Wolf-Dieter Storl (2016)

Wolf-Dieter Storl (* 1. Oktober 1942 in Crimmitschau in Sachsen) ist ein deutschamerikanischer Kulturanthropologe, Ethnobotaniker und Buchautor. Storls Publikationen beschäftigen sich vor allem mit Ethnobotanik, Ethnomedizin, traditioneller Phytotherapie und Kulturökologie. Auch indische Religiosität, biologische Landwirtschaft und Gartenbau gehören mit zu dem Themenkreis.

Leben

Storl wuchs in Deutschland auf. Als Elfjähriger wanderte Storl mit seinen Eltern nach Amerika aus und lebte bis zu seinem Studium im ländlichen Ohio.[1] Dort erwachte sein Interesse an der Natur.

Nach Erlangen des Bachelor-Abschlusses für Anthropologie (1966) an der Ohio State University wurde Storl Assistent für Kulturanthropologie an der Kent State University (Ohio). Zugleich führte er eine Feldforschung mittels teilnehmender Beobachtung (participant observation) in einer traditionellen Spiritistensiedlung durch. (Masters-Thesis, The Structural Analysis of a Spiritualist Camp).[2] Nach der Verleihung des MA (Soziologie) wurde er von derselben Universität zum vollamtlichen Dozenten für Soziologie und Anthropologie berufen. Im Jahr 1970 folgte ein Aufbaustudium (post-graduate studies) in Völkerkunde an der Universität Wien und er fungierte als Gastdozent am Institute for International Studies (Palais Kinski, Wien).[3]

Als amerikanischer Fulbright-Stipendiat (American Exchange Scholarship Program, 1973 bis 1974) promovierte Storl zum Dr. phil (magna cum laude) an der Universität Bern (Schweiz) im Jahr 1974.[4] 1975 bis 1978 war er als Soziologie- und Anthropologiedozent in Oregon (R.C. College) tätig, wo er auch als Facuilty Advisor for Native American Students fungierte und zugleich einen Lehrgarten für biodynamische Landwirtschaftsweise an der Universität einrichtete.[5] 1978 bis 1979 war er Gastdozent für Kulturökologie an der Universität Bern (Schweiz) und führte Feldforschung im Emmental und im Département Charente-Maritime durch. 1980 bis 1982 leitete Storl den biodynamischen Garten der Camphill Gemeinschaft in Village Aigues Vertes, Bernex (Kanton Genf) und war Seminarlehrer am Séminaire pour la Formation de Socio-Therapeuts am selben Ort. 1982 bis 1984 war er Visiting Scholar an der Benares Hindu University (BHU) in Uttar Pradesh, Indien.[6] Es folgten Studienreisen und ethnoreligiöse Feldforschung in Bangladesch, Burma, Thailand, China und Japan. 1984 bis 1985 war Storl Lehrbeauftragter an der Sheridan College in Wyoming, wo er Ethnobotanik, Ethnomedizin, Religionsethnologie, Native American Culture las und zugleich Kontakt mit den Medizinleuten (Bill Tallbull, George Elkshoulder) der Cheyenne, zwecks ethnobotanischer Datenerhebung, pflegte.[7] 1985 bis 1986 lebte Storl mit seiner Frau Christine in Kerala, Nordindien und Nepal, zwecks Datenerhebung zum Thema Shivaismus und Kulturökologie.

Storl ist Buchautor. Er leitet Pflanzenseminare, ethnobotanische Workshops, Kräuterwanderungen und spricht auf Tagungen und Symposien.[8]

Privates

Storl ist mit einer US-Amerikanerin aus Wyoming verheiratet. Gemeinsam haben sie einen Sohn und eine Tochter.[9] Die Familie wohnt seit 1988 im westlichen Allgäu auf einem abgelegenen Einödhof, einem ehemaligen Rittersitz.[10]

Kritik

Storls Thesen zur naturheilkundlichen Heilung von Borreliose, welche er in seinem Buch Borreliose natürlich heilen vorstellt – eine Krankheit, unter der Storl nach eigener Aussage selbst litt – zog Kritik auf sich.[11][12]

In Interviews bezeichnete Storl bestimmte Publikationen als Hetzkampagne gegen die Pflanzenheilkunde und widersprach der krebserregenden Wirkung von Pyrrolizidinalkaloiden in Beinwell und Huflattich auf die Leber, bei normalem Gebrauch.[13]

Seine Ansichten zur Klimakrise in einem Interview des umstrittenen YouTube-Kanals KenFM stießen auf Kritik. Darin bezeichnete er CO2 als „Gas des Lebens“, welches der Natur „gut tue“.[14]

Veröffentlichungen

Bücher

Hörbücher

Video

Einzelnachweise

  1. Wolf-Dieter Storl. Abgerufen am 3. März 2023.
  2. Wolf-Dieter Storl: The Structural Anthropology of a Spiritualist Camp. Kent, Ohio. Kent State University Graduate School. August, 1967.
  3. Franz-Theo Gottwald, Christian Rätsch (Hrsg.): Rituale des Heilens. AT-Verlag, Aarau Schweiz 2000, ISBN 3-85502-699-8, S. 214.
  4. Wolf-Dieter Storl: Shamanism among Americans of European Origin: A Case Study in Diffusion and Convergence. Inauguraldissertation der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Bern. Bern, 1974.
  5. Wolf-Dieter Storl: Ich bin ein Teil des Waldes. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-440-13912-7, S. 176f.
  6. Wolf-Dieter Storl: Shiva, the Wild God of Power and Ecstasy. Inner Traditions, Rochester, Vermont 2004, ISBN 1-59477-014-X.
  7. Wolf-Dieter Storl: Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten. Aurum, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-89901-821-9, S. 158ff.
  8. Akademie • storl.de. In: storl.de. Abgerufen am 3. März 2023 (deutsch).
  9. Aussage in Ö1-Menschenbilder (nur Audio, nicht auf der zugehörigen Ö1-Webseite).
  10. "Ich bin ein Teil des Waldes" - Wolf-Dieter Storl. In: Ö1.ORF.at in der Reihe Menschenbilder, 9. September 2012. Abgerufen am 9. September 2012.
  11. Anna Klott: Fahrlässige Tipps gegen Borreliose. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. August 2007.
  12. Martin Koradi: Karde & Borreliose-Therapie nach Storl: Beiträge zur Debatte 4. Auf: heilpflanzen-info.ch, 25. Februar 2009.
  13. Wolf Dieter Storl: Pharmazeutische Industrie & Heilkräuter. Auf youtube.com, 24. September 2009.
  14. Christian Kreil: Esoterik Adventkalender, Tür 7: Der Waldschamane sagt die Klimakrise ab. In: Der Standard, 7. Dezember 2019.