Die Theologia Deutsch (auch: Der Franckforter bzw. Der Frankfurter) ist eine deutschsprachige mystische Schrift des 14. Jahrhunderts, die vermutlich von einem namentlich unbekannten Deutschordenspriester der Kommende im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen verfasst wurde.

Werk und Wirkung

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Der Text beinhaltet ein anonymes, in umgangssprachlichem Deutsch verfasstes Traktat aus dem 14. Jahrhundert. Als Verfasser wird ein vermutlich in Frankfurt am Main ansässiger Priester des Deutschordens (Deutschordenskirche) angesehen. Sein Text propagierte eine spiritualisierte, mystische Frömmigkeit, wie sie zuvor in Meister Eckhart und Johann Tauler sowie anderen Vorgängern Ausdruck fand. Martin Luther, der diesen Text in zwei kommentierten Ausgaben in den Jahren 1516 (fragmentarisch) und 1518 (vollständig) herausgab, konstatierte, dass es nach der Bibel und den Confessiones des Augustinus jener Text gewesen sei, welcher ihn am meisten über Gott, Christus, die Menschen und die Welt gelehrt habe.

Der Name geht auf Martin Luther zurück, der die Schrift unter dem Titel Eyn deutsch Theologia zum ersten Mal im Druck herausgab: zunächst 1516 aufgrund einer unvollständigen Handschrift, dann 1518 als vollständigen Text. Mit diesem Titel und der von ihm verfassten Vorrede stellte der Reformator diese Schrift gegen die lateinische Scholastik und beanspruchte für das Deutsche eine dem Lateinischen, Griechischen und Hebräischen ebenbürtige theologische Ausdrucksfähigkeit. Dies entspricht nicht den eigenen Intentionen des Verfassers, der die Deutschsprachigkeit seines Werks nicht thematisiert.

Der Frankfurter wurde mehrfach zusammen mit Texten der Deutschen Mystik überliefert: den Schriften Meister Eckharts, Johannes Taulers sowie Heinrich Seuses. Er steht auch inhaltlich in der Tradition dieser Mystiker, deren höchstes Ziel die Vereinigung der Seele mit Gott (Unio mystica) schon im Diesseits ist. Dabei legt die Theologie besonderen Wert darauf, sich von der häretischen Mystik der Brüder und Schwestern des freien Geistes abzugrenzen, und betont daher die Notwendigkeit des Gehorsams und die Bedeutung Jesu Christi für das menschliche Heil. Tatsächlich vertreten manche Forscher die Ansicht, dass die Schrift vor allem zur Zurückweisung der Häresie des Freien Geistes abgefasst wurde. Trotzdem wurde sie in der frühen Neuzeit als Apologie des Pantheismus gelesen und deswegen 1612 auf den päpstlichen Index gesetzt.[1]

Im Mittelalter wurde die Schrift kirchlicherseits nicht kritisiert, war aber trotzdem nicht sehr weit verbreitet: Sie ist nur in zehn, zum Teil unvollständigen Handschriften überliefert; eine davon ist lediglich die Abschrift eines Druckes aus dem 16. Jahrhundert[2]. In der Neuzeit dagegen führte die Herausgabe und Hochschätzung des Textes durch Luther zu bis heute zahlreichen Neuauflagen, die das anhaltende Interesse an der Theologia deutsch dokumentieren.

Textausgaben

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a) Kritische Ausgabe:

b) Eine Auswahl neuerer Übersetzungen und Ausgaben:

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Vgl. Robert E. Lerner: The Heresy of the Free Spirit in the Later Middle Ages. Berkeley u. a.: 1972, S. 160, ISBN 978-0-268-01094-2
  2. Der Frankfurter. „Theologia Deutsch“ (Übersicht). In: handschriftencensus.de. Abgerufen am 16. Dezember 2020.