[39][40][41][42] Da in den USA Bewerber der Demokraten und Republikaner weitgehend durch Vorwahlen bestimmt sind, hätte Kennedy sich zunächst in den Vorwahlen gegen die anderen Kandidaten der Demokraten, darunter Präsident Joe Biden, durchsetzen müssen. Dies umging er, indem er im Oktober entschied, sich als parteiloser Kandidat zur Wahl zu stellen.[43] Als Running Mate stellte er die Juristin und Unternehmerin Nicole Shanahan vor.[44] In einer kurzen Ansprache am 19. April 2024 machte Kerry Kennedy, die Tochter von Robert F. Kennedy Sr., jedoch klar, dass sie und andere Angehörige der Kennedy-Familie nicht ihn, sondern Joe Biden im Wahlkampf unterstützen würden.[45] Donald Trump bezeichnete Robert F. Kennedy im Präsidentschaftswahlkampf 2024 per Truth Social als das „dümmste Mitglied des Kennedy Clans“. Kennedy erwiderte, der Ex-Präsident sei „außer Kontrolle“, er forderte ihn mit den Worten „Präsident Trump, der sich als der geschickteste Debattierer in der modernen amerikanischen Politikgeschichte erwiesen hat, sollte keine Angst davor haben, mich auf einer Bühne zu treffen.“ zu einer Debatte heraus.[46]
Die Ehe von Kennedy und seiner ersten Frau Emily Ruth Black wurde nach der Geburt zweier Kinder – Robert F. III (* 1984) und Kathleen Alexandra (* 1988) – im Jahr 1994 in der Dominikanischen Republik geschieden. Seine zweite Frau Mary Richardson (1959–2012) heiratete er noch im selben Jahr, als sie im sechsten Monat von ihm schwanger war.[2] Das Paar bekam vier Kinder: Conor Richardson (* 1994), Kyra LeMoyne (* 1995), William Finbar (* 1997), und Aiden Caohman Vieques (* 2001). Kennedy reichte am 12. Mai 2010 die Scheidung ein. Mary Richardson erhängte sich am 16. Mai 2012.[47][48] Am 2. August 2014 heiratete er die Schauspielerin und Regisseurin Cheryl Hines.[49]
In seinen 40ern entwickelte Kennedy eine Spasmodische Dysphonie, eine neurologische Erkrankung, die das Sprechen erschwert.[50][51][52]