Ein Schachschiedsrichter achtet bei einem Schachspiel als Schiedsrichter auf striktes Einhalten der Schachregeln, wie sie vom Weltschachbund FIDE festgelegt sind, sowie der jeweiligen Turnierordnung. Er soll darüber hinaus dafür sorgen, dass durchgehend gute Spielbedingungen herrschen und dass die Spieler weder vom Publikum noch vom Gegner gestört werden. Im Englischen bzw. international wird dieser auch Arbiter genannt.

Aufgaben

Besonderheiten

Nach der FIDE-Regel 11.1 kann der Schiedsrichter jegliches Verhalten, welches das Schachspiel in Verruf bringen könnte, sanktionieren. Eine Verletzung einer konkreten Regel muss hierfür nicht gegeben sein.

Spielbeginn, Bedenkzeiten und Partieformulare

Er achtet darauf, dass beide Spieler die Partieformulare ausfüllen; diese sind oftmals die Entscheidungsgrundlage des Schiedsrichters. Ist auf dem Schachbrett eine regelwidrige Stellung entstanden, wird aufgrund der Partieformulare die letzte zulässige Position der Figuren rekonstruiert und die Partie aus dieser Stellung heraus fortgesetzt.

Zu seinen vorrangigen Aufgaben gehört die Sicherstellung des pünktlichen Spielbeginns und die Einhaltung der Bedenkzeiten. Trifft der Spieler der weißen Figuren nicht rechtzeitig ein, lässt er dessen Bedenkzeit beginnen; ebenso beginnt die Bedenkzeit für den nicht anwesenden Gegner, nachdem der erste Zug für Weiß ausgeführt wurde. Wenn ein Spieler den Schiedsrichter anruft, stoppt er die Schachuhr für beide Spieler. War sein Anliegen grundlos, kann der Schiedsrichter den Spieler mit einer Verlängerung der gegnerischen Bedenkzeit oder einer Verkürzung der eigenen Bedenkzeit bestrafen.

Spielbereich

Der Unparteiische stellt sicher, dass die Örtlichkeit für die Austragung des Spieles geeignet ist. Bei externen Störungen kann der Schiedsrichter einem der Spieler oder auch beiden zusätzliche Bedenkzeit gewähren. Zuschauer dürfen den Spielbereich nicht betreten und sich nicht in laufende Partien einmischen. Falls nötig, verweist der Schiedsrichter die Störer aus dem Turniersaal. Nach beendeter Partie gilt der Spieler als Zuschauer.

Der Schiedsrichter bestimmt den näheren Spielbereich, den ein Spieler nicht ohne Genehmigung des Schiedsrichters verlassen darf, solange der Spieler am Zug ist. Beide Spieler dürfen den weiteren Bereich, das „Turnierareal“, bestehend aus Ruheräumen, Toiletten, Verpflegungsräumen, Raucherräumen und weiteren vorher bestimmten Räumen, ebenfalls nur mit Genehmigung verlassen. Ebenso stellt der Schiedsrichter sicher, dass kein Spieler ein elektronisches Kommunikationsmittel in das Turnierareal bringt und dass kein Spieler verbotene Hilfsmittel benutzt – wie zum Beispiel Informationsquellen oder ein zweites Schachbrett für die Analyse.

Spielbeendigung

Um ein endloses Spiel zu verhindern, erklärt der Schiedsrichter nach der FIDE-Regel 9.6 die Partie von sich aus, auch ohne Reklamation, für remis, wenn fünfmal dieselbe Stellung aufgetreten ist oder wenn 75 Züge lang weder ein Bauer gezogen noch eine Figur geschlagen wurde.

Besondere Turnierregeln

Bei manchen Turnieren erhält der Schiedsrichter weitere Kompetenzen. Manche Veranstalter wünschen Spiele, die für Zuschauer und Sponsoren attraktiver sind, und somit weniger Spiele, die unentschieden ausgehen. Nach der sogenannten Sofia-Regel entscheidet der Schiedsrichter, ob ein Remis-Angebot zulässig ist oder ob die Spieler die Situation noch weiter auskämpfen müssen.

Hängepartien

Die Schachschiedsrichter sind auch für die korrekte Abwicklung der in der heutigen Turnierpraxis kaum noch vorkommenden Hängepartien zuständig. Dazu muss der Spieler seinen Zug notieren, darf ihn aber noch nicht ausführen. Der Schiedsrichter hütet das Geheimnis um diesen Zug, worauf dieser bei Wiederaufnahme des Spieles ausgeführt werden muss.

Sanktionen

Der Schachschiedsrichter kann bei Regelverstößen eine oder mehrere der folgenden Strafen verhängen:

Ausbildung

Im Deutschen Schachbund gibt es zwei Stufen der Schiedsrichterausbildung, die durch zwei weitere Stufen im Weltschachbund FIDE und regional durch eigene Stufen der Landesverbände ergänzt werden:

Einsätze

In den unteren Ligen der Mannschaftskämpfe werden gewöhnlich keine neutralen Schiedsrichter eingesetzt. Hier gibt es bei den verschiedenen Landesverbänden unterschiedliche Regelungen. Oft übernehmen die Mannschaftsführer gemeinsam die Aufgaben des Schiedsrichters bzw. Wettkampfleiters. Gelegentlich wird auch nur ein (vor dem Wettkampf zu benennender) regelkundiger Spieler der Heim- oder Auswärtsmannschaft, der nicht gleichzeitig Mannschaftsführer sein soll, als Wettkampfleiter bestimmt.

Neutrale Schiedsrichter findet man in den Bundes- sowie den Oberligen vor. In Deutschland ist für diese Ligen ihre Anwesenheit verpflichtend vorgeschrieben. Ferner werden Turnierleiter und Schiedsrichter bei offiziellen Einzelmeisterschaften auf allen Ebenen und sogenannten „Opens“ (offene Turniere) eingesetzt.

Bekannte Schachschiedsrichter

Der wohl bekannteste Schiedsrichter war der deutsche Großmeister Lothar Schmid, der unter anderem das Match des Jahrhunderts (Fischer-Spasski) leitete. Auch der Belgier Albéric O’Kelly de Galway war ein hoch respektierter Unparteiischer bei den beiden Weltmeisterschaftskämpfen Petrosjan-Spasski. Der angesehenste Schiedsrichter der Gegenwart ist der Niederländer Geurt Gijssen.