Blick von der Carl-Schurz-Straße

St. Nikolai im Berliner Ortsteil Spandau ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche. Erbaut wurde sie im 14. Jahrhundert an der Stelle einer um 1240 als „ecclesia forensis“ (Marktkirche) erstmals urkundlich erwähnten Vorgängerkirche.

Die Kirche liegt am Reformationsplatz 1 in der Spandauer Altstadt und ist heute die Pfarrkirche der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai Berlin-Spandau. Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Spandau des Sprengels Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Geschichte

Inneres der Nikolaikirche

Mittelalter

Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt. Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von „Spandow“ mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder. Nikolaus-Patrozinien finden sich im Mittelalter häufig bei Gotteshäusern in Hafenstädten und Kaufmannsvierteln.

Das Kirchenpatronat über St. Nikolai, das Recht zur Besetzung von Pfarrstellen mit einem Priester, war von den askanischen Markgrafen Johann I. von Brandenburg und Otto III., dem Frommen dem 1239 von ihnen gegründeten Benediktinerinnenkloster Spandau übertragen worden. Die Bürgerschaft der Stadt Spandau hatte es 1240 abgelehnt, das Kirchenpatronat über St. Nicolai gegen Zahlung einer Entschädigung selbst zu übernehmen, so dass die Pfarrkirche bis zur Reformation in der Abhängigkeit von den Benediktinerinnen blieb. Die Pfarrer waren somit bis zu dessen Enteignung und Schließung Angestellte des Klosters.[1] Spandau gehörte zum Bistum Brandenburg; das Benediktinerinnenkloster bildete darin mit 82 abhängigen Dörfern ein Unterzentrum (sedes, „Sitz“) im östlichen Teil des Bistums.[2]

Die möglicherweise aus Feldsteinen und Holz errichtete erste Kirche war im Laufe des 14. Jahrhunderts offenbar zu klein geworden. An der Stelle wurde nach 1360 die heutige Kirche erbaut, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Gunther Jahn ging von einem Baubeginn erst in den 1410er-Jahren aus,[3] nach neueren dendrochronologischen Untersuchungen lag dieser jedoch bereits in der ersten Hälfte der 1360er-Jahre; das auf dem Kirchenrohbau errichtete hölzerne Dachwerk ist auf die Jahre 1368/69 zu datieren, so dass der Chor zu dem Zeitpunkt bereits fertiggestellt sein musste.[4] Die Spandauer St.-Nikolai-Kirche gilt daher in der architekturgeschichtlichen Forschung heute als einer der frühesten märkischen Sakralbauten mit Umgangschoranlage nach dem Vorbild des nur wenig älteren Ostchors der Nürnberger St.-Sebald-Kirche mit starken Übereinstimmungen in der Grundrissgeometrie. Weil die Bauzeit der beiden Kirchen nur wenige Jahre differiert, könnten Plangrundrisse zwischen den Baumeistern beider Kirchen kursiert haben. Nach Einschätzung von Ulrike Gentz hatten die Wittelsbacher und Luxemburger, denen die Mark Brandenburg in dieser Zeit unterstand, Interesse an der wirtschaftlich bedeutenden Stadt Spandau. Es gab Kontakte zwischen dem florierenden Nürnberg und den Handelsstädten in der Mark Brandenburg, was auch dazu beitrug, dass das süddeutsch-böhmische Formenrepertoire in der Kirchenarchitektur nach Norddeutschland exportiert wurde, wodurch „die Genese des Hallenumgangschores im Backsteingebiet der Mark Brandenburg eingeläutet“ wurde. Die Spandauer Nikolaikirche spielte eine Schlüsselrolle und wurde zum Vorbild für die Berliner Nikolaikirche und für St. Marien und Andreas (Rathenow). Dies geschah gleichzeitig mit der Marienkirche in Frankfurt (Oder), deren Vorbild in der Heilig-Kreuz-Kirche in Schwäbisch Gmünd zu sehen ist, oder vielleicht sogar etwas früher als diese.[5]

An der Kirche befand sich ein Kirchfriedhof, der 1431 nach den Veränderungen durch den Kirchbau von Bischof Stephan Bodecker von Brandenburg neu geweiht wurde; beigesetzt wurde auf dem Friedhof bis 1750.[6] Der massive spätgotische Westturm entstand 1467/1468.

Eine Nebenkirche von St. Nikolai war die Moritzkirche, die seelsorglich und organisatorisch von dort mitbetreut wurde. Möglicherweise war sie älter als die erste der beiden Nikolaikirchen (erbaut vielleicht schon im 12. Jahrhundert) und somit die erste Pfarrkirche in Spandow, so der Historiker Joachim Pohl.[7]

An St. Nikolai bestand im Mittelalter (Erwähnung: 1313 mit 19 Mitgliedern) eine Kalandsbruderschaft, eine Priestergemeinschaft, der später auch Laien angehören konnten. Sie betreute Reisende, hatte ein Haus in der Breiten Straße und besaß das Patronatsrecht über einen der Altäre in der Nikolaikirche. 1501 wurden Kurfürst Joachim I. und sein Bruder Albrecht in den Spandauer Kaland aufgenommen. Eine zweite Bruderschaft, die St.-Annen-Bruderschaft oder Elendsgilde, wurde 1312 erwähnt. Sie betreute „unglückliche“ Reisende und besaß Gärten nördlich der Stadt und in Stresow, dort auch einen Hof.[8]

16. bis 19. Jahrhundert

Der Chor von Osten (Lithografie, etwa Mitte des 19. Jahrhunderts)

Von der St.-Nikolai-Kirche in Spandau breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus. Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Sache entschieden. Sie war deshalb 1528 außer Landes geflohen und zur Rückkehr erst wieder bereit, wenn sie hier frei nach lutherischer Lehre ihren Glauben leben könne. Als sie 1545 endlich alle Bedingungen erfüllt sah, wählte sie für die letzten zehn Jahre ihres Lebens den Palas der Zitadelle Spandau zum Wohnsitz. Seit dem Aussterben des Benediktinerinnenklosters gab es Katholiken und katholische Gottesdienste in Spandau erst wieder im 18. Jahrhundert. Beim Berlin-Spandauer Knüppelkrieg wurde der Turm der Kirche 1567 versehentlich von einer Kanonenkugel getroffen und stürzte ein.[9]

Kanonenkugel in der Nord-Fassade

In der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa gab es um die Kirche einige Kämpfe, woran eine 1839 in die Außenmauer des Hauses eingemauerte Kanonenkugel erinnern soll. Bereits 1567 hatte Kurfürst Joachim II. von der Zitadelle aus den Kirchturm, der wegen seiner Höhe Einblick in die Zitadelle bot, während eines von ihm inszenierten „Lustgefechts“ zwischen der Spandauer und der Berliner Bürgerschaft beschießen lassen.[10] 1839 erfolgte unter Karl Friedrich Schinkel eine grundlegende Restaurierung der Kirche, die zu den Feierlichkeiten anlässlich des 300. Jahrestages der Einführung der Reformation abgeschlossen wurde, an denen König Friedrich Wilhelm III. und seine Familie teilnahmen.[11]

Zeit des Nationalsozialismus

In der Zeit des Nationalsozialismus war die Nikolaigemeinde Schauplatz erbitterter Gegensätze zwischen der oppositionellen Bekennenden Kirche (BK) und den regimetreuen Deutschen Christen (DC). Der Pfarrer von St. Nikolai und Spandauer Superintendent Martin Albertz war eine Schlüsselfigur in der Bekennenden Kirche und ein entschiedener Gegner des Regimes und seiner Ideologie. Auch die Pfarrer Kurt Draeger und Georg Blenn standen der Bekennenden Kirche nahe, die beiden anderen Pfarrer der Nikolaigemeinde, Berg und Peter Schletz, und die 34-Mehrheit des Gemeindekirchenrates standen auf der Gegenseite. Der Streit drehte sich um Predigtpläne, Raumvergabe und Zuständigkeiten der Pfarrer für die verschiedenen Teile der Gemeinde. Die BK-Pfarrer wurden mehrfach angezeigt und verhört, sie mussten Disziplinarmaßnahmen sowohl der Kirchenleitung als auch der staatlichen Behörden hinnehmen wie zeitweise Amtsenthebung oder Inhaftierung.

Um Pfarrer Albertz stritten die Evangelischen in Spandau zehn Jahre lang. Von 1934 bis 1936 und von 1938 bis 1945 hatte er Predigtverbot in der Nikolaikirche, sodass er mit der Bekenntnisgemeinde auf „Notquartiere“ ausweichen musste, seines Superintendentenamtes war er durchgehend enthoben. DC-Pfarrer, „Frauenhilfe“ und Gemeindekirchenrat forderten die Versetzung von Albertz statt einer bloßen Beurlaubung, umgekehrt forderten die Bekennenden Christen wiederholt mit Unterschriftslisten und Eingaben seine Wiedereinsetzung. Als er im Frühjahr 1936 vorübergehend wieder als Pfarrer (nicht als Superintendent und auch nicht als geschäftsführender Pfarrer) amtieren durfte, kamen zu seinem ersten Gottesdienst am 5. April 1936 650 bis 700 Gemeindemitglieder.[12]

Bau und Ausstattung

Südliches Seitenschiff, das sich in den Umgangschor fortsetzt
Grundriss
Apsis

Das Gebäude

Die gotische Hallenkirche, ein Backsteinbau, hat ein vierjochiges Langhaus. Das Mittelschiff wird von zwei schmalen, fast gleich hohen Seitenschiffen flankiert. An das Langhaus schließt sich östlich übergangslos ein einjochiger Hallenumgangschor ohne Kapellenkranz an. Der Chor schließt außen polygonal mit einem 9/16-Schluss, im Inneren besitzt er einen 3/6-Schluss mit Sterngewölbe. Aus diesem ungleichzahligen Chorschluss resultiert im Gewölbe des Chorumgangs ein Wechsel von viereckigen und dreieckigen Grundrissfeldern; hierin stimmt die Nikolaikirche mit ihrem Vorbild, dem Chor der Nürnberger St.-Sebald-Kirche, überein.[13] Im Scheitel des Chorumganges ist aus vorreformatorischer Zeit eine Sakramentsnische erhalten, in der das Allerheiligste aufbewahrt wurde; sie ist mit einer gotischen Holztür aus dem 15. Jahrhundert verschlossen. Zwölf Pfeiler – symbolisch für die zwölf Apostel – tragen das Kreuzrippengewölbe, das sich über dem Chorraum zum Sternrippengewölbe differenziert. Der Innenraum hat eine Länge von 51,50 Meter und eine Breite von 18,50 Meter. Das Mittelschiff ist 8,50 Meter breit und 13,10 Meter hoch, die Seitenschiffe sind 12,90 Meter hoch. Die profilierten Teile der Pfeiler und die Kreuzrippen sind aus roten Ziegeln im „Klosterformat“ gemauert, die Wände und Gewölbeflächen sind weiß verputzt. Die Fenster sind durch Stabwerk dreigeteilt und haben eine rautenförmige Bleiverglasung.

An das vierte Joch sind Seitenkapellen angebaut, die als Abschluss der quergestellten Satteldächer Ziergiebel tragen; die Südkapelle wird heute als Sakristei genutzt, die nördlich gelegene diente von 1647 bis 1774 der Glienicker Linie der Adelsfamilie von Ribbeck als Grablege und wird „Ribbeck-Kapelle“ genannt. Der westlich vorgelagerte, 75,5 Meter hohe monumentale Turm[14], in dem sich heute auch das Hauptportal der Kirche befindet, hat einen Grundriss von 13,98 × 10,85 Metern, im Erdgeschoss beträgt die Mauerstärke 2,99 Meter. An die Südwestecke des Langhauses ist ein oktogonaler Treppenturm angebaut. Das Dach hat eine Firsthöhe von 31,30 Meter bei einer Traufhöhe von 13,30 Meter, ist mit Biberschwänzen gedeckt und überspannt einheitlich Haupt- und Seitenschiffe. Es trägt über dem Vorchorjoch einen sechseckigen barocken Dachreiter und am östlichen Firstende ein goldenes Dachkreuz von 1993.[15]

Der Kirchturm, der 1744, vier Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand, eine neue barocke Spitze erhalten hatte, brannte am 6. Oktober 1944 nach einem Bombentreffer aus und erhielt danach ein pyramidenförmiges Notdach. Bei der Sanierung des Gotteshauses im Jahr 1989 erhielt der Turm wieder seine rekonstruierte barocke Haube mit Schinkelschem Schmuckwerk nach Plänen von 1839. Infolge des Bombeneinschlags verbrannten auch Orgel und Orgelbühne sowie die Hälfte des Kirchengestühls, der Dachstuhl konnte gerettet werden. Im Herbst 1946 wurde mit den Aufbauarbeiten begonnen, am 27. März 1949 fand der erste Gottesdienst nach der Kriegszerstörung statt.

Die letzte umfassende Innen- und Außenrestaurierung erfolgte schrittweise in den Jahren 1979 bis 1996.

Prinzipalien

Folgende Prinzipalien in der St.-Nikolai-Kirche sind erwähnenswert:

Sakrale Kunst

Orgel

Der Orgelprospekt

Die Orgelgeschichte von St. Nikolai reicht zurück bis in das 15. Jahrhundert. 1734 erbaute der Orgelbauer Joachim Wagner, ein Geselle Gottfried Silbermanns, ein zweimanualiges Werk, das Friedrich Ladegast 1880 um ein drittes Manual erweiterte. Die Orgel verbrannte beim alliierten Luftangriff auf Spandau am 6. Oktober 1944.

Im Jahr 1956 wurde von der Lübecker Orgelbaufirma Kemper eine neue Orgel mit 44 Registern erbaut. Sie war nach ihrer Fertigstellung die bedeutendste „Nachkriegsorgel“ Berlins. 1970 erfolgte durch Kemper ein Umbau der Orgel und eine Neugestaltung des Prospektes. In der gotischen Kirche wirkte das moderne, asymmetrisch gestaltete Instrument jedoch wie ein Fremdkörper. Zudem traten zunehmend klangliche und technische Schwächen auf. Die Gemeinde entschloss sich deshalb zum Bau einer neuen Orgel. Die Kemper-Orgel wurde 1995 an die Stadtpfarrkirche Peitz verschenkt, wo sie 1996 wieder eingeweiht wurde, ihre Defizite werden seitdem sukzessive behoben.[18]

Die heutige Orgel wurde von der Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen errichtet und am 6. Oktober 1996 eingeweiht. Beim Bau der Orgel wollte man in dem modernen, zeitgemäßen Instrument die Orgelgeschichte von St. Nikolai „spürbar“ werden lassen. Wesentlich mitbestimmt wurden die Konzeption und die Dispositionen von Haupt- und Oberwerk durch das Instrument Joachim Wagners. Das Schwellwerk orientiert sich an Orgeln des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das Instrument hat 3638 Pfeifen – davon 268 Holzpfeifen – in 51 Registern auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch. Die Registertrakturen sind mechanisch und elektrisch. Auch das neunteilige, stark gegliederte und reich ornamentierte Gehäuse nimmt ein Konzept Joachim Wagners auf.[19]

Disposition:

I Hauptwerk C–g3

01. Principal 08′
02. Bordun 16′
03. Viola di Gamba 08′
04. Hohlflöte 08′
05. Rohrflöte 08′
06. Traversflöte 04′
07. Spitzflöte 04′
08. Octave 04′
09. Quinte 0223
10. Octave 02′
11. Cornett V (ab g°) 08′
12. Mixtur V 0113
13. Cimbel III 01′
14. Fagott 16′
15. Trompete 08′
Tremulant
II Oberwerk C–g3
16. Principal 4′
17. Traversflöte 8′
18. Gedackt 8′
19. Quintadena 8′
20. Rohrflöte 4′
21. Quinte 223
22. Oktave 2′
23. Waldflöte 2′
24. Terz 135
25. Quinte 113
26. Scharff IV 113
27. Vox humana   8′
Tremulant
III Hinterwerk C–g3
28. Lieblich Gedackt 16′
29. Principal 08′
30. Unda maris 08′
31. Salicional 08′
32. Lieblich Gedackt 08′
33. Fugara 08′
34. Octave 04′
35. Nasat 0223
36. Flageolet 02′
37. Echocornett V (ab g°) 08′
38. Mixtur IV 02′
39. Trompete 08′
40. Oboe 08′
Tremulant
Pedal C–f1
41. Principal 16′
42. Subbass 16′
43. Violon 16′
44. Octavbass 08′
45. Gemshorn 08′
46. Quinte 0513
47. Octave 04′
48. Mixtur VI 0223
49. Posaune 16′
50. Trompete 08′
51. Clairon 04′

Glocken

Dem Stadtbrand am 25. Juni 1740 fielen auch die vorhandenen Kirchenglocken zum Opfer. Die Gemeinde kaufte im 18. Jahrhundert neue Glocken. Eine wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Bei dem Bombentreffer im Oktober 1944 wurde eine Glocke zerstört. Die erhaltene größere, 1704 von Johannes Jacobi in Berlin gegossen, hängt seit 1988 im Dachreiter und dient als „Signierglocke“, die beim Beten des Vaterunser geläutet wird.

Im Jahr 1965 erhielt die Kirche zwei neue Glocken, 1990 eine dritte, die am 14. September 1990 gegossen und am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, zum ersten Mal geläutet wurde. Die drei Glocken wurden gegossen von Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher und läuten zu den Gottesdiensten, am Morgen und am Abend und schlagen tagsüber auch die Uhrzeit.[20] Die Entstehung der letzten Glocke dokumentierte Die Sendung mit der Maus.[21]

Nr. Name Guss­jahr Gießer Durch­messer (cm) Masse (kg) Nominal Inschrift
1 Dankglocke 1990 Petit & Gebr. Edelbrock 175 3400 Danket dem Herrn · denn er ist freundlich · und seine Guete waehret ewiglich · Psalm 118,1 – Stadt und Land ist Erbarmung widerfahren · Unser Gott hat wieder verbunden · was getrennt war · AD 1990
2 Traditionsglocke 1965 Petit u. Gebr. Edelbrock 150 2298 des' + O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort – So stand es auf der im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen alten Glocke – so ruft es diese neue Glocke wieder. Gegossen 1965 – 20 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs durch Petit u. Gebr. Edelbrock Gescher i./W.
3 Bittglocke 1965 Petit u. Gebr. Edelbrock 132,3 1575 es' Diene dem geteilten Land, diene der geteilten Stadt. + Verbinde, was getrennt ist. Erbarme dich unser, o Herr. Gegossen 1965 durch Petit u. Gebr. Edelbrock Gescher i./W.
I Signierglocke
(im Dachreiter)
1704 Johannes Jacobi 70 0198 Alles, was Odem hatt lobe den Herrn Halleluja · 1704 · Primae meae gentis et profundissima quaeque [„Ich bin die erste und tiefste meiner Art“] Johannes Jacobi goss mich

In der Umgebung der Kirche

Vor dem Hauptportal der Kirche steht das Denkmal Kurfürst Joachims II., das anlässlich des 350-jährigen Jubiläums der Einführung der Reformation durch Joachim II. von Erdmann Encke entworfen und 1889 enthüllt wurde. Am Sockel des Denkmals zeigen Bildtafeln den Kurfürsten bei der Einnahme des Abendmahls und bei seinem Übertritt zum Protestantismus. Außerdem befindet sich nördlich der Kirche das Denkmal für die Gefallenen der Befreiungskriege 1813–1815, von Karl Friedrich Schinkel entworfen und 1816 eingeweiht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joachim Pohl: Das Benediktinernonnenkloster St. Marien zu Spandau und die kirchlichen Einrichtungen der Stadt Spandau im Mittelalter. Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 1996, ISBN 3-412-03496-7, S. 92.
  2. Felix Escher: Frömmigkeit und kulturelles Leben in Spandau vor der Reformation. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Slawenburg – Landesfestung – Industriezentrum. Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Bezirk Spandau. Colloquium Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-7678-0593-6, S. 145–154, hier S. 146.
  3. Nach 1410: Gunther Jahn: Sakralbauten. St. Nikolai, Stadtpfarrkirche. In: ders.: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Spandau. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1971, S. 73–126, hier S. 74.77.
  4. 1360er-Jahre: Ulrike Gentz: Der Hallenumgangschor in der städtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350–1500. Eine kunstgeographisch vergleichende Studie. Lukas Verlag, 2003, ISBN 978-3-931836-75-7, S. 24 f.78 (Vorschau in der Google-Buchsuche). (Sie verweist auf: Wiltrud Barth: Die Nikolaikirche in Berlin-Spandau – ein früher brandenburgischer Hallenumgangschor. In: Ernst Badstübner, Dirk Schumann (Hrsg.): Hallenumgangschöre in Brandenburg. Lukas Verlag, Berlin 2000, S. 157–204.)
  5. Ulrike Gentz: Der Hallenumgangschor in der städtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350–1500. Eine kunstgeographisch vergleichende Studie. Lukas Verlag, 2003, ISBN 978-3-931836-75-7, S. 24 f.51.64.78 f.86 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Maritta Tkalec: Womöglich Berlins ältestes Gotteshaus. Funde im Zuge der Altstadtsanierung in Spandau legen eine Neubewertung der Kirche des Heiligen Mauritius nahe. In: Berliner Zeitung, Nr. 220, 21. September 2020, Seite 8.
  7. Joachim Pohl: Das Benediktinernonnenkloster St. Marien zu Spandau und die kirchlichen Einrichtungen der Stadt Spandau im Mittelalter. Köln/ Weimar/ Wien 1996, S. 87–91.
  8. Franz Kohstall: Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Marien zu Spandau. Spandau o. J. (1924); S. 17f.
  9. Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3-498-02835-0, S. 127.
  10. Winfried Augustat: St. Nikolai-Kirche Berlin-Spandau. (Kleine Kunstführer 591), Schnell & Steiner, 5. Auflage, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-6081-6, S. 6; Berlin. Sakrale Orte, Grebennikov-Verlag Berlin 2010; ISBN 978-3-941784-09-3, S. 11 f.
  11. Lena Krull: Prozessionen in Preußen. Katholisches Leben in Berlin, Breslau, Essen und Münster im 19. Jahrhundert. (= Religion und Politik Band 5) Ergon Verlag, Würzburg 2013, ISSN 2195-1306, ISBN 978-3-89913-991-4 (Darin: 5.4 Berlin: „Ein Glanzstück des jungen Berliner Katholizismus“, S. 216–251), hier S. 219.
  12. Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Spandau. (Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Gedenkstätte Deutscher Widerstand) Berlin 1988, ISSN 0175-3592, S. 102–114.
  13. Ulrike Gentz: Der Hallenumgangschor in der städtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350–1500 eine kunstgeographisch vergleichende Studie. Lukas Verlag, 2003, ISBN 978-3-931836-75-7, S. 51 ff.66 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Homepage des Bauingenieurs Ernst-Jürgen Bachus mit technischen Angaben zu Berliner Kirchtürmen; abgerufen am 2. April 2010; Augustat S. 9: Höhe = 77 Meter.
  15. Berlin. Sakrale Orte, Grebennikov-Verlag Berlin 2010; ISBN 978-3-941784-09-3, S. 11 f; Winfried Augustat: St. Nikolai-Kirche Berlin-Spandau. (Kleine Kunstführer 591), Schnell & Steiner, 5. Auflage, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-6081-6, S. 8–12.
  16. Gunther Jahn: Sakralbauten. St. Nikolai, Stadtpfarrkirche. In: ders.: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Spandau. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1971, S. 73–126, hier S. 98f.
  17. Informationsblatt Die Triumphkreuzgruppe in St. Nikolai in der Kirche; Text: Peter Lietzke, Rainer Paasch, 2008.
  18. Die Kemper-Orgel auf www.peitz.de, abgerufen am 22. Januar 2017
  19. Informationen zur Eule-Orgel; Winfried Augustat: St. Nikolai-Kirche Berlin-Spandau. (Kleine Kunstführer 591), Schnell & Steiner, 5. Aufl., Regensburg 1999, ISBN 3-7954-6081-6, S. 20.
  20. Informationsblatt Die Glocken von St. Nikolai in der Kirche; Text: Peter Lietzke, Sabine Müller, Rainer Paasch, 2011.
  21. Die Maus Spezial – Glockengießen (gedreht in den 1990er Jahren bei Petit & Gebr. Edelbrock) auf YouTube.

Koordinaten: 52° 32′ 18,1″ N, 13° 12′ 19,1″ O