Fassade der Chiesa della Graziella in der rua Catalana in Neapel, wo sich einst das Teatro San Bartolomeo befand

Das San Bartolomeo war ein bedeutendes Theater und Opernhaus in Neapel, dessen Blütezeit im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert lag. Es lag an der Via San Bartolomeo und war das wichtigste Opernhaus der Stadt vor der Eröffnung des Teatro San Carlo 1737.

Geschichte

Das San Bartolomeo wurde 1620/21 bei der gleichnamigen Kirche eröffnet und gehörte zum Ospedale degli Incurabili (Hospital der Unheilbaren), welches bereits 1583 vom spanischen König Philipp II. das Recht bekommen hatte, mithilfe von Einnahmen aus Theateraufführungen die barmherzigen Aktivitäten bzw. das Krankenhaus des Klosters zu unterstützen.[1] Dieses Privileg wurde 1646 von Philipp IV. erneuert.[1]

Das Gebäude erlitt 1647–1648 Schäden durch ein Erdbeben und brannte 1681 ab, es wurde beide Male repariert bzw. wieder aufgebaut.[1]

Im San Bartolomeo wurden zunächst verschiedene Theaterstücke und Komödien aufgeführt.[2] Ab etwa 1640 war es Schauplatz der ersten Aufführungen von Pastoralen und Opern in Neapel. Dabei handelte es sich zunächst um Werke auswärtiger Komponisten wie Benedetto Ferrari, und insbesondere auch von venezianischen Komponisten wie Francesco Cavalli oder Claudio Monteverdi, die jedoch oft von neapolitanischen Komponisten wie Francesco Provenzale oder Giuseppe Alfiero überarbeitet und mit zusätzlichen musikalischen Einlagen angereichert wurden. Die ersten Werke lokaler Komponisten waren vermutlich Provenzales Ciro (1653?) und La fedeltà trionfante von Alfiero (1655). Es dauerte noch bis 1684 bis zur Aufführung einer Oper, deren Libretto und Musik ausschließlich von neapolitanischen Meistern stammten. Im San Bartolomeo ging auch ab 1680 der Stern des großen Alessandro Scarlatti auf, von dem hier zahlreiche Opern (ur-)aufgeführt wurden (siehe Liste unten).

Mit dem San Bartolomeo ist auch der Name des bekannten Schriftstellers und Librettisten Andrea Perrucci (1651–1704) verbunden.[2][3] Zu den Impresarii des Theaters gehörte im 17. Jahrhundert auch die Schauspielerin und Sängerin Giulia de Caro, genannt Ciulla.[2]

1733 erlebte hier das berühmte Intermezzo La serva padrona von Giovanni Battista Pergolesi mit einem Libretto von Gennaro Antonio Federico seine Uraufführung.[1]

Der letzte Impresario des Theaters war ab 1735 Angelo Carasale. Mit der Eröffnung des Teatro San Carlo 1737 verlor das San Bartolomeo jedoch seine führende Rolle, es stellte seine Produktionen ein und wurde in eine Kirche umgewandelt: die Chiesa della Graziella (Santa Maria delle Grazie) in der rua Catalana.[1] Die Kirche wurde beim Erdbeben von 1980 schwer beschädigt und war jahrzehntelang fürs Publikum geschlossen; nach den notwendigen Restaurierungsarbeiten wurde sie im Dezember 2014 wiedereröffnet und ist Sitz des Centro di musica da camera CERSIM (Zentrum für Kammermusik).

Uraufführungen (Auswahl)

Im Folgenden handelt es sich um eine Auswahl musikhistorisch von besonders relevanten Werken.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rossana di Poce: „La misericordia del teatro: il San Bartolomeo e gli Incurabili di Napoli“, Kurze Geschichte des San Bartolomeo auf der Website Partenope@duepuntozero, 2. Oktober 2014, zuletzt eingesehen am 11. Oktober 2018 (italienisch; auch Quelle des vorliegenden Artikels).
  2. a b c Dinko Fabris: Neapel, Stadt der Spektakel vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, Art Book + 2 CD + Kunstbuch, Opus 111, Paris, 1999, S. 57–58.
  3. Francesco Cotticelli: Perrucci, Andrea. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 82: Pazzi–Pia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2015.

Koordinaten: 40° 50′ 30,1″ N, 14° 15′ 11,2″ O