1974 gründete Zimmermann das Dresdner „Studio Neue Musik“, aus dem 1986 in Dresden-Loschwitz das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik hervorging, das sich als Forschungszentrum und Ausrichter von Konzerten und Festivals (Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik) einen internationalen Ruf in der Szene der Neuen Musik erworben hat. 2004 überführte er es in das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das er bis 2008 als Intendant leitete.
1985 bis 1990 leitete Zimmermann die Werkstatt für zeitgenössisches Musiktheater an der Oper Bonn. Von 1990 bis 2001 war er Intendant der Oper Leipzig; auch hier galt sein Engagement besonders dem Musiktheater des 20. Jahrhunderts, zahlreiche Uraufführungen u. a. von Karlheinz Stockhausen, Dieter Schnebel und Jörg Herchet fanden in dieser Zeit statt, das Opernhaus wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Hälfte seiner Neuproduktionen waren moderne Stücke und Uraufführungen, die mit namhaften Persönlichkeiten des Regietheaters – so zum Beispiel Ruth Berghaus, Peter Konwitschny, George Tabori – zum Erfolg beitrugen.[5]
1997 bis 2011 hatte er die künstlerische Leitung der Reihe musica viva des Bayerischen Rundfunks inne und brachte hier in den 14 Jahren seines Wirkens 175 Werke zur Uraufführung.[6] Von 2001 bis 2003 war er Generalintendant der Deutschen Oper Berlin. Von 2004 bis 2008 entwickelte er als Gründungsintendant des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau u. a. in Zusammenarbeit mit dem Choreografen William Forsythe das historische Festspielhaus Hellerau zu einem wichtigen Standort für die zeitgenössischen Künste.
Ab 2009 war Zimmermann mit Saskia Leistner verheiratet. Seiner ersten Ehe (1967–1970) mit Kristina Mann entstammt die Schauspielerin Claudia Michelsen; seiner zweiten Ehe (1970–2007) mit Elżbieta Holtorp entstammen zwei Söhne. Er lebte in Dresden und starb im Oktober 2021.
Udo Zimmermann war Bruder des Journalisten, Schriftstellers und Librettisten Ingo Zimmermann.
Zimmermanns Hauptaugenmerk galt dem Musiktheater, er schrieb mehrere Opern, von denen die Weiße Rose (1986) über die Geschwister Scholl internationalen Erfolg hatte; mit weit über 200 Produktionen seit ihrer Uraufführung ist sie eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern. Die Ästhetik der Stille übernimmt hier den Ausdruck des Abstrakten und fordert die Bewusstwerdung und Rückbesinnung des Individuums auf sich selbst, gegen das Verschweigen der NS-Zeit und als Appell für eine weltoffene Gesellschaft der Zukunft.[7] Weitere Werke dieser Gattung sind u. a. Levins Mühle (nach dem Roman von Johannes Bobrowski), Der Schuhu und die fliegende Prinzessin (nach einem Märchen von Peter Hacks) und Die wundersame Schustersfrau (nach Federico García Lorca).
Er schrieb außerdem Kammermusik sowie Vokal- und Orchesterwerke. Stilistisch rechnet man ihn zur Neuen Musik; seine musikalische Ausdrucksbreite war vielfältig und orientierte sich an einer jeweiligen plastischen Umsetzung der kompositorischen Aufgabe. Nach einer zwölfjährigen Schaffenspause aufgrund seiner umfangreichen Aufgaben als Intendant war er erst ab 2009 wieder kompositorisch aktiv, u. a. mit zwei Solokonzerten für den Cellisten Jan Vogler (2009) und die Geigerin Elena Denisova (2013).
Sonetti amorosi für Alt, Flöte und Streichquartett, Text: Gaspara Stampa (1966)
Ein Zeuge der Liebe die besiegt den Tod. Gesänge für Sopran und Kammerorchester nach Tadeusz Ròzewicz (1972)
Psalm der Nacht, für sechzehnstimmigen Frauenchor, Männerstimmen, Schlagwerk und Orgel nach Texten von Nelly Sachs und des 130. Psalms De profundis (1976)
Hymne an die Sonne für Sopran, Altflöte und Cembalo nach Heinrich von Kleist (1977)
Wenn ich an Hiroshima denke. Liederzyklus für Sopran und Orchester bzw. Klavier nach Texten von Sadako Kurihara (1981/82)
Weiße Rose (1986, Kammeroper, Szenen für zwei Sänger und 15 Instrumentalisten nach Texten von Wolfgang Willaschek, UA 27. Februar 1986, Opera Stabile, Hamburg)
Zimmermann, Prof. Udo. In: Wilfried W. Bruchhäuser: Komponisten der Gegenwart im Deutschen Komponisten-Interessenverband. Ein Handbuch. 4. Auflage. Deutscher Komponisten-Interessenverband, Berlin 1995, ISBN 3-555-61410-X, S. 1452.
Felicitas Nicolai: Udo Zimmermann. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Loseblattsammlung. Edition Text & Kritik, München 1996.
Saskia Zimmermann und Matthias Herrmann (Hrsg.): Ich bin ein Theatermensch. Udo Zimmermann – Erinnerungen und Dokumente. Breitkopf & Härtel Leipzig/Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-7651-0513-5.
↑Biografische Daten von Udo Zimmermann. In: Wer ist Wer – Das deutsche Who’s Who 2010/2011. 50. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Verlagsgruppe Beleke, Lübeck 2010, ISBN 978-3-7950-2050-7.
↑Udo Zimmermann im Gespräch mit Attila Kornel, 9. Februar 2015, zitiert nach: Attila Kornel: „Tief unter uns nur Schweigen.“ – Die Ästhetik der Stille in Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“. In: Die Tonkunst, Magazin für klassische Musik und Musikwissenschaft, Jg. 11, Nr. 3, Juli 2017, S. 368–377.
↑Reinhard J. Brembeck: Udo Zimmermann ist tot. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
↑Attila Kornel: „Tief unter uns nur Schweigen.“ – Die Ästhetik der Stille in Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“. In: Die Tonkunst, Magazin für klassische Musik und Musikwissenschaft, Jg. 11, Nr. 3, Juli 2017, S. 368–377.