Rolf-Ulrich Kunze (2022)

Rolf-Ulrich Kunze (* 12. November 1968 in Osnabrück) ist ein deutscher Historiker und außerplanmäßiger Professor für neuere und neueste Geschichte am Department für Geschichte der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Er veröffentlichte auch Essays zur Kultur- und Akzeptanzgeschichte der Technik im 20. Jahrhundert sowie zwei zeitgeschichtliche Romane.

Leben

Familie

Kunzes Familie stammt aus dem heute polnischen Teil von Guben (Niederlausitz) und Berlin. Sein Bruder Heinz Rudolf Kunze wurde im Flüchtlingslager Espelkamp bei Minden (Westf.) geboren, wo der Vater Arbeit bei der Lagerleitung gefunden hatte.[1] Der berufliche Werdegang des Vaters als Lehrer brachte einen häufigen Wechsel des Wohnortes mit sich; Ende 1963 wurde die Familie in Osnabrück heimisch. Dort nahm der Vater eine Tätigkeit als Hochschulassistent an der Pädagogischen Hochschule bei der Sozialpädagogin Elisabeth Siegel (1901–2002) an, die Mutter bekam eine Stelle als Grundschullehrerin.

Kunze ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Im Jahr 2015 veröffentlichte er unter dem Titel Das halbe Jahrhundert meiner Eltern eine Familien-Biographie.[2][3][4]

Studium

Von 1989 bis 1994 studierte Rolf-Ulrich Kunze Rechtswissenschaften, Geschichte, Germanistik und Politische Wissenschaften an den Universitäten Frankfurt am Main und Würzburg, er schloss als Magister Artium (M. A.) in Würzburg im Bereich Neuere und Neueste Geschichte ab. Während seines Studiums war er wie auch sein Bruder Heinz Rudolf Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Beruflicher Werdegang

Im Sommersemester 1992 war Kunze Lehrbeauftragter der German School der University at Albany/State University of New York. Von 1994 bis 1998 war er Lehrbeauftragter an der Universität Würzburg, wo er 1995 zum Dr. phil. promoviert wurde. Seine Dissertation über den Auslandsbischof der Deutschen Evangelischen Kirchen (DEK) Bischof D. Theodor Heckel (1894–1967) wird zeit- und kirchengeschichtlich kontrovers diskutiert.

1998 arbeitete Kunze im Planungsstab des Bundespräsidenten im Bundespräsidialamt. Von 1996 bis 2000 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz. Dort habilitierte er sich 1999 im Bereich Neuere und Neueste Geschichte mit einer Arbeit zur Geschichte der Studienstiftung des deutschen Volkes bei Wolfgang Altgeld und wurde zum Privatdozenten ernannt. In den Jahren 2000 und 2001 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. 2001 vertrat er den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte am Institut für Geschichte der Universität Karlsruhe (TH). Von 2002 bis 2006 war er Geschäftsführer der Forschungsstelle „Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“ tätig und 2001/2002 außerdem Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 2007 bis 2016 war Kunze am Institut für Philosophie der Universität Karlsruhe bzw. des KIT mit dem Aufbau des historischen Lehrangebots im Studiengang „Euklid“ (Europäische Kultur und Ideengeschichte) befasst. Seit 2009 ist er Mitherausgeber des „E-Journal of New Frontiers in Spatial Concepts“ bei KIT Scientific Publishing.[5]

2016 erschien Kunzes zeitgeschichtlicher Roman „Cambdon, Maine“,[6] eine deutsch-amerikanische Familiengeschichte von 1930 bis heute, 2017 sein Roman „Inseljahre“, die Geschichte eines deutschen Historikers und Mitglieds des Offizierswiderstands gegen Hitler im Zweiten Weltkrieg.[7]

Im Wintersemester 2019/2020 vertrat Kunze den Lehrstuhl des Direktors am Zentrum für Niederlande-Studien der Universität Münster.[8] Zu den Aufgaben gehört u. a. die Thematisierung der niederländisch-deutschen Beziehungen.[9]

Forschungsschwerpunkte

Kunzes Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Protestantismus, Wissenschafts- und Kulturgeschichte, die Geschichte des Nationalsozialismus, die material culture der Technik sowie die europäische, insbesondere auch niederländische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Global History. Er ist Experte für die Geschichte des niederländischen Königshauses.[10][11][12]

Werke (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Heinz Rudolf Kunze: Werdegang. Die Autobiographie. Reclam, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-15-011379-0, S. 36–63.
  2. „Der Titel spielt auf die niederländische Familiengeschichte von Geert Mak an: „Das Jahrhundert meines Vaters“, eine exemplarische Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte der Niederlande. Daran und an Walter Kempowskis „Deutscher Chronik“ orientiert sich die ganz andere Familienbiographie von Rudi Kunze (1925–2001) und Gerda Kunze (1926–2010)“ – Information auf http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000046370.
  3. ISBN 978-3-7315-0360-6, PDF-Download.
  4. KSP Portrait: 10 Fragen an Rolf-Ulrich Kunze. Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Blog der KIT-Bibliothek, 20. April 2015. Abgerufen am 19. Juli 2019.
  5. Journal of New Frontiers in Spatial Concepts. Sociohistorical, Sociotechnical and Transcultural Analysis.
  6. http://minifanal.de/rolf-ulrich-kunze-cambdon-maine.
  7. Rolf-Ulrich Kunze: Inseljahre. minifanal, Bonn 2017, ISBN 978-3-95421-122-7, S. 312.
  8. N.N.: Prof. Dr. Rolf-Ulrich Kunze. In: Website des Zentrums für Niederlande-Studien. Abgerufen am 3. Dezember 2019.
  9. Andreas Hasenkamp: Calmeyers Geschichte hat viele Grautöne. In: Website der Westfälischen Nachrichten. 19. November 2019, abgerufen am 3. Dezember 2019.
  10. Das niederländische Königshaus. In: NiederlandeNet der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
  11. Willem-Alexander ist der neue König. In: Deutsche Welle Online.
  12. „Monarchien müssen Identifikations-Möglichkeiten bieten“. In: Schweizer Radio und Fernsehen.