Treppe im Haus der Wissenschaftler in Lviv
Historische Treppe aus Naturstein
Raphael-Donner-Stiege aus Untersberger Marmor
Wendeltreppe auf dem Gelände der Kampnagelfabrik in Hamburg
( Foto:T. Meltzer)

Eine Treppe (süddt. und österr. Stiege) ist ein aus Stufen gebildeter Auf- oder Abgang, der es ermöglicht, Höhenunterschiede bequem und trittsicher zu überwinden. Das Verhältnis von Steigungshöhe zum Auftritt ist das (genormte) Steigungsverhältnis der Treppensteigung.

Eine Treppe besteht aus mindestens drei aufeinander folgenden Stufen.[1] Häufig sind auch Kombinationen aus Treppenläufen und Treppenabsätzen sowie, für die sichere Benutzung, Geländer als Absturzsicherung und ein Handlauf zum Festhalten.

Wortgebrauch

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In Süddeutschland und Österreich wird im Allgemeinen der Ausdruck „Stiege“ für die Treppe verwendet. Als Treppe wird zumeist nur ein schmaler Holzaufstieg, aber auch eine Wendeltreppe bezeichnet. Andere umgangssprachliche Bezeichnungen von Treppen sind regional auch „Steige“ oder „Tritt“, im südwestdeutschen, insbesondere alemannischen Sprachraum „Staffel“. In der Seeschifffahrt spricht man in diesem Zusammenhang auch von „Niedergang“, der, vom Deck aus gesehen, die tiefer gelegenen Räume im Rumpf des Schiffes erschließt. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Treppen befasst, heißt Scalalogie (lat. scala: „Treppe“, „Stufe“).

Funktionen

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Treppe als Aufenthaltsort

Treppen und Treppenanlagen sind ein fester und wichtiger Bestandteil der Formensprache der Architektur weltweit. Die Funktion der Treppe ist nicht nur die des lotrechten Erschließungsbauteils, sie stellt auch ein wichtiges Gestaltungselement dar.

Außentreppen werden oft als Würdemotiv vor repräsentativen Gebäuden eingesetzt. Sie erhöhen das Gebäude, stellen es auf einen Sockel. Der Besucher wird beim Hinaufgehen erniedrigt, er steht niedriger als die Person, die am Ende der Treppe auf ihn wartet. Große Außentreppen sind als Aufenthaltsort beliebt, besonders bei Touristen (z. B. Basilique du Sacré-Cœur in Paris, Spanische Treppe in Rom).

Innentreppen weiten den Raum in die Vertikale und können so zu einem besonderen Blickfang werden. Sie sind wettergeschützt und oftmals aufwändiger gestaltet. In der Vergangenheit wurden Holzschnitzereien, Ornamente, Figurinen, verzierte Balustraden und Teppiche ergänzt, heute sind Treppen Objekte, die durch ihre Form, Materialität und Konstruktion auffallen. Besondere Innentreppen dienen dem Bauherren oder Besitzer auch als Statussymbol.

Treppenmotive

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Seit dem Mittelalter sind in der Architektur funktionslose Treppen- oder Staffelgiebel bekannt; größere Bedeutung erlangten sie in der Spätgotik und im Barock. Treppenmotive sind stets rechtwinklig und kommen sowohl in der Mosaikkunst als auch als Web- oder Strickmuster vor, wobei Ähnlichkeiten zu Fischgrät- und Zickzackmustern existieren.

Geschichte

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Urzeit

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Einfache Treppe als Zugang eines Heiligen Hauses in Osttimor

Die Idee, durch Stufen Höhenunterschiede zu überwinden, kann auch bei Primaten beobachtet werden. An fast allen längerfristigen Siedlungsplätzen mit unterschiedlichen Höhenlagen können Treppen nachgewiesen werden. Funde von Baumstämmen mit stufenartigen Einkerbungen aus dem Neolithikum lassen auf eine Verwendung als Treppe (bzw. Leiter) schließen.

Frühe Hochkulturen

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Zikkurat von Ur

Der früheste gestalterische Einsatz von Treppen ist in Göbekli Tepe etwa 10.000 Jahre v. Chr. nachweisbar und findet einen ersten belegten Höhepunkt in der Anlage von Zikkurats in Mesopotamien 6.000 Jahre v. Chr. Neben der reinen Erschließungsfunktion hat die Treppe hier jene Symbolkraft (Übergang von einer Ebene zur anderen; Aufstieg; Zugang zum Transzendenten; Verbindung zwischen Himmel und Erde; Prozessionsweg), die fortan bei fast allen sakralen oder repräsentativen Bauten zum Tragen kommt.

Bronzezeit

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Bronzezeitliche Stiege in den Hallstätter Salzbergwerken
(etwa 1344 und 1343 v. Chr.)

Wohl die älteste erhaltene Holztreppe Europas datiert in die Bronzezeit.[2] Sie stammt aus dem prähistorischen Salzbergwerk von Hallstatt und ist komplett erhalten. Die Stiege wurde dendrochronologisch untersucht und konnte auf die Jahre 1344 und 1343 v. Chr. datiert werden. Die Treppenbreite von über 1 m erlaubte ein gleichzeitiges Benutzen in beiden Richtungen bzw. das Nebeneinandergehen von mehreren Menschen, wie es beim Tragen sehr schwerer Lasten erforderlich gewesen sein könnte. Die Stiege besteht prinzipiell aus drei Elementen: den beiden seitlichen Holmen, den Auftrittbrettern und den Distanzbrettern, die über und unter jedem Auftrittbrett in die seitlichen Holme eingelassen sind. Die beiden seitlichen Holme bilden die Wangen der Treppe. Sie bestehen aus Baumstämmen von 20 bis 35 cm Durchmesser. In diese ist je eine 6 cm breite und 8 cm tiefe Längsnut eingearbeitet. Die Auftrittbretter sind lediglich mit einem viereckigen Zapfen in den Wangen zu beiden Seiten in die Nut geschoben.

Die Treppe war durch diese Konstruktionsweise einfach zu bauen, zu transportieren und zu reparieren. Sie gehört zu jenen Spezialentwicklungen des bronzezeitlichen Bergbaus, die in dieser Form nur in Hallstatt belegt sind. Da der Bergdruck die erhaltene Stiege im Christian von Tuschwerk zu beschädigen drohte, war es notwendig, sie an ihrem Fundplatz abzubauen und umzusiedeln. Die Stiege wurde vor dem Abbau umfassend am Fundort dokumentiert. Dann wurde sie in über 60 Einzelteile zerlegt, wobei aufgrund der Enge des Bergwerks und der umgebenden Fundschichten die Stiegenwangen zersägt werden mussten. Die Teile wurden ins Naturhistorische Museum nach Wien gebracht, wo eine umfassende technische Aufnahme durchgeführt wurde. Darüber hinaus wurde sie unter anderem erneut dendrochronologisch untersucht und es wurde eine Computertomographie durchgeführt[3]. Da die Stiege für ihre Erhaltung sehr spezielle klimatische Bedingungen benötigt, wie sie im Hallstätter Salzberg herrschen, und sie zudem der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte, wurde sie im Besucherbergwerk der Salzwelten Hallstatt neu aufgestellt. In einem eigens dafür angelegten Schauraum ist sie dort seit Frühjahr 2015 Teil der regulären Führungen. Zuvor war sie ausschließlich im Rahmen von Sonderführungen zu sehen.

Antike

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Die Treppe als Würdemotiv: Tempel Maison Carrée in Nimes

Auch in der Antike wurden Treppen in der sakralen und repräsentativen Architektur als Würdemotiv eingesetzt. Griechische und römische Tempel stehen in der Regel auf mehrstufigen Sockeln. Die Akropolis in Athen erstieg man über eine Abfolge von Treppen.

Hauptsächlich unter funktionellen Gesichtspunkten entstanden die imposanten, treppenförmig angelegten Sitzreihen der Theater der griechischen Antike wie zum Beispiel in Delphi, Ephesus, Epidauros und Athen wie auch der Theater der römischen Antike. Die Doppelfunktion des Auf- und Abweges und des Sitzens findet sich zudem noch bei den Stadien.

Mittelalter

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Turmtreppe im Caernarfon Castle, Wales (c1300)

Seit dem Mittelalter baute man zunehmend mehrgeschossig, wodurch der Treppe eine immer größere Bedeutung zukam. Das betraf besonders Bürger- und Handelshäuser, die im Spätmittelalter sogar mehrgeschossige Dachstühle als Lagerräume hatten.

Neuzeit

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Im Barock wurden Treppen und Treppenhäuser in Schlössern äußerst prunkvoll ausgestattet und dienten zu Repräsentationszwecken. Beispiel: Treppenhaus von Balthasar Neumann in der Residenz in Würzburg.

Schwäbisch Hall: Freitreppe vor St. Michael

Dabei lassen sich bisweilen auch bautechnische Kuriositäten finden, zum Beispiel im Schloss Hartenfels in Torgau ist die außen angebrachte Wendeltreppe, der sogenannte Wendelstein, der einzige Zugang zu dem nächsten Geschoss für die gesamte Schlossanlage. Ähnlich exponiert ist der Wendelstein auf der Albrechtsburg in Meißen. Dort ist er allerdings nicht der einzige Zugang zu den oberen Geschossen.

Mit der Erweiterung der Bauaufgaben auf repräsentative öffentliche Gebäude wurde dieses Motiv auch für Theater, Rathäuser und so weiter übernommen.

Moderne

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In der Moderne übernahm der Aufzug besonders bei Hochhäusern teilweise die Aufgaben der repräsentativen Vertikalerschließung.

Barrierefreiheit

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Um allen Menschen eine uneingeschränkte Nutzung von Gebäuden zu ermöglichen, muss heute ein barrierefreier Zugang zu öffentlichen Gebäuden gegeben sein. Das bedeutet, dass der Eingang neben der Treppe auch über eine Rampe oder einen Aufzug möglich sein muss, damit auch Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer Zugang haben.

Die Treppe in der Kunst

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Häufig wird die Treppe auch in der Kunst thematisiert, beispielsweise in den Werken von M. C. Escher und Giovanni Battista Piranesi. Auch in der Literatur schlägt sich das nieder, so beschreibt der ehemalige schwedische Modearzt Axel Munthe in seiner Autobiographie Das Buch von San Michele seinen Wohnort Anacapri auf der Insel Capri, wo seine Villa San Michele steht. Diese wie den oben gelegenen Ortsteil Anacapri erreichte man zu seiner Zeit von Marina Grande aus über die links neben der Kirche von San Costanzo beginnende Treppe Scala Fenicia mit ihren über 500 Stufen. Die dort befindliche Serpentinenstraße gab es zu seiner Zeit nicht, so dass diese Treppe die einzige Verbindung von dem unten gelegenen Capri zu dem oben gelegenen Anacapri war. Die Potemkinsche Treppe (früher Richelieu-Treppe) in Odessa wurde durch eine Schlüsselszene in Sergei Eisensteins Film „Panzerkreuzer Potemkin“ berühmt.

Begriffe im Treppenbau

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(1) Treppenabsatz oder Treppenpodest

(2) Zwischenpodest
(3) unterer Treppenlauf
(4) oberer Treppenlauf
(5) Treppenloch: Ausschnitt für die Treppe in der Geschossdecke oder in einer Balkenlage
(6) Treppengeländer und Handlauf
(7) Treppenauge: Lichte Öffnung oder Luftraum, von Treppenläufen und Absätzen umschlossen und oft über mehrere Stockwerke durchgehend. Umgangssprachlich auch Treppenloch genannt.
(8) Austritt
(9) Antritt
(10) Lauflinie / Gehlinie: Mittellinie des Treppenlaufs, bei gewendelten Treppen meist dezentriert. Die Lauflinie beginnt nach DIN 1356 (Bauzeichnungen) stets „unten“ mit einem Kreis und endet mit einem Pfeil „oben“. Abstand der Gehlinie vom Handlauf meist etwa 45 cm, Freitreppen werden auf Grund ihrer Breite auch unabhängig vom Handlauf begangen.

(a) Setzstufe (vertikal)

(b) Stufenkante
(c) Antrittsstufe
(d) Stufenvorderkante
(e) Auftrittsbreite: die horizontale Fläche, die sich aus der Vorderkante der Trittstufe und der Vorderkante der nächsten Trittstufe ergibt. Ein Überstand der Trittstufe über die Setzstufe bleibt unberücksichtigt. Siehe Treppensteigung.
(f) Untertritt (Unterschneidung)
(g) Trittfläche (Auftritt + Untertritt (Unterschneidung))
(h)
(i)
(j) Steigung (Stufenhöhe), siehe Treppensteigung
(k) Austrittsstufe

Typologie

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Treppen nach Lage und Funktion

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Außenraum

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Außentreppe am alten Campus in Frankfurt

Innenraum

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Spezielle Treppen

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Es gibt eine Vielzahl von besonderen Treppentypen für spezielle Anwendungsfälle. Diese sind in der Liste spezieller Treppen zusammengefasst.

Treppen nach Form

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Übersicht

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Treppen gibt es in unzähligen Formen. Als Draufsicht lässt sich die Form im Grundriss eines Gebäudes darstellen. Der Schnitt liefert in der Regel die dazugehörigen Angaben zur Konstruktion und zum Steigungsmaß. Man kann Treppenformen aufgrund der Anzahl (einläufig, zweiläufig..) oder der Geometrie (gradläufig, gewendelt, geschwungen) ihrer Treppenläufe unterscheiden. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über einige Grundtypen.

Einläufige Treppen

(a) gerade
(b) gerade mit viertelgewendeltem Austritt
(c) gerade mit Viertelpodest am Austritt
(d) gerade mit viertelgewendeltem Antritt
(e) gerade mit Viertelpodest am Antritt
(f) gerade mit viertelgewendeltem Antritt und Austritt
(g) gerade mit zwei Viertelpodesten
(h) halbgewendelt
(i) viertelgewendelt

Zweiläufige Treppen

(j) gerade mit Zwischenpodest
(k) gewendelte U-Treppe mit verzogenen Stufen an keilförmiger Zwischenpodeststufe
(l) U-Treppe mit Halbpodest
(m) Winkeltreppe mit Viertelpodest

Dreiläufige Treppen

(n) dreiläufige U-Treppe S-Form mit zwei Viertelpodesten
(o und p) dreiläufige T-Treppe mit Viertelpodest
(q) dreiläufige U-Treppe mit zwei Viertelpodesten
(r) und (s) dreiläufige E-Treppe mit Halbpodest

Treppe gewendelt und mehrläufig repräsentativ

(t) einläufige Kreisbogentreppe
(u) einläufige Wendeltreppe mit Massivspindel
(v) einläufige Wendeltreppe mit Treppenauge bzw. Hohlspindel
(w) zweiläufige doppelte Wendeltreppe
(x) mehrläufige repräsentative Treppe mit mehreren Zwischenpodesten

Treppe in Y und S Form, Berliner Treppe

(y) Y-Treppe einläufig beginnend und zweiläufig endend
(z) Y-Treppe zweiläufig beginnend und einläufig endend
(α) einläufige S-förmige gerade Treppe mit zwei Viertelwendelungen
(β) Berliner Treppe
(λ) einläufige S-förmige Treppe

Pyramiden und Kegeltreppen

(δ) Pyramidentreppe positiv
(ε) Pyramidentreppe negativ
(φ) Pyramidentreppe auf 8eck-Grundriss positiv
(γ) Pyramidentreppe auf 8eck-Grundriss negativ
(η) Kegeltreppe positiv
(ι) Kegeltreppe negativ

Geradläufige Treppen

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Geradläufige Treppen sind Treppen, deren Treppenläufe gerade sind, also in keiner Form gewendelt. Alle Stufen haben dieselbe Form und Auftrittsbreite. Richtungsänderungen werden durch Treppenabsätze erreicht. Das ist die einfachste und am weitesten verbreitete Form einer Treppe.

Sehr steile geradläufige Treppen mit halbseitigen Trittstufen bezeichnet man als Raumspartreppe oder Sambatreppe.

Sind in einem Gebäude die Treppenläufe zu den Geschossen ohne Richtungsänderung hintereinander angeordnet, so spricht man auch von einer Himmelsleiter. Der Grund ist, dass man bei der Anordnung eines Fensters am obersten Ende den Eindruck hat, „in den Himmel“ zu steigen. Bei Freitreppen mit ähnlichem Effekt spricht man auch von Himmelstreppe.

Als Scherentreppe bezeichnet man geradläufige Treppen, die über mehrere Geschosse ineinander verschränkt sind. Sie entsprechen in der Funktion einer doppelläufigen Wendeltreppe, also einer Doppelhelix, sind aber im Grundriss orthogonal.

Gewendelte Treppen

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Als gewendelte Treppe (von Wendel = schraubenförmige Struktur) bezeichnet man alle Treppen, die nicht gradläufig sind. Die Treppenstufen haben durch Biegungen des Treppenlaufs unterschiedlich große Auftritte, sehr schmal am Treppenauge, sehr breit an der Außenwand des Treppenhauses. Die Lauflinie wählt der jeweilige Benutzer selbst.

Biegt der Treppenlauf um 90° ab, spricht man von viertelgewendelt, macht er eine 180° Biegung, spricht man von halbgewendelt. Bei allen höheren Winkeln spricht man von einer Wendeltreppe.

Siehe auch Liste antiker Wendeltreppen

Bildergalerie

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Treppen nach Material

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Folgende Treppentypen sind vor allem aufgrund ihrer Materialien unterscheidbar. Die aufgeführten Konstruktionen sind in der Regel spezifisch für dieses Material.

Mauerwerk

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Stahlbeton

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Diese kann eine Oberfläche aus allen als Bodenbelag geeigneten Stoffen haben. Die Massivtreppe kann ein vor Ort gegossenes Bauteil wie auch ein an den Einbauort geliefertes Fertigbauteil sein. Auch Kombinationen aus Fertigteil und Ortbeton sind möglich.

Holz

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Treppen aus Holz werden seit der Frühgeschichte verwendet. Zuerst waren es Baumstämme, bei denen die Äste wie die Sprossen einer Leiter benutzt wurden, dann einfache Konstruktionen wie der sogenannte Steigbaum, der auf der ganzen Welt zu finden war. Aus diesem wurde die Einholm-Sägezahntreppe mit aufgesattelten Stufen entwickelt. Zwischen diesen einfachen Konstruktionen und modernen Holztreppen gibt es unzählige Variationen.

Üblich sind Balkentreppen, bei denen die Trittstufen auf einem Balken aufliegen, der auch Holm genannt wird. Bei einer aufgesattelten Treppe liegen die Trittstufen auf Tragholmen, die sägezahnförmig ausgeschnitten sind, daher wird diese Konstruktion auch „Sägezahntreppe“ genannt.

Bei Wangentreppen werden die Holzstufen in der seitlich laufenden Treppenwange verankert. Man spricht von einstemmen oder einschieben. Die Holzstufen werden in passende Stemmlöcher oder Nuten eingeschoben. Die Stufen werden mit der Wange verleimt und/oder verschraubt. Alternativ kann die Nut auch als Schwalbenschwanznut ausgebildet sein. Man unterscheidet zwischen halb und voll gestemmten Treppen. Bei der halb gestemmten Treppe entfällt die Setzstufe. Setzstufen können die Treppe nach unten abschließen, alternativ werden Bretter in eine durchgehende Nut in den Wangen eingesetzt, die dann eine weitgehend glatte Untersicht ergeben.

Möglich sind auch Bolzentreppen, bei denen jede Holzstufe mit der vorherigen und nächsten Stufe mit verspannten Bolzen verbunden ist.

Beim Faltwerk sind die einzelnen Trittstufen kraftschlüssig mit den Setzstufen verbunden und wandseitig mit Stahlbolzen befestigt.

Die handwerkliche Holztreppe wird vom Tischler oder Zimmerer gefertigt.

Gusseisen

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Gusseiserne Treppen waren zu Beginn der industriellen Fertigung sehr beliebt. Heute findet man gusseiserne Treppen überwiegend als dekorative Spindeltreppen.

Stahl

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Bei der Stahltreppe sind die tragenden Teile wie Treppenwangen oder Treppenholme aus Profilstahl oder aus Stahlrohr gefertigt. Die Stufen können gefertigt sein aus Metall (Gitterroste oder Riffelbleche), Naturstein, Beton, Holz, Panzerglas oder einem Materialmix (z. B. estrichverfüllte Wannenstufen aus Blech). Die Treppengeländer und Handläufe können ebenfalls aus Stahl gefertigt sein. Stahltreppen im Außenbereich werden in der Regel durch Feuerverzinken vor Korrosion geschützt.

Häufig findet man Stahltreppen im Industrie- und Gewerbebau und Not- oder Feuertreppen. Stahl ermöglicht relativ filigrane Konstruktionen. Manche Treppen werden (z. B. wegen der hochwertigen Anmutung) aus rostfreiem Edelstahl statt aus verzinktem Stahl gebaut.

Glas

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Seit in der Glasforschung Verbundgläser mit hoher Tragfähigkeit entwickelt wurden, experimentieren Architekten mit Glas als Material für Treppen. Als Stufenmaterial ist Glas inzwischen weit verbreitet, meist ist das Tragwerk der Treppe aus Stahl. Inzwischen gibt es weltweit jedoch auch einige Treppen, die ganz aus Glas sind. Aufgrund der hohen Kosten sind das allerdings Ausnahmen, die nur bei sehr hochwertigen Innenarchitekturen (zum Beispiel für Nobelboutiquen) zum Einsatz kommen.

Bildergalerie

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Treppen nach Konstruktion

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Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Treppenläufe lagern kann.

Freitragende Treppen

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Treppen mit Auflager oben und unten nennt man 'freitragend'. Auch zweiläufige U-Treppen, bei denen das Zwischenpodest keinerlei Auflager hat, nennt man freitragend.

Balkentreppen

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Bei Balkentreppen liegen die Trittstufen auf einem Träger auf, der auch Holm genannt wird. Der Träger besteht meist aus Holz, Brettschichtholz, Stahl oder Stahlbeton.

Einholmtreppen sind Treppen mit nur einem tragenden Balken aus Holz oder Stahl, auf dem die Stufen aufgesattelt sind. Die Trittstufen müssen kippsicher auf dem Holm befestigt sein, was durch Verstrebungen erreicht werden kann. Der Holm muss neben der Biegebelastung auch eine Drehbelastung aufnehmen können. Da der Holm meist in der Mitte der Treppe angeordnet ist, wird diese Konstruktion auch Mittelholmtreppe genannt. Die Zweiholmtreppe ist eine Treppe mit zwei tragenden Balken.

Werden die Stufen massiv ausgeführt, egal ob in Holz, Naturstein, Betonwerkstein oder Stahlbeton, so spricht man auch von einer Blockstufentreppe.

Wangentreppen

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Eine Wange ist das tragende, schrägliegende Bauteil links und rechts der Treppenstufe. Die linke Wange ist dabei die beim Hinaufgehen links liegende Wange. Als innere Wange, Freiwange oder Lichtwange wird die am Treppenauge liegende Wange bezeichnet. Die Wandwange liegt direkt an der Wand an oder ist mit einem Abstand von max. 6 cm von der Wandoberfläche abgerückt.

Eine Stufenwange hat keine über die gesamte Treppenlauflänge durchgehende schräge Ober- und Unterkante. Die Ober- und Unterkante der Stufenwange ist vielmehr in einem gleichmäßigen parallelen Abstand zu den Stufen und Setzstufen und hat somit ein stufenförmiges Aussehen.

Ein Krümmling oder Kröpfling ist die gebogene Verbindung von zwei gegenläufigen Wangen oder Handläufen.

Den im Bild (Fig. 12. links) sichtbaren senkrechten Pfosten, an dem das Treppengeländer beginnt, nennt man Antrittpfosten. Er kann kunstvoll verziert sein, wird aber bei modernen Treppen eher nüchtern ausgeführt.

Die im Bild (Fig. 13. rechts) sichtbare senkrechte Holzsäule mit dem Abhängling gehört zu den Hängesäulen.

Andere Konstruktionsarten

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Bei einer Kragstufentreppe sind die Stufen einseitig an bzw. in der Treppenhauswand als Kragarm befestigt. Die Treppenstufen sind meist Naturstein- oder Stahlbeton-Blockstufen.

Bei einer Abgehängten Treppe, auch als Harfentreppe bezeichnet, werden die Stufen an dünnen Seilen oder Stäben aus Edelstahl oder anderen geeigneten Materialien von der Decke abgehängt. Die Seile bzw. Stäbe sind meist zum Boden hin abgespannt. Diese Treppenart kann auch als Treppe mit tragendem Geländerholm ausgeführt werden. Hier übernimmt der bohlenförmige Holm, der zugleich auch als Handlauf genutzt wird, die anfallenden Kräfte der Abhängung. Das harfenähnliche Aussehen dieser Konstruktion gibt ihr den Namen.

Bei Schwebetreppen oder Schwebestufen werden die einzelnen Stufen kraftschlüssig mit der Wand verbunden und „schweben“ im Raum.

Bildergalerie

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Tragsysteme

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Entsprechend der Vielzahl von Treppengeometrien ist eine Vielzahl von statischen Tragsystemen möglich. Für den Lastabtrag sind dabei als Vertikallasten neben dem Eigengewicht der Konstruktion die Verkehrslasten auf der Treppe zu berücksichtigen. Zusätzlich sind horizontale Lasten auf Geländer oder Holme und bei Treppen, die der Witterung ausgesetzt sind, Windlasten zu beachten.

Normen und Vorschriften

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Die für den Treppenbau in Deutschland relevanten Normen und Vorschriften sind:

DIN 18065

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Baurechtlich notwendige Treppen

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Bei Wohngebäuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen gelten weniger strenge Regeln.

ASR A2.3

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Die Arbeitsstättenrichtlinie ASR A2.3[6] nennt Mindestbreiten von Fluchtwegen, die insofern auch für die notwendigen Treppen gelten, welche in den Bereich der Richtlinie fallen.

BGI/GUV-I 561 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)

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Beleuchtungsstärke

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In der Regel „Natürliche und künstliche Beleuchtung von Arbeitsstätten“ (BGR 131) sowie der DIN EN 12464 „Beleuchtung von Arbeitsstätten“, Teil 1 „Arbeitsstätten in Innenräumen“ wird eine Nennbeleuchtungsstärke von wenigstens 150 Lux genannt.

Treppenforschung

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Begründer der Treppenforschung (Sacalalogie) war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Architekt, Denkmalpfleger und Hochschullehrer Friedrich Mielke (1921–2018). Sein Treppen-Nachlass befindet sich seit 2012 als Friedrich-Mielke-Institut für Scalalogie in der Architektur-Fakultät der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg[7] und umfasst Mielkes Treppen-Fachbibliothek mit mehr als 500 Titeln, etwa 15.000 Dossiers über Treppen aus allen Ländern, etwa 35.000 Bilder sowie zahlreiche Pläne und Aufmaße von Treppen und Geländern. Hinzu kommen Modelle sowie eine Sammlung von Treppen- und Geländeroriginalteilen.[8]

Literatur

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  • Ulrich Fromann: Von stolzen Stufen und Hintertreppen. Eine kleine Kulturgeschichte der Treppe. Berg-Sternberger See 1968.
  • Georg Hensel: Zwang und Freiheit der Stufen. Bemerkungen zur Dramaturgie der Treppe. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. September 1983, S. BuZ6.
  • Friedrich Mielke: Die Geschichte der Deutschen Treppen. Verlag Wilelm Ernst & Sohn, Berlin und München 1966.
  • Friedrich Mielke: Treppen der Gotik und Renaissance (= Scalalogia, Bd. 9). Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege Probstei Johannesberg, Fulda 1999, ISBN 978-3-931991-22-7.
  • Scalalogia. Schriften zur internationalen Treppenforschung. Herausgegeben von der Gesellschaft für Treppenforschung, 20 Bände, 1985–2011. (Titel: Treppen in Eichstätt, Treppen in Breslau, Treppen in Wien, Treppen in Ingolstadt, Treppen in Potsdam, Treppen der Gotik und Renaissance, Treppen in der Kunst, Geistige Treppen - Treppen des Geistes, Steinerne Wendeltreppen in türkischen Minaretten, Treppen im Modell, Treppen in Nürnberg, Mensch und Treppe, Schüler sehen Treppen, Ein Fotograf sieht Treppen, Wilde Steige, Treppen der Welt)
  • Hannes Böhringer: Lehne und Geländer. In: Sebastian Hackenschmidt (Hrsg.): Möbel als Medien. Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Dinge. Transcript, Bielefeld 2011, S. 229–231.
  • Arthur Engelbert: Die Treppe. Eine kulturgeschichtliche und medienkritische Studie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2014, ISBN 978-3-8260-5525-6.
  • Wendelin Mühr: Treppenanlagen, IM DETAIL - Gestaltung barrierefreier Verkehrsraum, Teil 1: Erschließung öffentlicher Raum, ISBN 978-3-00-067612-3
  • Wolfgang Diehl Scala: Moderne Treppen, Bruderverlag, ISBN 978-3-87104-169-3, 2008.
  • Thomas Drexel: Neue Treppen, Verlag Callwey, ISBN 3-7667-1387-6, 2000.
  • Eva Jiricna: Moderne Treppen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-03262-9, 2001.
  • Willibald Mannes: Schöne Treppen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-03015-4, 1999.
  • Willibald Mannes: Treppen-Skizzen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-02981-4, 1990.
  • Tieleman van der Horst: Treppen-Bau-Kunst (1793), Reprint der Ausgabe von 1763, Herder Verlag, Freiburg, ISBN 3-451-05339-X, 2003.
  • Norbert Stannek: Die Treppen des Bergischen Landes – Gestaltung und Technik, Ing.-Diss., RWTH Aachen, 1990.
  • Holz
  • Fritz Engelmann: Treppen in Holz, Bruderverlag, ISBN 3-87104-082-7, 1991, 3. Aufl.
  • Willibald Mannes: Der handwerkliche Holztreppenbau, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-03028-6, 1992.
  • Bund Deutscher Zimmermeister und BHKH: Handwerkliche Holztreppen (Regelwerk Treppenbau), Copyright BDZ, BHKH, ISBN 3-930714-42-6.
  • Ursula Baus, Klaus Siegele: Holztreppen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-03291-2, 2001.
  • Walter Ehrmann, Wolfgang Nutsch, Dittmar Siebert: Holztechnik – Der Holztreppenbau, Verlag Europa-Lehrmittel, ISBN 978-3-8085-4105-0, 2008, 5. Aufl.
  • Ludwig Rödler: Der Holztreppenbau, Reprint Verlag:, Leipzig, ISBN 3-8262-1813-2, 4-2003.
  • Metall
  • Werner Klevenz: Einfache Treppenkonstruktionen aus Metall, Verlag Coleman
  • Ursula Baus, Klaus Siegele: Stahltreppen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-03170-3, 1998.
  • Diverse Materialien
  • Wolfgang Diehl: Neue Wege im Treppenbau. Holz – Stahl – Glas, Bruderverlag, ISBN 3-87104-095-9, 1995.
  • Karl Hartisch: Treppen in Stahl, Beton und Holz, Krämer Verlag, Stuttgart, ISBN 3-7828-1125-9, 1993.

Film

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Siehe auch

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Commons: Treppen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Treppe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Stiege – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. DIN 18065 Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Hauptmaße, Ausgabe März 2015, Absatz 3.1 in Verbindung mit Absatz 3.5
  2. F. E. Barth, J. Reschreiter: Neufund einer bronzezeitlichen Holzstiege im Salzbergwerk Hallstatt, in: Archäologie Österreichs 16/1 (2005) S. 27ff.
  3. Details der Stiegenübersiedlung sind nachzulesen im Stiegenblog der Hallstatt-Forschung auf http://hallstatt-forschung.blogspot.co.at/
  4. Information Treppen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), abgerufen im Juni 2016
  5. Arbeits-Sicherheits-Information ASI 4.06 - Treppen@1@2Vorlage:Toter Link/vorschriften.portal.bgn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe
  6. ASR A2.3 "Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan" (PDF-Datei, 58 KB), abgerufen im Juni 2016
  7. Friedrich-Mielke-Institut für Scalalogie. In: architektur.oth-regensburg.de. Abgerufen am 2. Dezember 2023 (Kapitel: Organisation des Instituts).
  8. Friedrich-Mielke-Institut für Scalalogie. Unterkapitel: Sammlung. In: architektur.oth-regensburg.de. Abgerufen am 3. Dezember 2023.